St. Gallen – Ein Forscherteam der Universität St. Gallen in der Schweiz will mit Satellitenbilden weltweit alle fossilen Kraftwerke orten und die CO2-Emissionen messen. Mit der Methode könnte auch untersucht werden, ob Nachhaltigkeitsberichte von Industrieunternehmen mit der Realität übereinstimmen.

Basis für die Forschungsprojekte sind frei verfügbare Satellitendaten der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Diese könnten mit künstlicher Intelligenz ausgewertet werden, teilte die Universität St. Gallen am Donnerstag mit. Das Ergebnis zeige, wo und wieviel CO2 ausgestoßen werde. Der Computer lernt dabei ständig mithilfe von Eingaben der Forscher dazu und verfeinert so die Analyse der Satellitendaten, bis man genau nachvollziehen kann, wann welches Kraftwerk wo wieviel CO2 in die Atmosphäre entlässt.

Künstliche Intelligenz könnte künftig Schadstoff-Emittenten vom Weltraum aus erkennen
Foto: ESA

Schornsteinrauch im Visier

"Wir haben gerade zwei Arbeiten veröffentlicht, in denen wir zeigen, dass es mit Hilfe von tiefen Neuronalen Netzen durchaus möglich ist, Kraftwerke zu identifizieren und den Rauch aus ihren Schornsteinen pixel-genau zu messen und daraus Emissionen abzuschätzen", sagt Michael Mommert. Die Wissenschafter planen nun, Kraftwerke zuerst in Europa und danach weltweit zu scannen und deren Ausstoß zu quantifizieren. Daraus lasse sich unter anderem ableiten, "wer die Schadstoffe kompensieren muss".

In einem weiteren Schritt will man dieses Verfahren auf die Schwerindustrie anwenden und auch hier den CO2-Ausstoß messen, erklärt Damian Borth, Professor für Artificial Intelligence and Machine Learning an der Universität St. Gallen.

Überprüfungen möglich

Die ausgewerteten Daten könnten dann mit Nachhaltigkeitsberichten verknüpft werden. Damit wäre eine Überprüfung möglich, "ob die Angaben von Emittenten dem real gemessenen CO2-Ausstoß entsprechen". Diese Informationen seien nützlich für Rating-Agenturen, die Unternehmen nach Umweltthemen bewerten und dadurch Investoren ermöglichten, "grün" zu investieren.

"Noch stehen wir am Anfang eines gigantischen Datenbergs und dessen Auswertung", sagt Borth. "Wir sind zuversichtlich, mit den Daten einen positiven Einfluss auf weltweites Klimahandeln zu erwirken. Transparenz kann uns hier in der Klimakrise wirklich effizient voranbringen." (APA, red, 24.7.2021)