Die Regierung hat sich zu einer Klausur nach Reichenau an der Rax zurückgezogen. Die Titel dazu lauten: "Regierung in der Sommerfrische". Sie sollten länger bleiben. "Sommerfrische" ist so eine angenehm altmodische Sache und kann sehr gut fürs Gemüt und den Kopf sein. Sommerfrische bedeutete früher, zum Teil sehr viel früher, dass man aus der heißen, stickigen Stadt in eine angenehme, relativ nahe Umgebung zog. Für Wochen, oft mit dem halben Haushalt. Reichenau, die Rax, der Semmering, das sind so Gegenden, die man von Wien in einer guten Stunde erreichen kann und die trotzdem eine sanft alpine Landschaft haben. Sehr beliebt war und ist auch das Salzkammergut, vor allem bei den "Gutbürgerlichen". Zuletzt auch das Waldviertel. Da verbringen manche Bobos schon das halbe Jahr.

Die Regierung hat sich zu einer Klausur nach Reichenau an der Rax zurückgezogen.
Foto: Christian Fischer

"Sommerfrische" ist das Gegenteil von "Erlebniswelten", von "Action", von Paragliding oder Ultra-Mountainbiken. Obwohl – all das dringt schon in die Sommerfrische-Gegenden ein. Weil sich die Jungen in der "Sommerfrische" zu Tode langweilen. Weil es keinen Ort mehr geben darf, an dem nicht entweder Lulu- oder Bumbum-Musik aus den Lautsprechern dringt. Die ansässige Hotellerie und/oder Gastronomie versucht so dem leicht angestaubten Image von Sommerfrische mehr Pep zu geben. Ein tragischer Marketing-Irrtum. Sommerfrische muss beschaulich sein, sonst kann man gleich zum Ballermann fahren. (Hans Rauscher, 28.7.2021)