Foto: Ikea

Elf Meter hoch ist die Nordmanntanne auf der Dachterrasse des City-Ikea, des sogenannten "hus", am Wiener Westbahnhof. "Unser Weihnachtsbaum ist der schwerste Baum auf dem Dach und wiegt circa 4,2 Tonnen", erklärt eine Bauingenieurin. 70 der insgesamt 160 Bäume befinden sich auf der Dachterrasse, die ab 26. August für alle Besucherinnen und Besucher ohne Konsumzwang zugänglich sein wird. Sie kann zukünftig mittels einer Außentreppe oder auch über eine Innentreppe oder einen Lift im Gebäude erreicht werden.

Neues, autofreies Kaufkonzept

Nach zweijähriger Bauzeit ist der 26. August also der große Eröffnungstag für den City-Ikea. Insgesamt umfasst das Gebäude 25.000 Quadratmeter auf sieben Geschoßen. Der Möbelriese selbst wird fünf Geschoße bespielen. Vier kleine Geschäfte (Apotheke, Hörgerätestudio, Friseur und Bäckerei), die bereits zuvor an diesem Standort eingemietet waren, werden wieder entlang der Äußeren Mariahilfer Straße einziehen. In die beiden obersten Etagen zieht die Accor-Hotelmarke Jo&Joe ein. Ihr Konzept richtet sich mit 345 Betten besonders an junge Geschäftsreisende.

In den gesamten Standort wurden 140 Millionen Euro investiert. Auf die Frage nach dem erwarteten Umsatzvolumen sagt Rodolphe de Campos, Country-Finance-Manager bei Ikea, lediglich, dass es "ein gutes Geschäft ist".

Eigene App zum Einkaufen

Eingekauft wird zukünftig mittels Ikea-App. Damit werden Einkaufslisten erstellt, einzelne Produkte mittels QR-Code gescannt und an der nächsten Kasse bezahlt. Da Parkplätze lediglich für Fahrräder, nicht aber für Pkws zur Verfügung stehen, können kleine Artikel sofort nach dem Einkauf mitgenommen werden. Größere Möbel werden mit E-Trucks nach Hause oder in Abholstationen geliefert. "Gegenüber anderen Filialen werden dadurch 350.000 Autofahrten, also 1.000 Tonnen CO2, eingespart", sagt Maimuna Mosser, Country-Business-Development-Managerin bei Ikea. Um allen Besuchern und Besucherinnen einen sicheren Eintritt während der Eröffnungsphase zu ermöglichen, ist der Eintritt nur mit elektronischem Einlassticket möglich.

Derzeit sind die Bauarbeiten hier aber noch in vollem Gang. Allein die Bäume befinden sich bereits an ihren Plätzen. Sie sind in weiße, überdimensional große Hightech-Blumentöpfe eingebettet, die für die Be- und Entwässerung der Pflanzen sorgen und mit einem Verankerungssystem ausgestattet sind. Zusätzlich sind die Bäume, die in Anlehnung an vier schwedische Nationalparks ausgewählt wurden, mit Stahlseilen fixiert. Dasselbe gilt für die Bäume, die rund um die Fassade in einer regalartigen Stahlkonstruktion aufgestellt sind. Ihr Zweck: Sie beschatten das Gebäude und kühlen die Umgebungstemperatur um bis zu 1,5 Grad Celsius.

1,2 Millionen für schwedischen Wald

Um dieser Aufgabe nachgehen zu können, haben die Pflanzen bereits einiges hinter sich. Nachdem sie von einer deutschen Baumschule aufgezogen und zugekauft worden sind, haben sie das vergangene Jahr in Steyr auf einer Wiese verbracht. "Dort hat man sie sogar händisch gegossen", sagt die Bauingenieurin. So wollte man sicherstellen, dass sich die Bäume akklimatisieren und auch am neuen Standort im 15. Wiener Gemeindebezirk überleben.

70 Bäume stehen auf dem Dach des City-Ikea.

Da sie alle mit einem Kran an ihren neuen Standort in schwindelerregender Höhe gehoben worden sind, wäre ein Austausch abgestorbener Pflanzen nicht so einfach möglich –"wenn auch nicht unmöglich", sagt Maimuna Mosser.

Da allein für das Baumkonzept 1,2 Millionen Euro investiert wurden, bleibt allerdings nur zu hoffen, dass die Bäume die erwarteten 45 Jahre auch tatsächlich in den Trögen überleben. Umgetopft werden müssen sie jedenfalls nicht mehr. Sie sind extra auf die Größe der Pflanzentöpfe gezüchtet, wachsen noch einen Meter in die Höhe und werden ansonsten nur buschiger.

Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit

Von Beginn an steckten sich der Möbelriese und das ausführende Wiener Büro Querkraft Architekten das Ziel, das Qualitätssiegel "Greenpass-Platinum-Zertifikat" für den Bau verliehen zu bekommen. Dafür müssen Kriterien in den Themengebieten Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und Kosten erfüllt werden. Dies ist unter anderem durch das grüne Konzept, eine 800 Quadratmeter große PV-Anlage auf dem Dach und einen Pufferspeicher im Keller erreicht worden. (Julia Beirer, 29.7.2021)