Schon wieder wurde eine junge Frau tot aufgefunden: Dienstagabend stiegen Feuerwehrleute in die Wohnung einer 17-jährigen Schwangeren in Graz ein und fanden sie leblos auf ihrem Bett, verdächtig ist der mutmaßliche Vater des ungeborenen Kindes. Zuvor hatte der Fall Leonie, der grauenvolle Tod eines 13-jährigen Mädchens in Wien, Österreich erschüttert.

Mehr als 80 Prozent der Frauen werden im familiären Kontext ermordet

Femizide haben in den vergangenen Monaten die politische Debatte mitbestimmt. Der Begriff des Femizids etabliert sich zunehmend, um Tötungsdelikte an Frauen zu bezeichnen. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass Frauen in vielen Fällen aus geschlechtsspezifischen Gründen umgebracht werden. Eine Auswertung von Frauenmorden im Tatzeitraum vom 1. Jänner 2018 bis zum 25. Jänner 2019 zeigt: 82,5 Prozent der Frauen wurden durch einen Intimpartner oder Familienangehörigen ermordet. Bei Männern betrug dieser Anteil 42,9 Prozent, sie werden vorwiegend im kriminellen Umfeld getötet.

"Es ist ein geschlechtsspezifisches Phänomen", erklärt Rosa Logar von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie in der STANDARD-Videodiskussion. "Frauen haben ein höheres Risiko, im privaten, aber auch im öffentlichen Bereich." Die gefährlichste Zeit für Frauen sei die Periode nach einer Trennung von einem Partner. "Es ist ein Machtproblem", sagt die frühere ÖVP-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat. "Ein Problem, dass Männer Frauen als ihren Besitz empfinden."

Während ein Ausbau der Sicherheitsstrukturen Morde im kriminellen Umfeld verhindern kann, nehmen Taten im familiären Umfeld dadurch nicht ab. Es braucht andere Lösungsansätze. Was kann die Politik, was kann der Staat also tun, um Frauenmorde zu verhindern? Im Fall Leonie sind die Verdächtigen vier Männer aus Afghanistan, von denen drei womöglich bereits abgeschoben hätten werden können. Haben die Behörden versagt? Welche Rolle spielen bei Femiziden patriarchale Rollenbilder?

Gemeinsam mit Logar und Rauch-Kallat diskutieren die Grünen-Abgeordnete und Frauensprecherin Meri Disoski, die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Eva Maria Holzleitner und die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch. Es moderiert Katharina Mittelstaedt, stellvertretende Ressortleiterin der Innenpolitik und Chronik des STANDARD. (Video: Andreas Müller, Katharina Mittelstaedt, 21.7.2021)