Die Auswertung von Daten der Dating-App Grindr führte zum unfreiwilligen Outing eines katholischen Geistlichen.

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Ein Fall aus den USA zeigt, was passieren kann, wenn sensible Daten in die falschen Hände gelangen. Ein katholisches Newsletter-Portal gelangte an App-Daten. Deren Auswertung gipfelte schließlich im erzwungenen Outing eines hochrangigen Priesters und dessen Rücktritt von seinen Ämtern, berichtet die "Washington Post".

Was war passiert? Die katholische Newsletter-Plattform "The Pillar" ist an Daten gelangt, die der an LGBTQI-Personen gerichteten Dating-App Grindr zugerechnet werden, die speziell unter homosexuellen Männern beliebt ist. Das Medium erhielt den Informationsbestand nach eigenen Angaben von einem nicht näher genannten Datenhändler und ließ deren Echtheit von einem unabhängigen Unternehmen verifizieren. Ob für die Weitergabe der Daten Geld floss, ist unklar.

Unterwegs auf Grindr

Enthalten waren Informationen über zwei jeweils 26 Wochen lange Zeitabschnitte im Jahr 2018 bzw. zum Jahreswechsel 2019 auf 2020. Bei der Auswertung fand man auch Daten, die man auf den Priester zurückführen konnte. Dieser soll nicht nur fast täglich auf Grindr aktiv gewesen sein, sondern auch immer wieder Bars für schwules Publikum frequentiert haben – auch während Dienstreisen für die US Conference of Catholic Bishops (USCCB), in deren Leitung der Geistliche involviert war.

Am Dienstag meldete die USCCB, dass der Betroffene seinen Rücktritt eingereicht habe, nachdem Medienberichte über "ungebührliches Verhalten" veröffentlicht worden waren. The Pillar hatte die Informationen an die USCCB weitergegeben und in weiterer Folge berichtet. Danach machte die Nachricht schnell in anderen katholischen Medien die Runde.

Offiziell "achtet" die katholische Kirche zwar homosexuelle Menschen, billigt aber "homosexuelles Verhalten" nicht und spricht sich auch gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften aus. 2020 wurde öffentlich, dass der jetzige Papst Franziskus eingetragenen Partnerschaften positiv gegenüberstehe. Im vergangenen März positionierte sich die Glaubenskongregation des Vatikan jedoch gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Geistliche müssen gemäß zölibatären Geboten leben. Homosexuelle können nicht zu Priestern geweiht werden.

Beständiges Problem

Der Handel mit Nutzerdaten aus Apps ist Privacy-Experten schon länger ein Dorn im Auge. Wenngleich Anbieter, die dies praktizieren, normalerweise direkt identifizierende Informationen wie Telefonnummern oder Namen entfernen, ist der Bestand oft immer noch vollständig genug, um Einträge mit etwas Mühe und eventuell auch der Kombination mit anderen Datensätzen doch wieder auf einzelne Personen zurückzuführen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es vielerorts an klaren Regulierungen fehlt und sich die Daten, wenn einmal verkauft, selbst auf dem Rechtsweg kaum noch aus dem Spiel nehmen lassen. Oft wandern die Informationen über mehrere Händler an ihre Abnehmer. (gpi, 21.7.2021)