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Konzernchef Michael O’Leary prognostiziert weiterhin günstige Ticketpreise und erntet dafür Gewerkschaftskritik.

Foto: Reuters/Johanna Geron

Europas größte Billigairline wittert wieder Morgenluft. Im Frühjahr verzeichnete die irische Fluggesellschaft Ryanair eine Belebung der Buchungszahlen. "Die Buchungsabschlüsse der vergangenen Wochen haben uns ermutigt, vor allem seit der Einführung des europäischen digitalen Impfpasses", zeigte sich Finanzvorstand Neil Sorahan am Montag hoffnungsvoll.

Trotz der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante sei der Vorstand daher zuversichtlich, im laufenden Bilanzjahr 2021/22 zwischen 90 und 100 Millionen Fluggäste zu transportieren. Das ist optimistischer als zuvor, bislang wurden 80 bis 100 Millionen erwartet. Die Anleger glauben die Botschaft gern – trotz eines Verlusts von 273 Millionen Euro, nach 185 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Die Aktien der von der Pandemie gebeutelten Fluggesellschaft klettern in der Spitze um mehr als vier Prozent.

Passagiereinbruch

Im Corona-Jahr 2020 musste die Lauda-Mutter einen Einbruch der Passagierzahlen auf 27,5 Millionen verbuchen, nach einem Rekordwert von 149 Millionen im Jahr 2019/20. Nach über fünf Millionen Fluggästen im Juni soll die Zahl der Passagiere im Juli knapp neun Millionen und im August mehr als zehn Millionen erreichen, so die Airline.

Der Wermutstropfen laut Konzernchef Michael O’Leary: Die große Unsicherheit im Zusammenhang mit den grünen Pässen für Reisen (insbesondere in Großbritannien) und die extreme Vorsicht der irischen Regierung führten dazu, dass die Buchungen sehr knapp und zu niedrigen Tarifen erfolgten. Sprich: Die gesunkenen Ticketpreise sind mit ein Grund für den Verlust. Zudem hätte man die meisten Flüge rund um Ostern wegen der Pandemie streichen müssen, und die Reisebeschränkungen innerhalb der EU seien im Mai und Juni später gelockert worden als erwartet.

Zurück in die Gewinnzone

Dennoch lief es im Zeitraum April bis Juni etwas besser als von Analysten vermutet. O’Leary erklärt, dass es angesichts der Unsicherheiten weiterhin unmöglich sei, eine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2021/22 auszugeben. Allerdings rechne der Konzern weiterhin mit einer "kräftigen Erholung" im Winter und im nächsten Sommer. Für 2021/22 erwartet die Airline einen kleinen Verlust oder im besten Fall das Erreichen der Gewinnschwelle.

Für den Sommer prognostiziert O’Leary weiterhin günstige Ticketpreise unter Vorkrisenniveau. Das ruft die Gewerkschaft Vida auf den Plan. "Anstatt weiterhin Tickets zu Dumpingpreisen auf den Markt zu werfen, sollten Ryanair und Co endlich faire Gehälter zahlen", kritisiert Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in einer Aussendung. Auch die grüne Ministerin Leonore Gewessler kommt nicht ungeschoren davon. Bis heute sei keine einzige Maßnahme gegen "Dumpingspiele" in der Luftfahrt ergriffen worden. Das Projekt "faire Mindestticketpreise" sei nicht umgesetzt worden. (Regina Bruckner, 26. 7.2021)