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Die ultrafeinen Staubpartikel könnte ein Abscheider herausfiltern, was aber teuer ist.

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Das im Februar vorgestellte und rückwirkend mit 1. Jänner 2021 in Kraft gesetzte neue Förderregime für den Heizungstausch kommt in Österreich gut an. Auch lässt sich bereits eine Tendenz erkennen: An die sechs von zehn Antragstellern setzten beim Umstieg auf ein erneuerbares Heizsystem auf Biomasse – der Rest auf Wärmepumpen und Fernwärme, wie es im Büro von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf STANDARD-Anfrage heißt.

Genau diese Entwicklung treibt manchen Experten Sorgenfalten auf die Stirn. Pelletsöfen, um die es in der Mehrzahl der Fälle geht, seien zwar hinsichtlich der CO2-Problematik gut, weil das in ihnen verbrannte Holz nur so viel klimaschädliches Kohlendioxid abgibt, als in der Wachstumsphase des Baums vorher gebunden wurde; umso verheerender sei die Bilanz, was die Emission von Feinstaub betrifft.

Förderung ohne strenge Kriterien

"Ich wundere mich, dass es in Österreich so üppige Förderungen für Pellets- und auch für Kaminöfen gibt, ohne dass dies an strenge Kriterien geknüpft ist," sagt Axel Friedrich, früherer Abteilungsleiter im deutschen Umweltbundesamt und nun als internationaler Umweltberater aktiv. Im Winter durchgeführte Messungen der Luftqualität in manchen Alpendörfern würden höhere Belastungen als in Peking ergeben, und dies sei ausschließlich auf die wieder populärer werdende Holzfeuerung zurückzuführen.

Vom Bund wird der Umstieg von einem fossilen Heizungssystem auf Pellets mit maximal 5.000 Euro bezuschusst, wobei die Förderhöhe für den Kesseltausch im Rahmen der Sanierungsoffensive von 30 auf 35 Prozent angehoben wurde. Zusätzlich gibt es mit Ausnahme von Wien noch Landesförderungen für Pelletsöfen, die höchsten in Tirol mit zusätzlich maximal 8.000 Euro.

Vorrang für Nah- bzw. Fernwärme

"Förderung für die Pelletsheizungen gibt es nur, wenn diese die Emissionsgrenzwerte der Umweltzeichenrichtlinie erfüllen und der Wirkungsgrad mindestens 85 Prozent beträgt", heißt es im Klimaschutzministerium. Zudem seien in Ein- und Zweifamilienhäusern nur Kessel mit weniger als 100 kW Leistung förderungsfähig. Generell gelte ein Vorrang für Nah- bzw. Fernwärme in den Förderbedingungen.

Für Friedrich, der in Berlin lebt, ist das österreichische Umweltzeichen viel zu leger. "In Deutschland können Sie ein Umweltzeichen nur bekommen, wenn Sie einen Partikelabscheider und einen Katalysator einbauen. Sonst gibt es auch kein Geld," sagt Friedrich.

Ultrafeine Staubpartikel als Gesundheitsrisiko

Wilfried Winiwarter, stellvertretender Vorsitzender der Kommission Klima und Luftqualität der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Senior Research Scholar beim Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, möchte Pelletsheizungen dennoch nicht ganz verteufeln. Insbesondere jene der neuesten Generation würden eine deutlich niedrigere Feinstaubbelastung ausweisen als bisher.

Umweltberater Friedrich ist skeptisch: "Die ultrafeinen Partikel bleiben gleich. Aber die sind die gefährlichen, weil sie tief in die Atemwege eindringen." Die einzig sinnvolle Aktion sei, das Haus gut zu dämmen, am besten mit Steinwolle, und dann eine Wärmepumpe einzubauen. Friedrich: "Dann sind Sie langfristig auf der sicheren Seite." (Günther Strobl, 23.7.2021)