Das Tote Meer wird nur vom Jordanfluss (hier links im Bild) gespeist.

Foto: Nasa

Das Tote Meer ist genau genommen ein See ohne Abfluss im Grenzgebiet von Jordanien, Israel und dem Westjordanland. Gespeist wird das heute 800 Quadratkilometer große Gewässer, dessen Oberfläche rund 430 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, vom Jordan. Während vor rund hundert Jahren jährlich noch gut 1,3 Milliarden Kubikmeter Wasser in den See flossen, sind es heute gerade einmal 350 Millionen Kubikmeter. Die Konsequenz daraus ist, dass das Tote Meer allmählich kleiner wird – und das hat auch direkte Folgen für die Umgebung, wie eine Gruppe von Forschern nun im Fachjournal "Scientific Reports" berichtet.

Gefährliche Folgen

Die Ursachen für die Schrumpfung des Toten Meeres sind vielfältig: Der Klimawandel trägt ebenso dazu bei wie menschliche Übernutzung der Ressource Wasser. Der sinkende Wasserspiegel hat eine ganze Reihe bedenklicher Folgen. So führt nachfließendes süßes Grundwasser dazu, dass Salze im Boden gelöst werden und dadurch Erdfälle, sogenannte "Sink Holes", entstehen. Außerdem kommt es zu großflächigeren Absenkungen der Landoberfläche. Wissenschafter des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ haben jetzt zusammen mit Kollegen aus Hannover, Kiel und Padua zum ersten Mal einen direkten Zusammenhang zwischen der Abnahme des Wasserspiegels, der Verdunstung und der Landabsenkung nachgewiesen.

Das Team nutzte dabei ein breites Instrumentarium – von Messverfahren die auf dem globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS) beruhen über Radarsatelliten bis hin zu Pegel- und Klimastationen vor Ort. Die Forscher zeigten, dass sich die feste Erde mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa acht Wochen synchron zu Schwankungen der Wasseroberfläche und des Grundwasserspiegels auf und ab bewegt. Der Trend geht dabei jedoch klar in eine Richtung: abwärts.

Ein Meter pro Jahr

Rund ein Meter pro Jahr sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres, und rund 15 Zentimeter pro Jahr senkt sich das Land. Zuflüsse durch Regenfälle in den umliegenden Bergen und über den Jordan verursachen kurzfristige Erhöhungen des Seespiegels. Wasserentnahme aus den Zuflüssen für die Landwirtschaft, Abpumpen des Salzwassers zur Gewinnung von Kalium und die Verdunstung in der großen Hitze kehren die Bilanz jedoch ins dauerhaft Negative.

Die Kopplung der Landabsenkung an das schwindende Wasser ist seit langem klar. Dass aber die Bewegung der Landoberfläche mit den hydro-meteorologischen Schwankungen so direkt zusammenhängt, ist neu. Diesen Zusammenhang ermittelten die Wissenschafter innerhalb von drei Jahren. Für die Landwirtschaft, den Tourismus und die Infrastruktur in der Region sind die Landabsenkungen und der Wasserverlust sehr bedrohlich. Die Messungen zeigen zum ersten Mal, wie eng Land, Wasser und Atmosphäre hier miteinander verbunden sind. (red, 29.7.2021)