Nach dem Corona-bedingten Rückgang im vergangenen Jahr ist der weltweite Ressourcenverbrauch wieder auf dem Vorkrisenniveau.

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Wien – Am Donnerstag ist die Menge natürlicher Ressourcen verbraucht, die die Erde im gesamten Jahr regenerieren kann. Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) ist im Vergleich zum Corona-bedingten leichten Rückgang im Vorjahr dabei wieder auf das Niveau von 2019 gerückt. "Statt eines grünen Neustarts nach der Krise ist nun wieder grenzenlose Ausbeutung an der Tagesordnung", so Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint gemeinsam mit dem WWF Österreich und Global 2000.

"Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2021 wieder die Ressourcen von mehr als 1,5 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Eine Menschheit, die innerhalb des ökologischen Budgets bestehen will, muss sich grundsätzlich verändern – den Rahmen dafür muss die Politik vorgeben", forderten die Umweltschutzorganisationen in einer Aussendung.

Forderung nach weltweitem Naturschutzpakt

Der WWF Österreich forderte zudem einen weltweiten Naturschutzpakt und eine massive Reduktion der Verschwendung von Energie und Ressourcen. "In Österreich wurden jeden Tag durchschnittlich 11,5 Hektar wertvollen Bodens verbaut, weltweit stieg die Zerstörung artenreicher Tropenwälder an, und die Überfischung der Meere ging weiter. Die Politik ist auf allen Ebenen gefordert, diese Ausbeutung zu beenden, Ressourcen effizient statt verschwenderisch zu nutzen und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur wiederherzustellen", so WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin.

"Gerade Österreich hat einen absurd hohen Rohstoffverbrauch, so haben wir unser Kontingent bereits im April aufgebraucht", unterstrich auch Lena Steger, Ressourcenexpertin bei Global 2000. "Wir müssen endlich die vorhandenen planetarischen Grenzen respektieren und unseren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren." Die derzeit in Bearbeitung befindliche Österreichische Rohstoffstrategie 2030 sowie die Kreislaufwirtschaftsstrategie würden eine gute Möglichkeiten bieten, Reduktionsziele politisch zu verankern. Auch Unternehmen sollten Arbeits- und Umweltstandards in ihren Lieferketten gewährleisten.

"Rückschritt in Umweltkrise"

Gemeinsam forderten WWF und Global 2000 mit dem Footprint Network die Bundesregierung auf, längst bekannte Methoden zur Schonung von Ressourcen umzusetzen. Eine Rückkehr zur alten Normalität nach Covid-19 sei für die Menschheit "klar ein Rückschritt in eine Umweltkrise".

Für Greenpeace war die derzeit laufende Diskussion über den Bau neuer Autobahnen und Schnellstraßen "ein gutes Beispiel für den respektlosen Umgang und die hemmungslose Ausbeutung unseres Planeten": "Österreich hat bereits eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Geht es nach der Straßenbaulobby, soll noch weiter kostbarer Boden zubetoniert werden. Dadurch wird nicht nur der Verkehr erhöht und die Klimakrise befeuert. Indem der Boden versiegelt wird, kann auch bei Starkregen das Wasser nicht abfließen und gefährdet somit Menschenleben. Dieser Zubetonierer-Wahn muss ein für alle Mal ein Ende haben", so Volker Plass, Programm-Manager von Greenpeace.

Der VCÖ kritisierte den hohen Treibhausgasausstoß in Österreich. Mit 8.280 Kilogramm pro Kopf war dieser im Vorjahr fast doppelt so hoch wie im Schnitt der Weltbevölkerung. "Die tatsächlichen Emissionen unseres Konsums sind noch höher, weil viele Produkte im Ausland, beispielsweise in China, produziert werden und damit in der heimischen Treibhausgasbilanz nicht aufscheinen. Die Welt verbraucht heuer wieder die Ressourcen von 1,5 Planeten, nach österreichischer Lebensweise wären es sogar etwa 3,5 Planeten", so der VCÖ. (APA, 28.7.2021)