Es herrscht ohnehin schon ein Fachkräftemangel am Bau, zudem hält sich das Interesse in der Bauwirtschaft an Sanierungen im Vergleich zu jenem an Neubauten in Grenzen.

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Die EU-Kommission will mit ihrem Green Deal auch der Gebäudesanierung einen Schub verleihen. Was die Ziele betrifft, wäre der an sich in Österreich gar nicht mehr nötig: Spätestens mit dem Regierungseintritt der Grünen ist der komplette Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis 2040 (Regierungs-)Programm.

Doch die Herausforderungen sind riesig. Knapp 509.000 Ölheizungen gibt es in Österreichs Haushalten noch, und etwas mehr als 910.000 Haushalte heizen mit Gas, wie Zahlen der Statistik Austria von 2020 zeigen. Für die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 müssen alle diese Heizsysteme umgestellt werden.

Sanierungsförderung seit 2009

Diese Problematik ist natürlich schon länger bekannt. Die Bundesländer haben eigene Programme für die Förderung der Sanierung (denn das Bauen ist ja an sich Ländersache), und auch der Bund fördert die thermische Sanierung von mindestens 20 Jahre alten Gebäuden schon seit 2009. Der Fördertopf der Sanierungsscheck-Aktion war anfangs mit 100 Millionen Euro dotiert, im Lauf der Jahre wurden es aber immer weniger.

Dass man mit diesen Reduzierungen jahrelang völlig falsche Signale setzte, wurde von Umweltorganisationen und Bauwirtschaft immer wieder kritisiert. Man müsse Kontinuität vermitteln, um Vertrauen herzustellen.

Erstmals Budget für zwei Jahre

Genau das wollte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) dann auch tun, als sie mit dem Finanzministerium im Vorjahr gleich ein Zwei-Jahres-Budget für 2021 und 2022 mit insgesamt 650 Millionen Euro aushandelte. Heuer kamen noch einmal 100 Millionen für einkommensschwache Haushalte dazu. 400 Millionen sind für die "Raus aus dem Öl"-Aktion reserviert, die es seit 2019 gibt und die sehr gut angenommen wird: Schon im ersten Jahr mussten die Mittel dafür aufgestockt werden, von 42,7 auf 62,7 Millionen Euro. Damit wurden knapp 15.000 Sanierungsprojekte gefördert, bei etwa 11.000 davon fand auch ein Heizungstausch statt. Ein Jahr später, im Corona-Jahr 2020, waren es dann wieder "nur" 10.900 Projekte mit 6600 Heizungsumstellungen.

Heuer schon 85 Millionen abgeholt

Heuer läuft die Aktion wieder recht gut: Per Anfang Juli waren von den 650 Millionen Euro schon knapp 85 Millionen vergeben bzw. reserviert, heißt es von der Kommunalkredit Public Consulting, wo die Aktion abgewickelt wird, zum STANDARD. Rund 12.000 Anträge und Registrierungen liegen bisher vor.

Auch dank dieser Förderschiene sinkt der Anteil der Ölheizungen schon seit mindestens 20 Jahren kontinuierlich, 2003 zählte man noch 910.000 mit Öl beheizte Haushalte. Beim Erdgas waren es damals aber mit 872.000 noch weniger als heute, ihre Zahl sinkt erst seit etwa fünf Jahren. Insgesamt wurde in den letzten 20 Jahren bei fossilen Heizsystemen eine Reduzierung von etwa einem Fünftel geschafft. Geht das schnell genug?

Mangel an Fachkräften am Bau

Nein, heißt es in einer neuen Studie des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) und des Energieinstituts an der Uni Linz im Auftrag des Klimaschutzministeriums. Eine recht gute Nachricht ist darin zwar auch versteckt: Eine "bloße" Verdoppelung der Sanierungsrate von 1,5 auf drei Prozent wäre ausreichend, um die Ziele zu erreichen.

Allerdings gibt es dafür viele große Hürden: Da sind zum einen die Kapazitätsgrenzen der Bauwirtschaft, die dringend nach oben angepasst werden müssten. Die gesamte jährliche Bauproduktion müsste nämlich von derzeit etwa zehn auf 16 Milliarden Euro im Jahr 2025 gesteigert werden. Das könnte zusätzliche 22.000 Jobs am Bau bringen. Es herrscht allerdings ein Fachkräftemangel.

Baufirmen bauen lieber neu

Dazu komme ein geringes Interesse seitens der Bauwirtschaft für eine Schwerpunktverlagerung vom Neubau zur Sanierung: Neubauten auf der grünen Wiese sind unproblematischer als ein Sanierungsprojekt. Und wichtige Gewerke wie etwa Installateure seien ohnehin bereits sehr gut ausgelastet, dazu kommen nun in Hochwassergebieten auch noch absolut notwendige Reparaturen. Das wird wohl schon geplante Sanierungsprojekte verzögern.

Was aus Sicht der Studienautoren von der Politik getan werden könnte: Mehr Beratung für Sanierungswillige, insbesondere die "annähernd vollständige Förderung qualifizierter Sanierungskonzepte", wird empfohlen – und diese Förderung sollte nicht von der Umsetzung abhängig gemacht werden. Schon lange wird ein One-Stop-Shop für Sanierungswillige gefordert, denn das Nebeneinander von Bundes-, Landes- und teilweise auch Gemeindeförderungen überfordert nicht wenige.

Steuerliche Vorteile könnten zudem die Motivation für Sanierungen erhöhen. Und eine "Abwrackprämie" für Häuser, die nicht mehr zu vernünftigen Konditionen sanierbar sind, sollte ebenfalls angedacht werden. (Martin Putschögl, 23.7.2021)