Unwetter setzten der Hitzewelle ein kurzfristiges Ende. Die nächsten Tropennächte kommen bestimmt. Der beste Schutz: Schatten, ausreichend Flüssigkeit und keine Überanstrengung.

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Plötzlich sieht man Sterne, alles dreht sich, ein Schweißausbruch kündigt sich an: An Hitzetagen oder bei Temperaturschwankungen kann der Kreislauf schon mal Loopings drehen. Doch was genau passiert im Körper, und was kann man dagegen tun?

Hitzeschwindel

Eigentlich haben wir uns auf den Sommer doch schon so gefreut. Die gegenwärtigen Klimaschwankungen und zu hohe Temperaturen setzen vielen Menschen aber zu. Nicht nur Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen leiden zum Teil massiv darunter. Oft sind solche Probleme mit dem Kreislauf die Folgeerscheinung eines zu niedrigen Blutdrucks.

Im Gegensatz zu Bluthochdruck, der gefäßschädigend wirkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt, ist niedriger Blutdruck in den meisten Fällen ungefährlich, nur selten steckt eine Krankheit dahinter.

Bei extremer Hitze weiten sich die Blutgefäße, um die Wärme besser abgeben zu können. Dadurch sinkt der Blutdruck, und auch das Gehirn wird mit Sauerstoff unterversorgt. Die Folge: Schweißausbrüche, Schwarzwerden vor den Augen. Auch Symptome wie Zittern, Übelkeit, Augenflimmern, Ohrensausen oder Herzrasen sind nicht ungewöhnlich.

Gute Werte

Als normaler Blutdruck bei Erwachsenen gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Werte unter 120/80 mmHg. "Der erste, höhere Wert ist der sogenannte systolische Blutdruck und beschreibt die Zeit, in der das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt. Der niedrigere diastolische Blutdruck misst die Zeit, in der das Herz pausiert", wie das Gesundheitsportal Österreich erklärt.

Als niedriger arterieller Blutdruck werden Werte unter 90/60 mmHg definiert. Das Blut zirkuliert schlechter, es kommt zu Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Gleiches passiert auch bei zu wenig Flüssigkeit. Manche Menschen haben ständig einen niedrigen Blutdruck, der keine Beschwerden verursacht und daher auch keine Behandlung erfordert.

Gerade Frauen in jungen Jahren neigen bei Hitze zu Kreislaufproblemen – was daran liegt, dass junge Frauen ohnehin oft mit niedrigem Blutdruck kämpfen. An Hitzetagen sackt der Blutdruck noch weiter ab. Bei schnellen, abrupten Bewegungen kann deshalb schonmal ein kurzer Schwindel auftreten.

Für Abkühlung sorgen

Viel trinken, ausruhen und ein stilles Plätzchen im Schatten suchen: So lautet der Rat der Mediziner. Auch kühlende Umschläge oder ein nasses Tuch helfen dabei, die Körpertemperatur wieder zu senken. Oft reicht es bereits, sich kaltes Wasser über die Handgelenke bis zu den Ellenbogen oder die Beine laufen zu lassen. Dadurch ziehen sich weite Gefäße zusammen, und der Blutdruck steigt wieder.

Bei Schwindel ist es jedenfalls ratsam, die Beine hochzulegen, um den Kreislauf wieder anzukurbeln. Auch hier hilft Abkühlung mit kaltem Wasser ins Gesicht oder über den Körper. Überhaupt sollte man darauf achten, nach längerem Sitzen oder Liegen Schwindelattacken durch langsames Aufstehen zu vermeiden. Tritt nach einigen Minuten keine Besserung ein, sollte jedenfalls der Notarzt gerufen werden.

Richtig atmen

Einfluss auf den Kreislauf hat auch die Atmung. Betroffene haben oft das Gefühl, nicht ausreichend Luft zu bekommen. Aus Angst atmen sie immer schneller ein und aus, um gefühlt mehr Sauerstoff zu bekommen. Durch diese Überreaktion kommt es zu einer Unterversorgung, was zu einer sogenannten Hyperventilation führen kann. Auch hier sind die Folgen Schwindel, Kribbeln in den Fingern oder sogar ein Kollaps.

In akuten Fällen solle man Ruhe zu bewahren versuchen, zu Hause Fenster öffnen, im Freien eine aufrechte Sitzposition einnehmen oder auch in eine Tüte atmen. Die sogenannte "Rückatmung" lässt durch das Ein- und Ausatmen in die Tüte den Kohlendioxidgehalt im Blut wieder steigen, bis sich die Atmung wieder normalisiert und der Kreislauf stabilisiert hat.

Viel trinken, richtig essen

Auch der Nahrung fällt an Hitzetagen eine wichtige Aufgabe zu. Denn um einen aus der Spur geratenen Kreislauf im Vorfeld zu verhindern, sollte man ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. "Bei starkem Schwitzen kann der Körper auch erhebliche Mengen an Mineralstoffen verlieren. Dieser Verlust kann durch den Konsum von mineralstoffhaltigen Getränken ausgeglichen werden", lautet die Empfehlung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). "Eine andere Möglichkeit ist die Zugabe von etwas Salz zu Getränken, die nur geringe Mengen an Mineralstoffen aufweisen."

Über den Schweiß gibt der Körper Wärme ab, verliert dabei aber an Flüssigkeit und Elektrolyten, also den Salzen Natrium, Kalium und Magnesium. Bei sehr heißem Wetter sollte man ein bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen. Mineralwasser und verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees tun dem Körper besonders gut. Kleiner Tipp: Vor allem Pfefferminze wirkt kühlend.

Finger weg vom Alkohol

Auch wenn ein fruchtiger Cocktail an Sommertagen eine große Verlockung darstellt, raten Mediziner von Alkohol ab, da er die Blutgefäße erweitert und so der Blutdruck sinkt. Außerdem entwässert er den Körper, was den Kreislauf zusätzlich belastet. Selbiges gilt auch für Koffein – auch das belastet den Kreislauf unnötig.

Außerdem rät die Ages bei Hitzeperioden von großen üppigen Mahlzeiten ab. "Bekömmlicher sind mehrere kleine Mahlzeiten auf den ganzen Tag verteilt", heißt es. Leicht verdauliche und fettarme Nahrungsmittel mit hohem Wassergehalt liegen nicht schwer im Magen und sind somit besser verträglich. Kleiner Tipp der Mediziner: Wassermelonen, Gurken oder Tomaten versorgen den Körper mit ausreichend Flüssigkeit.

Sport trotz Hitze?

Obwohl Bewegung den Kreislauf anregt, ist davon an überdurchschnittlich heißen Tagen eher abzuraten. Am besten verlegt man Sporteinheiten auf die frühen Morgen- oder Abendstunden. Auch Wechselduschen zu diesen Tageszeiten stärken das Immunsystem und sorgen dafür, dass die Hitze aus dem Körper abtransportiert wird. (Julia Palmai, 28.7.2021)