Annemiek van Vleuten darf diesmal wirklich über Gold jubeln.

Foto: AFP

Für Roglic ging nichts schief.

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Tokio – Keine Sensation hat es am Mittwoch im olympischen Rad-Einzelzeitfahren in Tokio gegeben. Die zum Favoritenkreis gezählten Annamiek van Vleuten und Primož Roglič eroberten überlegen erstmals Gold bei Sommerspielen. Die 38-jährige Niederländerin krönte ihre Karriere nach zwei WM-Titeln in dieser Disziplin (2017, 2018) mit dem Olympiasieg, der Slowene holte das erste Radgold für sein Land. Bei beiden war die Freude nach vorangegangenen Enttäuschungen groß.

Scherzkeks

Van Vleuten hatte am vergangenen Sonntag als Zweite des Straßenrennens hinter Überraschungssiegerin Anna Kiesenhofer über einen vermeintlichen Sieg gejubelt. Wenige Tage später holte sie Versäumtes nach. "Ich bin Erste, stimmt's?", scherzte sie nach ihrem "Start-Ziel-Sieg" in der 22,1-km-Prüfung gegen die Uhr mit 56,47 Sekunden Vorsprung auf die Schweizerin Marlen Reusser. Ihre Landsfrau Anna van der Breggen, die Weltmeisterin, wurde wie 2016 in Rio Dritte (+1:01,63).

Die negative Energie nach dem Straßenrennen habe sie ausgeblendet, sagte van Vleuten, die sich aus den sozialen Netzwerken ausgeklinkt hatte. "Es hat da niemand über meine Leistung gesprochen, aber die Daten haben gezeigt, dass ich super, super in Form bin. Besser als je zuvor." Im Straßenrennen in Rio 2016 war sie auf dem Weg zu Gold schwer gestürzt.

Reusser stieß auf den letzten sieben Kilometern noch vom fünften Platz auf den Silberrang vor. Die als Mitfavoritin gehandelte US-Amerikanerin Chloe Dygert, die Weltmeisterin von 2019, musste sich mit dem siebenten Rang (+2:16,40 Min.) begnügen. Die von der dreifachen Olympiasiegerin Kristin Armstrong (2008/12/16) betreute 24-Jährige war bei der WM vor zehn Monaten in Führung liegend gestürzt und hatte einen Handbruch und eine tiefe Schnittwunde am Oberschenkel erlitten. In Tokio kam sie von Beginn an nicht richtig in Fahrt, hat aber in der Teamverfolgung auf der Bahn eine weitere Chance.

Dominanz

Roglič wiederum hatte die Tour de France, bei der er Sieganwärter war, nach einem Sturz schon früh aufgeben müssen. Für die Sommerspiele kam der 31-Jährige aber rechtzeitig in Topform. Ab der 15-km-Marke des 44-km-Rennens mit 700 Metern Höhendifferenz lag der frühere Skispringer voran und siegte in Anwesenheit des Tour-Gewinners Tadej Pogacar mit 1:01,39 Minuten Vorsprung auf seinen niederländischen Jumbo-Teamkollegen, den Ex-Weltmeister Tom Dumoulin, der auch schon Rio 2016 Zweiter gewesen war, und 1:03,90 vor dem Australier Rohan Dennis.

Weltmeister Filippo Ganna musste sich mit dem fünften Rang (1:05,74) vor dem Tour-Etappensieger Wout van Aert (BEL/+1:40,53) begnügen. Der Italiener war auf den ersten neun Kilometern nicht weniger als 59 Sekunden schneller als Roglič gewesen, musste diesem Tempo auf dem harten Kurs um den Fuji Circuit aber Tribut zollen.

Beim österreichischen Tour-Etappensieger Patrick Konrad, der im Straßenrennen 18. geworden war, war die Luft draußen. Mit sieben Minuten Rückstand kam der 29-jährige Niederösterreicher über den 31. Platz unter 39 Teilnehmern nicht hinaus. (APA, 28.7.2021)

Einzelzeitfahren Frauen (22,1 km):

1 . Annemiek van Vleuten (NED) 30:13:49 Min.
2. Marlen Reusser (SUI) +56,47 Sek.
3. Anna van der Breggen (NED) +1:01,63 Min.
4. Grace Brown (AUS) +1:08,73
5. Amber Neben (USA) +1:12,64
6. Lisa Brennauer (GER) +1:57,22

Einzelzeitfahren Männer (44,2 km):

1. Primoz Roglic (SLO) 55:04,19 Min.
2. Tom Dumoulin (NED) +1:01,39 Min.
3. Rohan Dennis (AUS) +1:03,90
4. Stefan Küng (SUI) +1:04,30
5. Filippo Ganna (ITA) +1:05,74
6. Wout van Aert (BEL) +1:40,53.

Weiter: 31. Patrick Konrad (AUT) +7:00,89