Die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz muss Regeln unterworfen sein.

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In der Steiermark ist über namhafte Institutionen hinweg eine Plattform für die effiziente Prüfung und Zertifizierung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI oder auch Artificial Intelligence, AI) im Entstehen. Vorerst sind das Know Center, der Schweizer SGS-Konzern, die TU Graz und Universität Graz an der strategischen Partnerschaft beteiligt. Die Initiative "Trust your AI" sei offen für weitere Partner, wurde bei der Präsentation am Mittwoch in Graz betont.

KI braucht Regulierung

Trotz des enormen Potenzials von Künstlicher Intelligenz für neue Geschäftsideen und wirtschaftliches Wachstum bis hin zu Lösungen zum Wohle der Zivilgesellschaft sind mit dem Einsatz der Anwendungen auch Unsicherheiten und Risiken verbunden. "Das Potenzial von KI wird in Europa erst dann ausgeschöpft werden, wenn ein vertrauenswürdiger Umgang mit Daten sowie Fairness und Verlässlichkeit der Algorithmen und deren Sicherheit gewährleistet ist", betonte Stefanie Lindstaedt, Leiterin des Grazer Kompetenzzentrum Know Center am Mittwoch.

"Wir wollen Unternehmen helfen, wettbewerbsfähig und vertrauensfähige KI zu entwickeln, und Anwendern die Hemmschwelle nehmen", fasste Lindstaedt die Ausrichtung der Initiative zusammen. Im Fokus stünden daher alle Bereiche, die für eine hohe Qualität und Vertrauenswürdigkeit von KI essenziell sind: Daten, Algorithmen, Cybersicherheit, Prozesse, Ethik und Recht.

Die Europäische Kommission plant – ähnlich wie bei der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – eine Verordnung einzuführen, um KI-Systeme künftig zu regulieren, führte die Leiterin des Grazer Forschungszentrums für Data-driven Business und Künstliche Intelligenz weiter aus. Dabei sei eine Konformitätsbewertung durch Anbieter vorgesehen, die eine KI-Zertifizierung unumgänglich machen werde: "Über einen 360-Grad-Rundumblick wollen wir dafür sorgen, dass KI-Anwendungen technisch konform, zuverlässig und unvoreingenommen funktionieren", wie Lindstaedt sagte.

Ein Eckpfeiler des Vertrauens in KI sei die Einhaltung von Standards und Vorschriften. Sie würden durch Konformitätsbewertungen nachgewiesen werden, die akkreditierte Stellen durchführen, erläuterte auch Martin Schaffer, Global Head of Cybersecurity Services des international agierenden Genfer Prüfkonzerns SGS. In der Partnerschaft sollen Tools und Techniken entwickelt werden, um Bewertungen zu ermöglichen, die Bereiche wie etwa Cybersicherheit oder auch Ethik umfassen. "Wir sind erfreut, dass wir das Thema gemeinsam voranbringen und unsere Expertisen gemeinsam einbringen", sagte Schaffer. Erst im Herbst 2020 haben SGS und die TU Graz das Lamarr Security Research Forschungszentrum in Graz eröffnet, das sich auf Informationssicherheit spezialisiert und Vertrauen in digitale Systeme und Produkte schaffen soll.

Ethische Aspekte

Cyberkriminalität stellt eine große Herausforderung bei der Bewertung von KI-Systemen dar: So könnte etwa ein autonomes Fahrzeug fatale Entscheidungen treffen, wenn Daten, die das im Fahrzeug eingesetzte KI-System verarbeitet, manipuliert werden. "Herkömmliche statische Prüfungen reichen hier nicht aus. Es braucht die Erforschung grundlegend neuer sicherheitstechnischer Konzepte, um einen kontinuierlichen Nachweis der Robustheit von AI-Systemen gegen Cyberattacken zu erhalten und die Privatsphäre zu schützen", betonte Harald Krainz, Rektor der TU Graz. Diese Expertise bringe die TU Graz über das Institut für angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie IAIK ein.

Den ethischen und rechtlichen Aspekten widmet sich das Business Analytics and Data Science Center der Uni Graz. Das Österreichische Zentrum für sichere Informationstechnologe A-SIT begleitet die Aktivitäten als neutraler Beobachter. Die Energie Steiermark AG, Leftshift One, der Halbleiterhersteller NXP und Redwave beteiligen sich mit Use Cases an dem Vorhaben.

Die Initiative zeigte sich offen für weitere Partner aus Industrie und Wissenschaft, die gemeinsam an KI-Prüfverfahren arbeiten wollen. "Ich hoffe, dass noch viele, viele Partner mit an Bord kommen", betonte die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). "Dass der Weltkonzern SGS dabei auf steirisches Know-how zurückgreift, unterstreicht die hervorragende Arbeit der beteiligten heimischen Akteure", zeigte sich die Landesrätin erfreut. (APA, 21.7.2021)