Steckbrief des FBI.

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Der Angriff auf das Kapitol.

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Washington – Bei der ersten Sitzung des Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol am 6. Jänner haben mehrere Polizisten eindringlich ihre Erlebnisse während jener brutalen Attacke geschildert. Bei der Anhörung im US-Repräsentantenhaus am Dienstag erzählten vier Beamte von Schlägen, rassistischen Beschimpfungen und davon, wie Eindringlinge "Tötet ihn mit seiner eigenen Waffe" skandierten.

In der rund dreieinhalb Stunden langen Anhörung sprachen die Polizisten von "Terroristen", die eine "Putsch" durchführen wollten. Sie kritisierten außerdem republikanische Abgeordnete, die den Angriff auf das Kapitol immer wieder herunterspielen würden.

Einer der vier Beamten, Aquilino Gonell, sagte, er habe an jenem Tag gedacht, er würde sterben. Der Irak-Veteran beschrieb den Gewaltausbruch "wie etwas aus einer mittelalterlichen Schlacht". Die Beamten hätten sich mit ihren Händen Zentimeter für Zentimeter gegen den gewalttätigen Mob verteidigen müssen. Er und seine Kollegen seien geschlagen und getreten, mit Hämmern und Stöcken malträtiert und mit Chemikalien besprüht worden.

Polizist Gonell machen die Videos von dem Angriff immer noch emotional.
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"Mehr als sechs Monate später versuche ich immer noch, mich von meinen Verletzungen zu erholen", sagte der Beamte der Kapitolpolizei, dem während seiner Aussage mehrfach die Tränen kamen. "Für die meisten Leute hat der 6. Jänner ein paar Stunden gedauert, aber für diejenigen von uns, die mittendrin waren, hat es nie aufgehört." Der Angriff habe ein bleibendes Trauma ausgelöst.

Gepackt, geschlagen, malträtiert

Der Polizist Michael Fanone sagte bei der Sitzung, er sei gepackt, geschlagen, mit einem Elektroschocker malträtiert und gleichzeitig als Verräter beschimpft worden. Er habe in jenem Moment gedacht, die Wahrscheinlichkeit sei groß, "dass ich auseinandergerissen oder mit meiner eigenen Waffe erschossen werde", sagte der Beamte der Hauptstadtpolizei in Washington. "Ich dachte an meine vier Töchter, die ihren Vater verlieren könnten."

Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Jänner den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Bei dem Angriff handelte es sich um den gewalttätigsten Vorfall im Kapitol seit der Erstürmung durch britische Kolonialisten 1812.

Trumps Rede vor dem Angriff

Vor dem Angriff am 6. Jänner hatte Trump in der Nähe des Kapitols eine Rede vor seinen Anhängern gehalten. Viele von ihnen waren im Anschluss Richtung Kapitol marschiert. Dem Ex-Präsidenten wird vorgeworfen, dass er die Menge zu dem Vorgehen aufgestachelt habe.

"Er selbst hat dabei geholfen, diese Monstrosität zu erschaffen", gab Polizist Gonell bei der Anhörung an. Auch der Polizist Harry Dunn gab am Dienstag zu Protokoll, dass ein "Auftragskiller" ("hit man") die Eindringlinge geschickt hätte. "Ich möchte, dass Sie den Dingen auf den Grund gehen", sagte er.

Untersuchungsausschuss mit Hindernissen

Der Ausschuss im Kongress soll die Hintergründe des Angriffs untersuchen. Es handelte sich am Dienstag um die erste Anhörung. Die Demokraten haben den Untersuchungsausschuss gebildet, nachdem einige Republikaner eine Initiative blockiert hatten, in dieser Sache eine überparteiliche, unabhängige Untersuchungskommission zu gründen.

Bennie Thompson, Vorsitzender des Ausschusses, und die Republikanerin Liz Cheney haben davor gewarnt, die Unruhen "weißzuwaschen". Manche würden die "Aufrührer zu Märtyrern" hochstilisieren, kritisierte Thompson. Gegner des Ausschusses kritisieren wiederum, dass dieser politisch motiviert sei. (APA, red, 27.7.2021)