Nun, da die olympischen Ringe im Mittelpunkt stehen, rückt das Sumoringen in den Hintergrund.

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Auch wenn er nie die Chance bekommen hat, träumt Konishiki Yasikichi manchmal von olympischem Edelmetall. "Wäre ich jünger, wären Olympische Spiele etwas ganz Besonderes für mich. Eine Goldmedaille wäre ein Traum, der wahr wird", sagt der ehemalige Sumo-Star. Mit 58 Jahren ist seine sportliche Karriere längst vorbei, außerdem war sein Sport nie olympisch. Doch in Japan kennt die Bedeutung des traditionellen Ringkampfs keine Grenzen.

Der Ursprung des Kräftemessens in der kreisförmigen Kampffläche lässt sich bis ins Jahr 500 n. Chr. zurückführen, bis heute ist das Leben der Kämpfer in allen Lebensbereichen genauestens geregelt. Im olympischen Gastgeberland Japan prägt Sumo mit hoher kultureller Bedeutung die Gesellschaft und den Alltag. "Sumo spielt einen großen Part in der Geschichte Japans. Alles rund um Sumo, die Kleidung, die Haare, ist hier sehr traditionell. Das alles macht Sumo so einzigartig", sagt Konishiki, der seit 40 Jahren in der Hauptstadt lebt.

Als Aktiver war der gebürtige Hawaiianer eine echte Erscheinung: Konishiki wurde als schwerster Sumo-Kämpfer in der obersten japanischen Division bekannt, bei einer Körpergröße von 1,84 Metern brachte er mehr als 270 Kilogramm auf die Waage. Mittlerweile ist er in der Entertainment-Branche aktiv, für seinen Sport setzt er sich weiter ein: "Sumo sollte irgendwann olympisch sein. Vor allem im Amateurbereich wird es immer populärer."

Fehlende Voraussetzungen

Für eine Aufnahme in das olympische Programm reicht es aber (noch) nicht. Laut IOC-Regularien "muss eine Sportart von einem internationalen Verband geleitet werden, der sich verpflichtet, die Regeln der Olympischen Charta zu befolgen. Außerdem muss sie auf der ganzen Welt verbreitet sein und verschiedene Kriterien erfüllen." Sumo ist zwar vom IOC anerkannt, andere Voraussetzungen bleiben aber unerfüllt.

Dass die Japaner vor den Spielen größere Sorgen haben als die Aufnahme von Sumo ins Olympiaprogramm, ist klar. Vor allem die Corona-Situation belastet das Land, Konishiki und seine Landsleute befinden sich im nächsten Lockdown. "Ich sehe jeden Tag, wie Japan mit der Pandemie kämpft und alles dafür tut, um die Spiele auszurichten", sagt er. "Alle versuchen ihr Bestes. Die Entscheidung, die Spiele ohne Zuschauer auszutragen, finde ich absolut richtig."

Ob Zuschauer oder nicht: Den Traum von einer Goldmedaille wird sich vorerst kein Sumo-Kämpfer erfüllen können. (sid, red, 24.7.2021)