Es wäre ein Schildbürgerstreich gewesen, die wenigen fehlenden Kilometer des Leitungsstrangs in der Ostsee nicht mehr zu verlegen. Nun hat die Vernunft gesiegt, und das ist gut so. Die von der OMV mitfinanzierte Pipeline Nord Stream 2 wird fertiggebaut und schon in diesem Winter zusätzliches Gas nach Europa bringen. Teil des Deals, von dem die Amerikaner ihr Einlenken gegen die Fertigstellung abhängig gemacht haben, ist eine Absicherung der Ukraine.

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Die von der OMV mitfinanzierte Pipeline Nord Stream 2 wird fertiggebaut.
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Der bestehende Transitvertrag mit Russland, der Kiew zwei Milliarden Dollar Durchleitungsgebühren pro Jahr bringt, läuft 2024 aus. Die Befürchtung, Russland könnte nach Fertigstellung der Pipeline die Ukraine und auch Polen von Einnahmen abschneiden, war einer der Hauptgründe für den massiven Widerstand aus Kiew und Warschau. Nicht ohne Grund – mehrmals hat Russland die Gaslieferungen Richtung Ukraine mit dem Argument ausgesetzt, Kiew zahle Rechnungen nicht bzw. zweige Gas ab, das für Westeuropa bestimmt sei. Auch in Österreich kam deshalb zeitweise weniger an als bestellt.

Dass russisches Erdgas nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 den Weg auch durch die Ukraine und Polen findet, ist im Interesse Europas: je mehr Leitungen, desto sicherer die Versorgung. Auf Gas als Ersatz für Kohle wird Europa noch länger angewiesen sein. Später könnte Nord Stream 2 für den Transport von Wasserstoff benutzt werden. Auch davon kann Europa bei der Energiewende nicht genug haben. (Günther Strobl, 22.7.2021)