Leider durften auf dem Event keine Fotos gemacht werden, weshalb mit diesen Promobildern Vorlieb genommen werden muss.

Foto: Nintendo

Wenn man den Bildschirm der Nintendo Switch OLED aktiviert, ist man kurz geblendet. Strahlende Farben und eine Klarheit, die man bisher auf der Konsole vermisst hat, zeichnen schnell ein Lächeln auf des Gamers Gesicht. Ja, die neue Switch OLED ist aufgrund einiger Neuerungen eine klare Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Die erste persönliche Anspielzeit mit der neuen Konsole zeigt aber auch, dass hier nur eine Evolution und keine Revolution auf den potenziellen Käufer wartet.

Liebe zum Detail

Die größte Neuerung, das bereits erwähnte Display, wirkt wohl auch deshalb so beeindruckend für eingesessene Switch-Nutzer, da die Bildschirmdiagonale auf sieben Zoll erhöht wurde. Das Gerät selbst ist dadurch kaum angewachsen, konnte man den Platz der zuvor sehr breiten Seitenränder doch in Bildschirmfläche umwandeln. Praktisch, denn so sind die alte und die neue Ladestation kompatibel, das heißt, man kann als Mehrfach-Switch-Nutzer jede Konsole auf jeder Ladestation andocken.

Bei der Verarbeitung fällt auf, dass Nintendo diesmal mehr auf Wertigkeit gesetzt hat. Sowohl die Konsole selbst als auch die Ladestation wirken gediegener in ihrem Auftreten. So findet sich statt des Standfüßchens der ersten Switch, das nur in einer Position einrasten konnte, nun ein breiter Standbalken, der stufenlos verstellt werden kann und einen angenehmen Widerstand aufweist. Die matte Oberfläche passt zudem wunderbar zum Design und rundet das optische Gesamtbild ab.

Bei der Ladestation wurde statt der klapprigen Rückwand ein abnehmbarer Deckel eingesetzt, der so das komfortable An- und Abstecken der einzelnen Kabel ermöglicht. Neben Stromanschluss und HDMI-Port findet sich jetzt neu ein Netzwerkanschluss, um nicht nur auf das WLAN im eigenen Heim angewiesen zu sein. Das Design wirkt in Summe runder und scheint in etwa das zu sein, was sich Nintendo vielleicht schon zum Start gewünscht hätte.

Beim Sound ist der verbesserte Klang des neuen Modells in Form von einem Mehr an Lautstärke und einer verbesserten Klarheit spürbar, auch wenn ein abschließendes Urteil aufgrund der unruhigen Umgebung am Anspieltag nicht möglich ist. Wer die Switch ohne Kopfhörer und im Handheld-Modus nutzt, wird von dieser Verbesserung in jedem Fall profitieren.

Nintendo

Revolution ausgeblieben

All diese Verbesserungen wirken durchdacht, und das neue Display lässt so manches Spiel in neuem Glanz erstrahlen. So durften wir etwa "Super Mario Odyssey" und "Zelda: Breath of the Wild" ausprobieren und uns in "Mario Kart 8" gegen die anwesende Konkurrenz beweisen. Alle Spiele profitieren spürbar vom neuen Display. Bei "Zelda" wirkte das Gras deutlich grüner, und bei "Mario Kart" war man aufgrund der kräftigen Farben versucht, gleich mal eine Runde auf der Rainbow Road zu drehen.

Beim Anstecken an das TV-Gerät machte sich dann allerdings kurz Ernüchterung breit. Technisch hat sich sonst nichts an der Switch geändert. Die Auflösung liegt weiterhin bei 1080p, die auf einem großen Fernseher gut aussieht, aber ein Wow-Effekt bleibt selbstredend aus. Da generell auf ein Chip-Upgrade verzichtet wurde, werden Spiele, die bisher nicht ganz flüssig liefen, auch künftig ins Stocken geraten. Das wirft Fragen für künftige Projekte auf, die in den nächsten Jahren noch auf der Switch erscheinen werden.

Wie sieht es etwa mit dem im Oktober erscheinenden "Metroid Dread" aus, das auf dem Hands-on-Event schmerzlich vermisst wurde? Hätten sich die Entwickler vielleicht über ein klein wenig mehr Hardwarepower gefreut? Mit Sicherheit, aber Nintendo ist es offenbar wichtiger, dass alle Switch-Nutzer eine ähnliche Erfahrung mit ihren Spielen haben, anstatt demnächst mit einer Switch Pro unterschiedliche Voraussetzungen zu schaffen.

Nebenschauplatz: Steam Deck

Als am 16. Juli das Steam Deck von Valve überraschend angekündigt wurde, zogen viele Nutzer schnell Vergleiche mit der Nintendo Switch. Angesprochen auf die optische Nähe zur Switch, erklärte unter anderem Valve-Designer Greg Coomer in mehreren Interviews, dass die Zielgruppe des neuen PCs in Handheldform nicht mit der von Nintendo übereinstimmt. Das hat vielerlei Gründe. Zunächst werden Nintendo-Geräte vor allem deshalb gekauft, weil es nur auf diesen "Mario"-, "Zelda"- und "Metroid"-Spiele gibt. Das bietet Valves Steam Deck eben nicht.

Das Steam Deck bietet vor allem die unglaublich große Steam-Bibliothek und auch ordentliche Power unter dem Gehäuse. Ganz andere Schwerpunkte, als sie Nintendo in der nahen Vergangenheit gesetzt hat. Die Zielgruppe für den tragbaren PC-Handheld muss noch gefunden werden, die Switch hat diese Hürde längst hinter sich.

Die Switch-Familie wächst im Oktober auf drei verfügbare Geräte an.
Foto: Nintendo

Fazit

Hardware sollte man sich ja immer dann kaufen, wenn man sie gerade benötigt. Wer auf Updates wartet, der wird nie ganz zufrieden sein. Switch-Besitzer müssen aufgrund der OLED-Neuauflage mit Sicherheit keine schlaflosen Nächte haben. Klar, wenn man die beiden Geräte nebeneinander legt, dann würde man mit Sicherheit nicht mehr zum Urmodell greifen, aber wer ohnehin primär am TV spielt, dem werden die Unterschiede die meiste Zeit überhaupt nicht auffallen.

Die große Enttäuschung, die vielerorts im Internet nach der Ankündigung vor ein paar Wochen spürbar war, lässt sich nach dem ersten Hands-on nicht nachvollziehen. Die Switch OLED ist eine für Nintendo übliche Weiterentwicklung bestehender Hardware, die zugegebenermaßen aufgrund der rasanten technischen Weiterentwicklung schon mindestens ein Jahr früher hätte auf den Markt geworfen werden können.

Aber für wen ist das Gerät nun? Nachdem die Switch weltweit die meistverkaufte Konsole der letzten drei Jahre war, könnte man davon ausgehen, dass jeder, der über die finanziellen Mittel verfügt, bereits eine dieser Konsolen zu Hause stehen hat. Wer mit dieser zufrieden ist, hat keinen triftigen Grund umzusteigen. Für all jene, denen der schwächelnde Akku der ersten Switch Spielspaß kostet oder die nach dem Kauf der Switch Lite gemerkt haben, dass man die Konsole vielleicht doch gerne mal an den TV anschließen möchte, haben ab 8. Oktober 2021 eine gute Gelegenheit, sich die bisher schönste Switch nach Hause zu holen. (Alexander Amon, 2.8.2021)