Leitungen nach Spanien waren Samstagnachmittag kurzzeitig ohne Strom, nachdem im Südwesten Frankreichs ein Störfall aufgetreten war.

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Ein Zwischenfall im Südwesten Europas hat am Wochenende Erinnerungen an den Beginn des Jahres geweckt, als Österreich und andere Staaten wegen einer Netzüberlastung in Südosteuropa nur knapp einem Blackout entgangen sind. Österreich blieb wieder verschont, Spanien und Portugal hingegen mussten diesmal kurzfristig vom europäischen Verbundnetz genommen werden. Das kam so:

Vorigen Samstag gab es aufgrund eines größeren Zwischenfalls in Frankreich um 16.36 Uhr MESZ eine Unterbrechung der Stromleitung nach Spanien. Wenn es zu einer starken Frequenzabweichung im Stromnetz kommt, geschieht so etwas automatisch, damit noch größere Schäden verhindert werden.

Eine Million Haushalte ohne Strom

Durch die Trennung der Iberischen Halbinsel vom europäischen Stromnetz fehlten plötzlich rund 2500 Megawatt Stromimporte aus Frankreich. Um einen Kollaps zu verhindern, wurde zeitweise bis zu einer Million Spaniern und Portugiesen der Strom abgedreht. Auch im Südwesten Frankreichs waren gut 100.000 Haushalte betroffen. Nach einer halben Stunde war die brenzlige Situation überstanden, um 17.09 Uhr MESZ floss wieder Strom durch die Leitungen.

Da am Samstag entlang der betroffenen Trasse ein Waldbrand ausgebrochen war, wird dies als möglicher Grund für die Störung vermutet. Laut Medienberichten hat ein Löschflugzeug wichtige Hochspannungsleitungen beschädigt, die Spanien mit Strom versorgen. Gewissheit soll eine Untersuchung bringen, die gerade läuft.

Heuer bereits weite Auftrennung des europäischen Stromnetzes

"Österreich war nicht betroffen, wir waren als APG auch nicht in das Krisenmanagement involviert", sagte ein Sprecher der Netzgesellschaft Austrian Power Grid. Der Vorfall an der französisch-spanischen Grenze hatte die zweite Auftrennung des europäischen Stromnetzes im heurigen Jahr zur Folge. Insgesamt ist es die Vierte seit Herbst 2003, als es in Italien dunkel wurde.

Am 8. Jänner 2021, einem Freitag, lag die Ursache für den Beinahe-Blackout in Kroatien. An jenem Tag gab es ungewöhnlich hohe Stromexporte aus dem Südosten Europas Richtung Westen. Im Ort Ernestinovo nahe der Stadt Osijek laufen mehrere Hochspannungsleitungen zusammen. Durch den hohen Stromfluss wurde die Kupplung im dortigen Umspannwerk überlastet. Erst nach einer guten Stunde war das europäische Stromnetz, das in einen südöstlichen und einen zentral-westeuropäischen Teil aufgesplittet war, wieder synchronisiert und die normale Frequenz von 50 Hertz vom Süden Portugals bis zum Schwarzen Meer wieder hergestellt.

Anders als vorigen Samstag war im Jänner auch die APG in das Krisenmanagement eingebunden. (Günther Strobl, 27.7.2021)