Verheerende Unwetter wie in den vergangenen Wochen werden in Zukunft auch in unseren Breiten häufiger und heftiger werden, sagen Klimaforscher.

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Keine zwei Jahre nachdem mehr als elftausend Wissenschafter aus 153 Ländern gemeinsam einen weltweiten "Klimanotfall" ausgerufen haben, erneuern sie ihre eindringliche Warnung und fordern sofortige Maßnahmen. Veränderungen seien dringlicher denn je, um das Leben auf der Erde zu schützen, heißt es in einem im Fachjournal "BioScience" veröffentlichten Artikel.

Zu den ursprünglichen Unterstützern der gemeinsamen Warnung seien noch einmal mehr als 2.800 Forscher hinzugekommen. Seit der Erklärung des "Klimanotfalls" 2019 hätten zahlreiche Ereignisse wie Flutkatastrophen, Waldbrände und Hitzewellen deutlich gemacht, welche Konsequenzen es habe, wenn auf der Erde einfach weitergemacht werde wie bisher, hieß es.

2020 sei beispielsweise das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Im April 2021 sei die Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn der Messungen. Die Forscher fordern unter anderem ein absehbares Ende der Verwendung von fossilen Brennstoffen sowie einen besseren Schutz der Artenvielfalt.

Gefährliche Kipppunkte

"Die extremen Klima-Ereignisse und Muster, die wir in den vergangenen Jahren – und sogar nur in den vergangenen Wochen – beobachtet haben, unterstreichen die gestiegene Dringlichkeit, mit der wir die Klimakrise angehen müssen", erklärte Ko-Autor Philip Duffy vom Woodwell Climate Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts. "Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns Kipppunkten von verschiedenen Systemen der Erde – wie den Warmwasser-Korallenriffen, dem Amazonas-Regenwald und der Eisdecke der West-Antarktis und Grönlands – nähern oder diese sogar schon überschritten haben", betonte Ko-Autor William Ripple von der Oregon State University. "Wir müssen unser Handeln rasch ändern, und Klimavorgaben sollten Teil der Corona-Wiederaufbaupläne sein, wo immer das möglich ist."

Nachhaltigere Lebensweise

Die Forscher forderten schon in der Vergangenheit tiefgreifende Veränderungen, vor allem in sechs für den Klimawandel zentralen Bereichen: Umstieg auf erneuerbare Energien, Reduzierung des Ausstoßes von Schadstoffen wie Methan und Ruß, besserer Schutz wichtiger Ökosysteme wie Wälder und Moore, Konsum von mehr pflanzlichen und weniger tierischen Produkten, nachhaltige Veränderung der Weltwirtschaft und Eindämmung des Wachstums der Weltbevölkerung.

Und sie bekräftigen ihre Warnung von 2019: Wenn sich das menschliche Verhalten nicht grundlegend und dauerhaft verändere, sei "unsägliches menschliches Leid" nicht mehr zu verhindern. (red, APA, 28.7.2021)