Karateka Bettina Plank muss olympisch die Klasse wechseln.

Foto: KARATE AUSTRIA/MARTIN KREMSER

Business as usual ist kein olympisches Motto, dennoch versuchen sich Österreichs Sportlerinnen und Sportler ungeachtet der Corona-Neuigkeiten auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Das fällt gewiss nicht leicht. Die Zahl der seit 1. Juli im Umfeld der Spiele positiv Getesteten stieg bis Dienstag auf 67, im olympischen Dorf wurden bisher vier Fälle registriert. Die Organisation glaubt allerdings, dass sich die bis jetzt positiv getesteten Sportler nicht im Dorf selbst, sondern noch vor ihrer Abreise nach Japan infiziert haben. Toshiro Muto, Chef des Olympischen Komitees (OK), schloss dennoch eine kurzfristige Absage des Events in einer Pressekonferenz nicht aus.

Um viele Medaillenchancen fiele Österreich im Fall des Falles nicht um. Karl Stoss, der Chef des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), wünscht sich drei Dekorationen, nachdem es bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro nur zu einmal Bronze im Segeln –Tanja Frank und Thomas Zajac im Nacra17 – gereicht hatte.

Neue Hoffnungen

Fünf Jahre später sportelt in einem neuen olympischen Bewerb Österreichs heißestes Eisen. Der Tiroler Kletterer Jakob Schubert steht im Aomi Urban Sports Park als Weltmeister 2018 und Vizeweltmeister 2019 in der Kombination aus Vorstieg, Boulder und Lead auf jeder Medaillenrechnung. Der großte Tag des 30-jährigen Innsbruckers könnte der 5. August werden.

Ebenfalls neu im Programm ist Karate. Und auch da darf Österreich auf einen Podestplatz hoffen. Allerdings muss die Vorarlbergerin Bettina Plank, in der Klasse bis 50 Kilogramm Weltklasse, bei Olympia im Nippon Budōkan bei den maximal um fünf Kilo schwereren Frauen antreten, was ihre Chancen doch deutlich schmälert.

Leise Hoffungen bestehen auf die erste Medaille seit Sydney 2000 in der ältesten olympischen Sportart, der Leichtathletik. 21 Jahre nach Silber für Stephanie Graf über 800 Meter könnte Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger im Olympiastadion seine Zugehörigkeit zur einschlägigen Elite demonstrieren. Im Siebenkampf der Frauen zählen die ebenfalls bei der WM 2019 mit Bronze erfolgreiche Verena Mayr sowie Ivon Dadic zumindest zum erweiterten Kreis der Podestanwärterinnen. Schon früh anschreiben und damit krampflösend wirken könnte Schwimmer Felix Auböck. Der Vizeeuropameister zählt im Tokyo Aquatics Centre über 400 Meter Kraul zum größeren Kreis der Medaillenanwärter. Das Finale am 25. Juli sollte in jedem Fall drinnen sein.

Wasser auf den Mühlen

Olympisch unberechenbar ist von jeher Österreichs Ruderflotte. Magdalena Lobnig, in Rio de Janeiro im Einer-Finale, sticht heraus und ist in jedem Fall für eine Medaille gut, zumal der Kärntnerin das unruhige Wasser am Sea Forest Waterway in der Bucht von Tokio besonders entgegenkommen soll.

Die Segelflotte, in den vergangenen zehn Spielen für dreimal Gold, viermal Silber und einmal Bronze verantwortlich, versucht vor Enoshima, 40 Kilometer südwestlich von Tokio, ihrer großen Tradition gerecht zu werden. Ähnliches gilt für die Judoka, die quasi in der Wiege ihres Sports, dem Nippon Budōkan, zugange sind.

Während seine Sportlerinnen und Sportler noch trainieren, kam ÖOC-Boss Stoss schon am Dienstag zum Auftakt der 138. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zum Einsatz. Die Delegierten folgten einem Vorschlag von IOC-Präsident Thomas Bach, dem olympischen Motto "schneller, höher, stärker" ein "gemeinsam" beizufügen. (lü, 21.7.2021)