Die Zeiten als Hecht im Karpfenteich sind endgültig vorbei: Mehrere Hundert Donaufische wurden vom Hochwasser in den Tod gerissen.

Foto: Gregor Fauma

Fische in allen Größen und Formen fanden in den vergangenen Tagen Menschen am Rande der Wiener Donau auf. Mehrere Hundert Karpfen, Barsche, Hechte, Zander und Co wurden laut der zuständigen Magistratsabteilung 49 – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien durch das Hochwasser an die Flussufer gespült und fanden ihren Weg nicht mehr zurück in den Strom.

Dass vereinzelt Fische bei einem Hochwasser an Land zurückbleiben, sei zwar normal, aber: "In dieser Menge ist es eher eine Ausnahmesituation", sagt Günther Annerl von der MA 49. Am vergangenen Wochenende sei in sehr kurzer Zeit sehr viel Regen gefallen, was dazu geführt habe, dass die Zubringerflüsse und der Landbereich sehr schnell mit Wasser gefüllt wurden.

Hochwasserwelle der Donau

Eine Art "Hochwasserwelle" habe sich gebildet, "die spontan Wasser in die Uferbereiche geschwemmt hat, das ebenso schnell wieder zurück in die Neue Donau geflossen ist", sagt Annerl. Den schnellen Rückgang haben viele der Fische offenbar nicht gemeistert. Darum seien sie "links und rechts der Donau gelegen". Bei solch einem Naturphänomen könne man allerdings präventiv keine Vorkehrungen treffen.

Andere Wildtiere haben die Wassermassen da besser gemanagt. Die Wildtiere an der Donau kommen gut damit zurecht. Stichwort: Biber. Der hat eine stabile Burg, in die er sich zurückziehen kann. Die Wasservögel fliegen in andere Bereiche", sagt Annerl. Falls das Wasser flächig im Nationalpark Donau-Auen ansteigt, gibt es für die unzähligen Wildtiere "Rettungsinseln" – also höhergelegene Plateaus, auf die sich die Vierbeiner zurückziehen können.

Ente am Ende

Zumindest Fische hatte Harald Hofner in den letzten Tagen nicht zu versorgen. Der Obmann des Vereins "Tierparadies Schabenreith" im oberösterreichischen Steinbach am Ziehberg war aber dennoch im animalischen Dauereinsatz. Vor allem Vögel wurden durch die schweren Unwetter samt Hagel unsanft aus der Flugbahn geworfen. Während erwachsene Tiere meist schwer getroffen zu Boden gingen, wurden auch etliche Jungvögel aus dem Nest geweht. "Die Nestlinge irrten am Boden umher und riefen nach ihren Eltern. Teilweise im Minutentakt trafen bei uns schwerverletzte Vögel ein", schildert Hofner die durchaus dramatische Situation.

In der tierischen Notaufnahme wurden unterschiedlich schwere Verletzungen festgestellt: "Gebrochene Flügel, massive Augen- und Gesichtsverletzungen. Einer Ente wurde am Traunsee von einem Hagelkorn das Rückgrat durchschlagen. Sie hat es leider nicht geschafft, wir mussten den Vogel schließlich einschläfern." Eine Türkentaube sei von den großen Hagelkörnern so schwer verletzt worden, dass sie vermutlich ihre Sehkraft nicht mehr zurückerlangen wird.

90 Prozent der Patienten hätten aber deutlich mehr Glück. Hofner: "Die Verletzungen sind oft schwer, und es braucht Wochen, bis diese wieder ausgeheilt sind. Aber einen Großteil der Tiere können wir wieder auswildern." Wer in der Tierrettung landet, hängt übrigens oft von der Art des Unwetters ab: "Bei Sturm und Hagel sind es vor allem Vögel. Ein Hochwasser trifft logischerweise Bodenbewohner härter."

Auch Rehe und Hasen getroffen

Wobei: Die jüngsten Hagelgewitter verschonten in Oberösterreich auch die bodennahen Waldbewohner nicht: Im Mondseeland wurden sogar erwachsene Rehe, aber auch Hasen erschlagen.

Es drängt sich dennoch die Frage auf, ob nicht gerade Tiere die Unwettergefahr früher überlauern – Stichwort sechster Sinn – und sich eigentlich rechtzeitig ein schützendes Dach über dem Kopf suchen könnten? Hofner: "Prinzipiell erkennen Tiere Gefahren durchaus früher. Aber wenn ein Unwetter so plötzlich aufzieht und die Hagelkörner groß wie Tennisbälle sind, dann schlägt das ein wie eine Bombe. Da haben viele Tiere einfach keine Chance." Manche Vögel seien von den Hagelkörnern "regelrecht zerdrückt worden".

Fische verschwunden

Die toten Fische entlang der Neuen Donau in Wien sind mittlerweile verschwunden. "Wir haben rasch reagiert", sagt Annerl. Nachdem sich die Hochwassersituation entspannt hat, wurden sie gesammelt. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, Tierfunde sofort zu berichten. Je schneller das passiere, "desto schneller können wir reagieren und gegebenenfalls noch lebende Fische in den Donaustrom zurückzubringen", sagt Annerl. Da sei schnelles Handeln angesagt.

Allerdings: In der aktuellen Situation sei eine "Rettungsaktion" durch Magistratshände nicht möglich gewesen. Auch weil die großen Mengen an Schlamm die Fische lange bedeckt hatten. (Oona Kroisleitner, Markus Rohrhofer, 23.7.2021)