Ein Anschlag erschüttert Kopenhagen: "Wenn die Stille einkehrt" ist ab Donnerstag auf Arte zu sehen – und bereits jetzt in der Mediathek verfügbar.

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"Die Hölle wird ausbrechen." Die dänische Justizministerin Elisabeth Hoffmann ist das liberale Aushängeschild ihrer Partei. Sie möchte ein Gesetz auf den Weg bringen, das abgelehnten Asylbewerbern mehr Freizügigkeit ermöglicht: "Weil wir der Meinung sind, dass es dänischem Recht widerspricht, Menschen einzusperren." Mitten in ihrem Vorhaben und der Lobbyarbeit findet die Polizei nach einem Hinweis eine Tasche mit Automatikwaffen und Munition, deponiert in der Nähe eines Asylzentrums. Und prompt steht die Justizministerin mit dem Rücken zur Wand. Um ihre Pläne nicht zu gefährden, spielt sie auf Zeit. Der Waffenfund soll geheim bleiben und nicht mit den Asylbewerbern in Verbindung gebracht werden.

Justizministerin Elisabeth Hoffmann ist eine von acht Protagonistinnen, die in der zehnteiligen Serie "Wenn die Stille einkehrt" ein paar Tage vor einem Attentat in Kopenhagen mit Problemen im Alltag zu kämpfen haben – zu sehen ist die Produktion ab Donnerstag, 29. Juli, um 22 Uhr auf Arte und bereits jetzt zur Gänze in der Mediathek des Senders.

Lebensrealitäten

Während Hoffmanns Turbulenzen politischer Natur sind, macht Jamal eine andere Front schwer zu schaffen. Er ist bereits zum vierten Mal bei der Führerscheinprüfung durchgefallen – sehr zum Missfallen seines gewalttätigen Bruders, der als Taxifahrer arbeitet und reihenweise Strafzettel wegen Schnellfahrens sammelt, die er seinem Bruder umhängt. Jamal sucht eine Chance auf ein besseres Leben, doch er findet sie nicht. Installateur Morten und dessen Frau Camilla wiederum müssen erfahren, dass ihr 17-jähriger Sohn mit einer Überdosis im Krankenhaus liegt und dass sie keinen Draht mehr zu ihm finden.

So unterschiedlich die Biografien und Lebensumstände auch sind, so sehr vereint sie ein Ereignis, das ihr Leben auf den Kopf stellt und dem sich die Serie erst Schritt für Schritt nähert. Sie alle sind in irgendeiner Form von einem Terroranschlag mit mehreren Toten in einem Restaurant in Kopenhagen betroffen. Was an diesem Tag tatsächlich passiert, bleibt lange ein Rätsel, denn die zehnteilige Serie nimmt sich viel Zeit, die verschiedenen Handlungsstränge in Rückblenden zusammenzuführen. Zur Zielscheibe des Attentats hin und von dort wieder weg.

Wie es sich für eine dänische Produktion zu gehören scheint, ist sie nach dem bewährten Muster von Erfolgsserien wie "Kommissarin Lund" oder "Die Brücke" gestrickt: Wird es für kurze Zeit einmal hell, lauert schon die nächste dunkle Wolke, die sich über das Gemüt legt. Nach dem Motto: Irgendetwas ist immer, meistens ist es sogar eine Katastrophe. Eine politische Tangente darf auch nicht fehlen. Und dennoch, oder vielleicht gerade deswegen ist die Serie sehenswert. (omark, 28.7.2021)