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Die israelische Spionagefirma NSO hat eine Ausspähung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron durch ihre Software Pegasus ausgeschlossen. "

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Die NSO Group hat ihren Hauptsitz nahe Tel Aviv.

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Die israelische Spionagefirma NSO hat eine Ausspähung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron durch ihre Software Pegasus ausgeschlossen. "Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass Präsident Macron kein Ziel war", sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Unternehmen am Mittwoch im israelischen Fernsehen. Die Firma bezeichnete sich als Opfer einer "bösartigen und verleumderischen" Kampagne und kündigte an, keine Fragen der Medien mehr beantworten.

Die Tatsache, dass ein Name auf der Liste auftaucht, bedeute "nicht unbedingt, dass er von Pegasus ins Visier genommen wurde", sagte der NSO-Mitarbeiter. Zuvor war die Vermutung aufgekommen, dass auch der französische Präsident von der internationalen Spähaktion mithilfe von Pegasus betroffen sein könnte. Eine seiner Handynummern tauchte auf einer bekanntgewordenen Liste mit 50.000 Telefonnummern auf, wie das hinter den Enthüllungen stehende Reporter-Netzwerk Forbidden Stories mitteilte.

Marokko bestreitet Involvierung

Nachdem bekannt wurde, dass Macrons Name auf der Liste steht, fiel der Spionage-Verdacht auf Marokko. Die marokkanische Regierung kündigte daraufhin nun rechtliche Schritte gegen jeden an, der Rabat mit der Ausspähung durch Pegasus in Verbindung bringt. Das Land verurteile die "irreführende" Medienkampagne aufs Schärfste, meldete die staatliche Nachrichtenagentur MAP am Mittwoch unter Berufung auf eine Regierungserklärung.

Schwere Vorwürfe

Mit der Software Pegasus sollen nach Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, Politikern und Geschäftsleuten ausgespäht worden sein. Eine von Macrons Mobilfunknummern stehe auf einer Liste eines marokkanischen Sicherheitsdienstes für eine mögliche Ausspähung, berichtete die Tageszeitung "Le Monde". Aus Kreisen von Macrons Amtssitz hieß es, dass die Medieninformationen nicht bedeuteten, dass Macrons Handy tatsächlich ausgespäht wurde. Nach Medienberichten soll auch der marokkanische König Mohammed VI. auf der Liste potenzieller Ziele stehen.

Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Smartphone-Software, um weitreichenden Zugriff auf Daten zu erlangen. Die Nummern der französischen Staatsspitze gehören zu einem Datensatz mit mehr als 50 000 Telefonnummern, die das Journalistenkonsortium gemeinsam mit den Organisationen Forbidden Stories und Amnesty International ausgewertet hat.

Die Nummern von Politikern, Menschenrechtlern und Journalisten sollen den Berichten zufolge offenbar von Kunden des israelischen Softwareanbieters NSO als potenzielle Ausspähziele ausgewählt worden sein. NSO wies die Vorwürfe zurück und bestritt einzelne Details aus den Berichten. An dem Journalistenkonsortium sind auch die "Süddeutsche Zeitung", NDR, WDR und die "Zeit" beteiligt.

Israel ermittelt

Die israelische Regierung bildet ein Spezialteam aus Vertretern verschiedener Ministerien, des Auslandsgeheimdienstes Mossad und der Armee, wie die Internet-Nachrichtenseite Axios meldete. Demnach gibt es Sorge in Regierungskreisen, dass sich aus den Berichten eine diplomatische Krise für Israel entwickeln könnte. Ein Sprecher von Ministerpräsident Naftali Bennett wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Thema NSO äußern.

Dem Axios-Bericht nach könnten die Enthüllungen mit Blick auf die Exportlizenz von NSO künftige Geschäfte der Firma und anderer israelischer Unternehmen beeinflussen. Die Exportlizenz beinhaltet demnach auch Klauseln zum Missbrauch von Spionagesoftware. Nach NSO-Angaben wird die Technologie "ausschließlich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten". (APA, AFP, Reuters, red, 21.7.2021)

Dieser Artikel wurde um 23:22 Uhr aktualisiert.