Corona-Abstriche machen großteils Sanitäter und Sanitäterinnen. In Teststraßen arbeiten vermehrt auch ehemalige Gastro-Mitarbeiter

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Statt Schnitzel mit Kartoffelsalat, Bier, Kaffee oder Apfelsaft stehen neuerdings Corona-Tests auf der To-do-Liste von so mancher Servierkraft in Österreich. Corona-Testung nicht in eigener Sache wohlgemerkt, sondern vielmehr als Dienst am Nächsten. Was so mancher Wirt seit längerem vermutet, dass nämlich Personen, die bisher in der Gastronomie gearbeitet haben, nun in Teststraßen Dienst tun, wird vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zumindest für Wien bestätigt.

"Es stimmt, viele Leute sind im Zuge der Lockdowns und der Gastroschließung zu uns arbeiten gekommen", sagt Stefanie Kurzweil vom SPÖ-nahen ASB im Gespräch mit dem STANDARD. "Und ja, wir haben unverhältnismäßig wenig gespürt, dass die Gastronomie wieder geöffnet hat. Die Leute sind großteils bei uns geblieben, und wir sind froh, dass wir sie haben." Dass die Anstellung nur befristet ist, spiele offenbar keine Rolle.

Kundenorientiertes Arbeiten

Exakte Zahlen, wie viele der insgesamt noch 800 auf Teststraßen in Wien beschäftigten Personen früher in der Gastronomie tätig waren, habe man nicht. "Kurzweil: "Für uns ist wichtig, dass die Servicequalität stimmt, und nicht, woher die Leute kommen."

Es handle sich jedenfalls nicht um Einzelfälle, es seien ganz schön viele ehemalige Gastromitarbeiter darunter. Diese zeichneten sich durch freundliches, kunden- und dienstleistungsorientiertes Verhalten aus und würden deshalb sehr geschätzt.

Der Samariterbund betreibt als Wiens größte Blaulichtorganisation sämtliche Corona-Teststraßen in der Bundeshauptstadt und ist auch für die Rekrutierung des Personals zuständig. In der Hochphase der Pandemie waren mehr als tausend Mitarbeiter auf insgesamt neun Teststraßen beschäftigt. Die Teststation im Ferry-Dusika-Stadion im Prater wurde wegen Vorbereitungsarbeiten für den Abriss bereits zurückgefahren und wird ganz geschlossen. Auch die Teststation in Schönbrunn wird Ende Juli geschlossen. Dort laufen die Verträge aus. Damit einher geht eine weitere Reduktion des Personals auf den Wiener Teststraßen.

Neuausschreibung läuft

Fix ist, dass Wien bis auf weiteres an den verbleibenden sieben Teststraßen festhält. Die Ausschreibung für den Betrieb ist in der Endphase. Der Samariterbund hat sich beworben und ist optimistisch, den Zuschlag erneut zu erhalten.

Die Rekrutierung des Personals für die Teststraßen erfolge ganz klassisch, sagt Samariterbund-Sprecherin Kurzweil: "Unterlagen schicken, Bewerbungsgespräch, befristete Anstellung." Das administrative Personal sei bunt gemischt; unter den Sanitätern und Sanitäterinnen, die idealerweise die Abstriche vornehmen, seien definitiv mehr Männer, was damit zusammenhänge, "dass die oft ihren Zivildienst absolviert haben, über eine Sanitäterausbildung verfügen und dadurch keine neue Schulung brauchen."

Warum Gastrokräfte "fremdgehen", auch wenn viele Gasthäuser und Restaurants seit 19. Mai wieder offen haben? "Manche sagen, dass sie sich im medizinischen Bereich wohlfühlen und ihre jetzige Tätigkeit als sinnvollen Job sehen. Viele sagen aber auch, dass sie dort auf Trinkgeld angewiesen sind, hier aber ein Fixeinkommen haben und damit viel besser kalkulieren können", gibt Kurzweil Gesprächsinhalte mit ehemaligen Gastronomiemitarbeitern wider. Dazu kämen Zuschläge für Überstunden und Wochenendarbeit, die alle zwei Monate ausbezahlt würden.

Flexible Arbeitsmöglichkeit

Auch bei den Arbeitsbedingungen komme der Samariterbund den Teststraßenmitarbeitern so weit als möglich entgegen. "Von einem Tag in der Woche bis 40 Stunden ist alles vorstellbar", sagt Kurzweil. Viele Studierende, die während des Uni-Betriebs nur wenig Zeit für Nebenbei-Arbeit haben, hätten während der Ferien im Sommer aufgestockt. Und die Verdienstmöglichkeiten?

Personen, die Abstriche machen, verdienten bei Vollzeit gut 2.000 Euro brutto im Monat, Ordner und administratives Personal weniger. Kurzweil: "Aber nicht eklatant weniger, weil eine gewisse Incentivierung da sein muss, um die Leute zu bekommen und zu halten."(Günther Strobl, 28.7.2021)