Christoph Meinel im openHPI-Studio: Hier entstehen die Videos zu den Onlinekursen.

Foto: HPI Hasso-Plattner-Institut

Wenn Christoph Meinel, Informatiker und Leiter des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering (HPI), an das Lieblingspasswort der Deutschen denkt, dann graut ihm ein wenig. Es lautet, wie in Österreich, "123456". Ein bisschen Verständnis hat er zwar für diese Zahlenfolge. Denn: "Sich für jede Anmeldung ein anderes Passwort zu merken, ist lästig und überfordert viele Nutzer." Andererseits seien solche Passwörter "eine Einladung zum Identitätsdiebstahl".

Die Bildung ins Volk tragen

Und für Meinel zeigen sie noch mehr: "Daraus und auch aus anderen Projekten spüren wir: Auch wenn die Menschen digitale Geräte täglich nutzen – sie wissen oft nicht, was dahinter eigentlich läuft." Das zu ändern ist seit 2012 das Ziel des privat finanzierten IT-Instituts, das gemeinsam mit der Uni Potsdam die Digital-Engineering-Fakultät bildet. Man kann sich natürlich für ein reguläres IT-Studium einschreiben, muss das aber nicht. OpenHPI bietet kostenlose und schrankenlos zugängliche Massive Open Online Courses (MOOC) für jedermann und jederfrau, also eine Art digitale Volkshochschule. "Wir wollen die digitale Aufklärung vorantreiben", sagt Meinel und erinnert an die Zeit nach der Feudalzeit : "Da musste die Bildung auch ins Volk getragen werden."

Also werden auf openHPI in deutscher und englischer Sprache bis zu sechswöchige Kurse angeboten, etwa zum Thema: "Wie das Web technisch funktioniert". Es gibt auch Informationen darüber, wie Gesundheitsdaten im Alltag erfasst und analysiert werden. Eine weitere Frage lautet: "Digitale Identitäten – Wer bin ich im Netz?" "Uns ist es bei diesem Kurs wichtig aufzuzeigen, dass sich kostenlose Angebote im Netz über Daten finanzieren müssen, denn das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Sie geben ohne groß nachzudenken ihre intimsten Daten preis", sagt Meinel.

Großes Interesse aus Österreich

Bis zu 20.000 Menschen nehmen an einem Kurs teil, insgesamt waren es seit 2012 fast eine Million Einschreibungen. Der jüngste "Student" war acht Jahre alt, der bisher älteste 98 Jahre. "Normale Lernplattformen brechen unter einem solchen Ansturm zusammen, unsere jedoch sind speziell dafür entwickelt worden und schaffen das", sagt Meinel. Die E-Learning-Technologie steckt auch in den Lernplattformen der Weltgesundheitsorganisation WHO und des deutschen Software-Weltkonzerns SAP.

Reges Interesse verzeichnet Meinel aus Österreich mit mehr als 6.302 Nutzerinnen und Nutzern. Dort befindet sich die größte ausländische Nutzergruppe, gefolgt von den USA, Indien und der Schweiz. Während die meisten Deutschen, die das Angebot nutzen, zwischen 50 und 59 Jahren alt sind, dominieren bei den Österreichern die 30- bis 39-Jährigen. Darunter sind viele, die im Berufsleben stehen und sich daneben weiterbilden wollen.

Einfacher Einstieg

Während des Corona-Winters ist das Interesse naturgemäß noch gewachsen, man konnte sich in den Kursen in virtueller Gemeinschaft mit anderen austauschen. Wer teilnehmen will, braucht nur einen Computer, ein Tablet oder ein Smartphone, die Anmeldung erfolgt per E-Mail und mit Passwort. Die Zugangshürden sind bewusst niedrig gehalten. Nebst Lernvideos, Unterricht von Dozenten und Selbsttest setzt man auch auf Diskussionsforen. Und Meinel freut sich immer wieder, wenn er hört: "Im Austausch mit meinen Mitlernenden im openHPI-Forum habe ich es dann verstanden." (Birgit Baumann aus Berlin, 24.7.2021)