So hätte das Denkmal für homosexuelle NS-Opfer aussehen sollen. Nun wird es doch nicht realisiert.

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Wien – Die Errichtung eines Denkmals für homosexuelle NS-Opfer in Wien wird neu ausgeschrieben. Denn der britische Künstler Marc Quinn hat seinen – vor rund einem Jahr präsentierten – Entwurf zurückgezogen. Das teilte das Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Mittwoch mit. Ursprünglich war geplant, heuer im Resselpark überdimensionale Hände zu errichten, die auf einem verspiegelten Tisch hätten postiert werden sollen.

Quinn habe angesichts der aktuellen Lage von einer Realisierung Abstand genommen, hieß es. Er habe seine Absage wie folgt begründet: "Angesichts der aktuellen globalen Lage und im Bewusstsein, wie viele Ressourcen in die Umsetzung des Gesamtkonzepts des Kunstwerks einfließen, bin ich nicht in der Lage mit Gewissheit zu sagen, wann eine Fertigstellung möglich sein wird. Mit Bedauern und meinem größten Respekt vor allen am Projekt beteiligten Personen ziehe ich mich zurück, damit die Stadt Wien den nächsten Schritt zur Umsetzung dieses wichtigen Denkmals setzen kann."

Die Stadt werde daher eine neue Ausschreibung starten, die in einem zweistufigen Verfahren ein neues Siegerprojekt ermitteln wird, hieß es in der Aussendung. Die Initiative Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR) und die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen werden demnach so rasch wie möglich eine neue Ausschreibung vorbereiten. Die Auswahl des Siegerprojektes wird durch eine internationale Jury erfolgen.

Entscheidung des Künstlers

Das Gesamtbudget von 300.000 Euro wird von der Stadt und dem Nationalfonds der Republik Österreich zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist bereits früher mit Hürden konfrontiert worden. Ursprünglich hätte das Mahnmal am Morzinplatz errichtet werden sollen. Doch das Vorhaben war auf dem Areal technisch nicht umsetzbar

Wiens Kulturstadträtin drückte ihr Bedauern über die Absage aus. Sie habe in der Angelegenheit auch mehrmals mit dem Künstler gesprochen, verstehe und respektiere aber seine Entscheidung, berichtete sie. "Ein Kunstwerk ist immer eng mit dem ihm zugrundeliegenden künstlerischen Prozess verknüpft. Kann dieser künstlerische Prozess nicht stattfinden, aus welchen Gründen immer, dann wirkt sich das auch auf das originäre Kunstwerk aus. Insofern kann ich die Haltung des Künstlers nachvollziehen und es spricht auch für seine Integrität, wenn er unter geänderten Umständen, verursacht durch die weltweite Situation, seine Idee zurückzieht", sagte Kaup-Hasler.

Künstler Marc Quinn war unter anderem durch seine Statue "Alison Lapper Pregnant" bekannt geworden, die 2007 auf einem Pfeiler am Trafalgar Square in London postiert wurde. Für Aufsehen sorgte er auch mit einem Kopf aus gefrorenem Blut. Die in den 1990er-Jahren geschaffene Skulptur trägt den Titel "Self" ("Selbst"). (APA, 21.7.2021)