Gerade in Wien gibt es eine starke Protestbewegung gegen die geplanten Straßenprojekte der Stadt.

Foto: APA / HERBERT PFARRHOFER

25 Aktivistinnen und Aktivisten von Extinction Rebellion (XR) und anderen Klimabewegungen haben am Mittwoch die Hausfeldstraße in Wien-Donaustadt blockiert, um gegen erste dort stattfindende Vorarbeiten für die Stadtstraße zu protestieren. Die Demonstration sei friedlich verlaufen, am Ende wurden aber fünf Personen vorläufig festgenommen, sagte Polizeisprecher Christopher Verhnjak gegenüber der APA. Auch vor dem Bundeskanzleramt demonstrierten Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten gegen die 14 größten Autobahn- und Schnellstraßenprojekte in Österreich. Sie würden laut Greenpeace jährlich zusätzlich 375.000 Tonnen CO2 verursachen.

Die Aktivistinnen und Aktivisten in Wien-Donaustadt hätten sich nach der Auflösung der nicht angemeldeten Versammlung um die Mittagszeit durch die Polizei geweigert, die Örtlichkeit zu verlassen, so Verhnjak. Die Demonstranten haben den Ort für ihre Aktion bewusst gewählt. Sie versperrten sitzend und mit Transparenten von zwei Seiten die Zufahrt zu einer Baustelle, wo ein Kreisverkehr errichtet werden soll, damit der künftige Baustellenverkehr besser fließen könne, wie es in einer Aussendung der Aktivisten hieß.

Forderung nach Geld für Radwege und Öffis

"Während die Folgen der Klimakatastrophe immer drastischer in Erscheinung treten, versucht die Stadt Wien, bei Klimakillerprojekten wie der Stadtstraße Fakten zu schaffen", wurde kritisiert. Die Forderung lautete daher: "Wir sagen: Nein zu diesem Wahnsinnsprojekt aus der Alt-Betonzeit und damit auch Nein zu jeglichen Vorarbeiten! Geld für Radwege und Öffis statt für noch mehr Autoverkehr!"

Die Protestbewegung Fridays for Future Wien unterstützte den Protest auf Twitter.

Bei der Stadtstraße handelt es sich um eine Verbindungsstraße. Die 3,2 Kilometer lange Strecke soll die Südosttangente (A23, Anschlussstelle Hirschstetten) mit der S1-Spange Seestadt Aspern bei der Anschlussstelle Seestadt West verbinden. Sie gilt als ebenso umstritten wie der geplante Lobautunnel.

Protest gegen Autobahnprojekte

Österreichweit stehen derzeit die geplanten Autobahn- und Schnellstraßenprojekte in der Kritik: Allein die 14 größten Projektvorhaben der Asfinag würden 5,9 Milliarden Euro kosten, wodurch jährlich rund 375.000 Tonnen klimaschädliches CO2 zusätzlich in die Luft geblasen würden.

"Das entspricht einer Steigerung der Emissionen aus dem Straßenverkehr um rund zwei Prozent oder dem Jahresausstoß fast aller im Burgenland gemeldeter Autos", kritisierte die NGO in einer Aussendung. Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, die Gelder "in sinnvolle klimafreundliche Transportmittel zu investieren". Um dies zu unterstreichen, protestierten die Umweltschützer am Mittwochvormittag mit einem 13 Meter langen Zug vor dem Bundeskanzleramt.

So sah der Zug vor dem Bundeskanzleramt aus.

"Anstatt die drohende Klimakrise zu bremsen, wird sie durch die Bundesregierung mit Straßenbauprojekten im Wert von 5,9 Milliarden Euro noch weiter befeuert", sagte Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Neue Straßen, neuer Verkehr

Der Grund dafür: Neue Straßen verlagern den Verkehr nicht nur, sondern erzeugen rasch auch neuen Verkehr und damit eine zusätzliche Klimabelastung. Allein durch die in Planung befindlichen Projekte würden die CO2-Emissionen Österreichs im Straßenverkehr um rund zwei Prozent zunehmen. "Doch schon heute ist der Verkehr das Sorgenkind der heimischen Klimapolitik und für rund ein Drittel der Emissionen in Österreich verantwortlich. Während die Treibhausgasemissionen der meisten anderen Sektoren zumindest leicht gesunken sind, sind jene im Verkehrsbereich seit 1990 um fast 75 Prozent gestiegen", so Greenpeace.

Die geplanten Autobahn- und Schnellstraßenprojekte haben demnach eine Gesamtlänge von 118,4 Kilometern. Dafür sollen zehn Quadratkilometer Boden, umgerechnet 1.400 Fußballfelder, zusätzlich versiegelt werden. "Das heimische Straßennetz könnte schon jetzt dreimal um den Äquator gelegt werden. Diese rücksichtslose Verbauung hat nicht nur zu einer rasanten Versiegelung kostbaren Bodens beigetragen, sie zerschneidet natürliche Lebensräume und bedroht wertvolle Ökosysteme", warnte Schenk. Dazu komme, dass versiegelter Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann und so künftige Wetterextreme wie Starkregen und Hochwasser für die Bevölkerung gefährlicher werden.

Greenpeace forderte einmal mehr eine Verkehrswende. Statt Autobahn- und Schnellstraßenprojekte voranzutreiben, müssten klimafreundliche Verkehrsmittel wie etwa die Bahn bevorzugt werden. (APA, 28.7.2021)