"Die Katze war's" wird als Ausrede auch nicht helfen ...

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"In oben genannter Angelegenheit fordere ich Sie im Namen meines Klienten dazu auf, Ihre Behauptung zu widerrufen, künftig zu unterlassen und einen Schadenersatz in der Höhe von 1.500 EUR zu bezahlen. Andernfalls bin ich beauftragt, gerichtliche Schritte einzuleiten."

Solche Schreiben von Anwaltskanzleien machen meist unglücklich, und zwar jene, die so eine Nachricht empfangen. Wie kann es so weit kommen?

Eine Anleitung, wie man sich in Bedrängnis bringt

Schritt 1: Man veröffentliche ein paar unbedachte, emotionale Worte über eine unliebsame Person oder klicke auch nur auf "Teilen" auf Facebook, Twitter oder in einem Forum. Dabei unterlasse man, darüber nachzudenken, ob der Inhalt eventuell strafbar sein könnte – zum Beispiel beleidigend oder kreditschädigend – und ob man Belege für die Behauptungen hat. Besonders gut geht das, wenn man sich an einem Shitstorm beteiligt und in Rage gerät.

Schritt 2: Jetzt muss man gar nichts mehr tun. Mit ein wenig Glück bekommt die betroffene Person Wind von der Sache. Manchmal soll es auch vorkommen, dass bekannte Persönlichkeiten entsprechende Social-Media-Angebote laufend monitoren lassen, um solche Umtriebe zu bekämpfen. Ein paar Schadenersatzzahlungen können auch dazu führen, dass man sich ein neues Auto kaufen kann. Betroffene forschen selber nach oder fordern die jeweilige Plattform nach E-Commerce-Gesetz auf, User:innen-Daten herauszugeben.

Schritt 3: Dann kommen meist Anwaltskanzleien ins Spiel und verfassen oben genannte Zeilen.

Schritt 4: Jetzt muss man doch wieder etwas tun. Wer ein solches Schreiben erhält, sitzt in der Zwickmühle: Entweder man schafft die Sache rasch aus der Welt und erfüllt die kostspielige Forderung, oder man stellt sich einem möglichen Gerichtsverfahren. Einen Prozess nehmen viele nicht gerne auf sich, bedeutet das doch neben finanziellen Risiken auch viel Zeitaufwand und Nervenanspannung. Unglückliche Poster:innen entscheiden sich meist für das Erfüllen der Forderungen, und es wird nie wirklich geklärt, ob tatsächlich eine Rechtsverletzung vorgelegen hat.

Und wie man ein rechtliches Nachspiel vermeidet

  • Befassen Sie sich mit den rechtlichen Grundlagen für Postings.
  • Bedenken Sie, dass Ihre Äußerungen in den Social Media oder in Foren öffentlich sind. Das Internet vergisst auch nicht: Vieles bleibt jahrelang auffindbar und kann erst spät zu Auseinandersetzungen führen.
  • Lassen Sie sich nicht von negativen Emotionen leiten. Kühlen Sie sich ein wenig ab, bevor Sie die Tastatur zur Hand nehmen.
  • Kritisieren Sie – auch hart. Aber bleiben Sie dabei stets auf der sachlichen Ebene und berufen Sie sich auf unstrittige Fakten, führen Sie Begründungen für Ihre Aussagen an.
  • Helfen Sie auch anderen in der Community, die Grenze zwischen sachlicher Kritik und persönlicher Attacke zu erkennen. Zum Beispiel durch einen Link auf diese Anleitung. (Chris Burger, 29.7.2021)