Bei Kimbo Dogs gibt es heiße Würste für heiße Tage.

Foto: Andy Urban
Im Banc Public werden Erinnerungen verkauft. Soft Eis und Kaffee gibt es aber auch.

Es fängt ja ganz harmlos an. Du ahnst nichts Böses, cruist ein bisschen durch Hitze und Gegend, und dann steht da über der Tür "Friggitoria e Pizzeria Napoletana". Anker raus und schon steht man mehr oder weniger an der Kreuzung Hietzinger Kai und Hietzinger Hauptstraße in, erraten, Hietzing und fühlt sich aus mehreren Gründen nach Neapel versetzt.

Grund "numero uno" ist die Dichte an kleinen Nahversorgern an dieser Meile vor dem Parkhotel. Die U-Bahn und der Tiergarten sind da bestimmt mitverantwortlich.

Grund "numero due" sind die entsprechend vielen Motorini vor den Lokalen. Denn hier warten unzählige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines gängigen Lieferbetriebs auf Pizzen, Sushi und Pasta diverser kleiner Lokale, um diese rasch und damit noch ausreichend warm zu den Kundinnen und Kunden zu bringen.

Es ist heiß dieser Tage, ideal, um endlich auch in Wien eine anständig "außebochane" Pizzas zu essen. Diese klingt auf Italienisch halt viel besser: Pizza fritta. Neben dieser gibt es ganz wunderbare Arancini, herausgebackene Reiskugeln respektive -kegel mit Ragout oder mit "melanzane alla norma" gefüllt. Das spezifische Gewicht vulgo die Dichte dieser besser Happen als Häppchen genannten kalorischen Bomben ist immens und geht nicht unter zwei Moretti hinunter. Es gibt weiters Panini, Salate und zu praktischen Geldbörseln gefaltete kleine Pizzen, die sich auf diese Art viel einfacher aus der Hand essen lassen.

Gemischt und frittiert

Und endlich gibt es in Wien auch ein "fritto misto da asporto" zu kaufen: in Backteig herausgebackene Shrimps, Calamari, Weißfischstückerl und Sardellen, gleich zum Fingerverbrennen heiß aus dem Stanitzel gegessen. Das Stanitzel heißt hier "cuoppo" und führt einen gedanklich direkt in die Quartieri Spagnoli nach Neapel.

Es geht auch anders, aber nicht weniger schwer: In Wien-Alsergrund, in der Spitalgasse 3, hat sich der Caterer und Foodtrucker Kimbo Dogs niedergelassen. In der Location war zuvor eine liebenswerte Pub-Greißlerei samt Backstube und danach ein isländisches Lokal beherbergt – wir wünschen Kimbo Dogs einen längeren Atem, zumal die Covid-Schließungen zumindest vorübergehend vorbei sein sollten.

Kimbo Dogs bereitet Chimichangas, Fritten, aber in erster Linie Würste aller Art zu. Lamm-, Angus-, Mangalitza- und Veganwurst wecken Interesse, werden aber womöglich von der Reh-Käsekrainer auf die Plätze verwiesen.

Die Hotdogs werden bunt zusammengestellt, als Pars pro Toto sei hier der Drunken Aussie Dog angeführt: ein Sacherwürstel mit knusprigem Speck, karamellisierter Ananas, geschmolzenem Cheddar, Roter Rübe, Zwiebelringen und Spiegelei in ein Weckerl gepackt und mit mächtig Bourbon-BBQ-Sauce versehen. Dazu kann man allerlei Fritten wählen. Könnte sein, dass man danach satt, aber auch danach süchtig wird. Ein Gelato wäre jetzt kein Fehler, daher ab nach Währing.

Ankommen und ausatmen

Gleich neben dem Schmid-Hansl in der Schulgasse 31 in Währing hat ein spannendes Projekt begonnen: Im Banc Public werden auf wenigen Quadratmetern Erinnerungen verkauft. Diese Erinnerungen müssen aber erst geweckt werden. Das erledigen hier die Antiquitäten, Designerstücke, Schallplatten, Musikkassetten und ein Walkman. Das Staunen über die ausgesucht interessanten Ausstellungsstücke nimmt kein Ende. Selbst entworfene Leuchten, ein ausgestopftes Krokodil, Bücher über Design und Hortikultur, internationale Zeitschriften und ein Plattenspieler, der grazilen Jazz in diese kleine Wunderkammer zaubert. Es ist ein Ort zum Ankommen, Ausatmen und womöglich auch zum Einkaufen.

Auf jeden Fall sollte man eine weitere Erinnerung aufkommen lassen: jene an das Softeis der 1980er-Jahre. So eine Maschine steht auf der Budel und verströmt schon allein durch ihr Design die Aura einer Zeitreise.

Der Geschmack des Eises hingegen konterkariert den Tripp in die Vergangenheit. Kokos-Aktivkohle ist da zum Beispiel eine Geschmacksrichtung, toppbar mit geröstetem, salzigem Sesam. Erdbeer-Vanille wäre wohl zu mehrheitsfähig. Die Sorten wechseln, die Kundinnen und Kunden freut’s. Die "Becher" sind aus Zuckerrohr, die Löffelchen essbar – Anspruch bleibt Anspruch.

Coffee to go gibt es auch hier in Währing – zwar widerwillig, aber erst wenn der Gastgarten steht, gibt es dann auch Coffee to sit in Keramikgebinden. Man darf auf diese gespannt sein.

Der gesamte Raum des Banc Public ist ein kleines Kunstwerk, der Blick an die Decke durch einen wunderschönen Luster vor einem riesigen Spiegel atemberaubend schön. Und die Covers diverser Grace-Jones-Alben sorgen für eisige Hitze in dieser sommerlichen Wunderkammer.

Das Kimbo Dogs bietet in der Spitalgasse in Wien-Alsergrund vor allem Hotdogs an. (Gregor Fauma, 29.7.2021)