Bei 2.000 ein- und ausgelassenen Personen war das Popfest in der Arena gut besucht und dennoch nicht überfüllt. 3.000 Besucher wären prinzipiell möglich. Angenehm und professionell veranstaltet, stand endlich wieder die Musik im Vordergrund.

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Es ist ein Kompliment fällig. Gegenüber der Stadt Wien und allen anderen, die das Popfest 2021 wieder möglich gemacht haben: Die Kuratoren Herwig Zamernik und Esra Özmen haben fein programmiert, die Arena als Ausweichquartier anstelle des Karlsplatzes hat sich als goldrichtig erwiesen. Die Eröffnung am Donnerstag lief wie am Schnürchen. Drei-G-Nachweis, Ein- und Auslass, Maskenpflicht im Innenraum, Gastro – alles kein Problem. Pandemiebedingte Platzangst war auch nicht angebracht, denn bei 2.000 von 3.000 erlaubten, nach dem First-come-first-serve-Prinzip eingelassenen Besuchern war noch immer ausreichend Platz, um unbedrängt alleine stehen oder sitzen zu können.

Dass weniger Kommen und Gehen als früher am Karlsplatz herrscht, tut den Konzerten gut – wenngleich man der Verlockung, auch künftige Ausgaben im "Safespace" Arena anstatt im öffentlichen Raum abzuhalten, widerstehen sollte. Die jüngsten Scharmützel um eine polizeiliche Auflösung einer Party am Karlsplatz zeigen, dass der Raum früher oder später wieder in geordneten Bahnen für die Jugend- und Popkultur verfügbar gemacht werden muss. Allein schon aufgrund der Sichtbarkeit.

Das diesjährige Programm zeigt ja mehr denn je, dass sich der heimische Pop sehen lassen kann. Das Multitalent Anna Mabo eröffnete am Donnerstagabend die Outdoor-Bühne und ließ mit einem Wechselspiel aus leisen, melancholischen Tönen und kräftigem bis wütendem Refrain die ganze Bandbreite der Gefühle heraus, die wohl bei jedem gerade im letzten Jahr so deutlich spürbar waren. Stichwort "mütend".

Buntspecht und Dark Wave mit türkischen Wurzeln

Danach übernahm die junge Rap-Szene mit T-Ser, Dacid Go8lin oder Slav mit ihren um Identität kreisenden Texten und viel Wumms.

Headliner des ersten Abends war die sich zwischen Jazzpop, Ska bis hin zum Klezmer bewegende Multiintrumentalisten-Band Buntspecht, die ein bisschen klingt wie ihre älteren Wiener Vorgänger Das trojanische Pferd, nur gezähmter. Das Lied "Unter den Masken" – "unser Schlager", wie es Buntspecht ankündigten – passte im letzten Jahr jedenfalls wie das Amen zum Gebet.

Buntspecht Band

Ein Tipp für Neuentdeckungen ist die kleine Nebenbühne in der Halle. Endlich wieder durch Mark und Bein ging dort der Experimental-Noise mit lustigem Dialektgeplärre der Künstlerin KMT. Das beste Popfest-Debüt gab danach aber das brandneue Bandprojekt Zack Zack Zack. Die klingen, wie wenn Laibach und Joy Division zusammen aufs Jazzkonservatorium gegangen wären und danach ein World-Music-Album aufgenommen hätten. Die Band mit dem Ibiza-Namen hat biografische Wurzeln in Izmir und mischt zum Dark-Wave-Retrosound Orientklänge mit Saxofon und Co. Unbedingt reinhören!

Zack Zack Zack

Am Freitag und Samstag geht's in der Arena weiter, u. a. mit der Klitqlique, Attwenger, Elektro Guzzi, Pauls Jets und Mavi Phoenix. Am Sonntag klingt das Popfest dann tatsächlich noch am Karlsplatz aus: in der Karlskirche und im Karlsgarten, mit Diskussion und sechs weiteren Acts. (Stefan Weiss, 23.7.2021)