Mit sieben Prozent Wachstum soll die US-Wirtschaft heuer den stärksten Zuwachs seit einer Generation erzielen.

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Wien – Im Frühjahr dürfte der Internationale Währungsfonds (IWF) den aufkeimenden Inflationsdruck etwas unterschätzt haben. Jedenfalls wurden die Prognosen für die Teuerung verglichen mit den Erwartungen von April teilweise kräftig nach oben geschraubt. In den Industriestaaten werden die Preise demnach in diesem Jahr um durchschnittlich 2,4 Prozent zulegen, nachdem er im April nur von 1,6 Prozent ausgegangen war. Für nächstes Jahr wurde die Inflationserwartung von 1,7 auf 2,1 Prozent erhöht.

Dennoch warnte der IWF die internationalen Zentralbanken davor, angesichts steigender Teuerungsraten ihre Unterstützung für die Wirtschaft durch billiges Geld zu früh zurückzufahren: "Die Zentralbanken sollten generell über vorübergehenden Inflationsdruck hinwegsehen und eine Straffung vermeiden, bis mehr Klarheit über die zugrundeliegende Preisdynamik besteht." Es existiere jedoch das Risiko, dass der Druck anhalten werde und die Notenbanken gegensteuern müssten.

Wegen der Corona-Rezession hatten Notenbanken weltweit die Geldpolitik weiter gelockert, etwa durch milliardenschwere Wertpapierkaufprogramme. Das billige Geld kann zusammen mit Konjunkturprogrammen auch die Inflation anheizen, in den USA liegt die Inflationsrate bereits deutlich über fünf Prozent. Allerdings erweist sich die US-Wirtschaft im heurigen Aufschwung als globale Konjunkturlokomotive.

Sieben Prozent Wachstum

Gemäß der IWF-Prognose steuert die weltgrößte Volkswirtschaft mit sieben Prozent heuer – beflügelt durch das im März verabschiedete massive Konjunkturpaket – auf das stärkste Wachstum seit einer Generation zu. Bisher hat der IWF bloß 6,4 Prozent erwartet. Für die Weltwirtschaft wurde der Zuwachs für das laufende Jahr von 4,4 auf 4,9 Prozent angehoben, die Eurozone soll mit 4,6 Prozent um 0,2 Prozentpunkte stärker wachsen als zuvor erwartet. Gegen den Trend senkte der Fonds seine Prognose für China von 8,4 auf nunmehr 8,1 Prozent.

Kopfzerbrechen bereitet dem IWF hingegen das wirtschaftliche Auseinanderdriften: Während Industriestaaten sich rasch von der Pandemie erholen, hinken Entwicklungs- und Schwellenländer merklich hinterher. "Der Zugang zu Impfstoffen stellt sich dabei als die wichtigste Bruchlinie heraus", unterstreicht der IWF. (aha, 27.7.2021)