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Zwei Mal ist die Vonovia bereits gescheitert sich eine Mehrheit der Deutsche-Wohnen-Anteile zu sichern.

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München/Düsseldorf – Die beiden größten deutschen Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen wollen ihre Fusionspläne auch nach dem Scheitern des zweiten Versuchs Insidern zufolge noch nicht begraben. Der Bochumer Branchenführer Vonovia könnte innerhalb von wenigen Wochen einen neuen Anlauf starten, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. "Beide Vorstandschefs wollen die Übernahme noch immer und suchen eine Lösung", sagte eine davon. "Die Deutsche Wohnen will diesen Deal – aber dann muss es auch sicher klappen", sagte ein zweiter Insider. Analysten und Investmentbanker glauben, dass Vonovia-Chef Rolf Buch dann etwas mehr bieten müsse als bisher, um sicherzugehen. Auch die Aufsichtsräte müssten nochmals eingebunden werden.

Die 18,7 Milliarden Euro schwere Übernahme war gescheitert, weil sich Vonovia innerhalb der Annahmefrist nur 47,6 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien sichern konnte. Nötig gewesen wären 50 Prozent. "Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Es da wieder herauszuholen, wird teuer und kompliziert", sagte ein beteiligter Banker.

Fondsgesellschaft: Angebot "absolut inakzeptabel"

Hedgefonds waren massiv bei Deutsche Wohnen eingestiegen und hatten darauf spekuliert, dass sie bei einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag später eine höhere Abfindung geboten bekämen als die 52 Euro, für die sie die Aktien jetzt an Vonovia abgeben konnten. Vertreter von Hedgefonds kritisierten, Vonovia habe sie in Sicherheit gewiegt, dass die benötigten 50 Prozent ohnehin erreicht würden. "Man war sich offenbar zu sicher", kommentierte ein Insider den Misserfolg, der sich seit Freitag abgezeichnet hatte. Passiven Indexfonds, die etwa den Leitindex Dax abbilden, waren weitgehend die Hände gebunden. Sie dürfen ihre Aktien erst abgeben, wenn die Übernahme in trockenen Tüchern ist. Sie halten laut Buch 20 Prozent an Deutsche Wohnen.

Aber auch aktive Fonds zeigten Vonovia die kalte Schulter. Portfoliomanager Michael Muders sagte der WirtschaftsWoche, er habe die Aktien von Union Investment angesichts der gebotenen 52 Euro nicht angedient: "Das halte ich für deutlich zu niedrig und daher absolut inakzeptabel." Die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken hält mehr als zwei Prozent an der Deutschen Wohnen.

Zustimmung von Vorstand und BaFin notwendig

Acht Millionen der 343 Millionen im Umlauf befindlichen Deutsche-Wohnen-Aktien fehlten dem Bieter Vonovia am Ende. Nun bekommen die Aktionäre ihre Aktien erst einmal zurückgebucht. "Jeder, mit dem ich gesprochen habe, ist davon ausgegangen, dass der Deal durchgeht", hatte sich auch Buch überrascht von dem Scheitern gezeigt. Um mit einem neuen Angebot nicht zwölf Monate warten zu müssen, braucht Vonovia die Zustimmung des Deutsche-Wohnen-Vorstands um Michael Zahn und die der Finanzaufsicht BaFin.

"Es ist klar, dass dafür eine neue und höhere Offerte vorgelegt werden müsste", schrieb Berenberg-Analyst Kai Klose in einem Kommentar. "Vonovia sollte es noch einmal versuchen." Er hob das Kursziel für Deutsche Wohnen auf 55 von 52 Euro an und empfahl die Aktie zum Kauf. An der Börse kletterten die Papiere um 1,7 Prozent auf 51,98 Euro und blieben damit knapp unter den von Vonovia gebotenen 52 Euro.

Deutsche Wohnen hielt sich zu den Informationen bedeckt. Vonovia verwies auf Buchs Äußerungen vom Freitag: "Es ist alles möglich. Wir können nichts tun, wir können kaufen, wir können verkaufen. Aber jetzt müssen wir eine saubere Analyse machen, wie es weitergeht", hatte er zu Reuters gesagt. Vonovia ist mit 18,4 Prozent der Anteile größter Aktionär von Deutsche Wohnen. Das Aktienpaket ist rund 3,4 Milliarden Euro wert. Die Vonovia-Aktie sackte um zwei Prozent ab. Würde Buch das Paket verkaufen, drohten ihm Kursverluste. Stockt er dagegen weiter auf, würde beim Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre fällig. Das würde aber voraussichtlich viel teurer, weil die Aktienkäufe am Markt nicht unbemerkt bleiben dürften. (Reuters, red, 26.7.2021)