Der Kryptomarkt ist fragmentiert und undurchsichtig. Daher steckt Wolfgang Mückstein Hoffnung in kommende internationale Regelungen.

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"Kryptowährungen sind wegen der regelmäßigen, sehr hohen und kurzfristigen Kursschwankungen sowohl als Zahlungsmittel als auch als Anlageinstrumente für Konsument:innen ungeeignet", schreibt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), in dessen Ressort neben dem Bekämpfen einer Pandemie auch der Konsumentenschutz fällt, in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage. Die Anfrage wurde unter anderem von den FPÖ-Abgeordneten Peter Wurm, Walter Rauch, Christian Ries und Peter Schmiedlechner gestellt.

Außerdem bestehe ein hohes Betrugsrisiko, fügt der Minister hinzu: "Die hohe Volatilität erleichtert es Betrüger:innen, Verbraucher:innen, mit dem Versprechen schneller, hoher und vermeintlich sicherer Kursgewinne zu täuschen." Und diese Aussicht auf schnelle und hohe Gewinne veranlasse Menschen erfahrungsgemäß gelegentlich dazu, "auch naheliegende Vorsichtsmaßnahmen außer Acht zu lassen".

Registrierung bei der FMA

Als Konsumentenschutzminister sei es seine Aufgabe, die Verbraucher vor dem Erwerb von Kryptowährungen zu Anlage- oder Zahlungszwecken sowie dem Betrugsrisiko zu warnen beziehungsweise den Verein für Konsumenteninformation (VKI) mit entsprechenden Abmahnungen, Verbandsklagen und Musterprozessen zu beauftragen, schreibt Mückstein.

Wenn Unternehmen in Österreich Dienstleistungen rund um Kryptowährungen anbieten, müssen sie sich seit 10.1.2020 bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) registrieren lassen. Die FMA beaufsichtigt diese Unternehmen, informiert zudem über etwaige Lizenzänderungen und spricht im Bedarfsfall Warnungen an Investoren aus, wenn es sich um Betrug handelt. Für bestimmte Geschäftsmodelle ist zusätzlich eine Gewerbeberechtigung oder eine Konzession der FMA notwendig.

Bitcoin-Kurs ist wieder gestiegen

Die von Mückstein erwähnten starken Schwankungen zeigen sich dieser Tage erneut. So war ein Bitcoin Mitte April noch über 60.000 Dollar wert gewesen, bevor es im Mai steil bergab ging und der Kurs im Juli zeitweise bei weniger als der Hälfte – also unter 30.000 Dollar – lag. In den vergangenen sieben Tagen ging es wieder um rund 20 Prozent bergauf, nun bewegt sich der Bitcoin-Kurs rund um die 40.000-Dollar-Marke.

Diese Schwankungen lassen sich, ähnlich wie bei anderen Anlageformen, meist auf konkrete Ursachen zurückführen. So können etwa Käufe und Verkäufe großer institutioneller Investoren den Markt in beide Richtungen bewegen. Ein anderer Faktor sind Aussagen und Maßnahmen aus der Politik und der freien Wirtschaft, die sich auf die Welt der Kryptowährungen beziehen.

Von Musk und Amazon ...

Ein prominenter Akteur dieses Spiels ist der charismatische Tesla-Gründer Elon Musk. Er hatte im März erklärt, dass man einen Tesla auch via Bitcoin kaufen könne, schon im Mai erfolgte dann aber wieder die Kehrtwende: Der CO2-Ausstoß bei der Erstellung von Bitcoins, das sogenannte Mining, war dem Elektroautopionier ein Dorn im Auge. Im Juni zeigte sich Musk dann wieder versöhnlich: Man könne die Option der Bitcoin-Zahlungen unter der Bedingung in Erwähnung ziehen, dass zumindest 50 Prozent des Minings mit erneuerbaren Energien erfolgt, sagte er.

Kritiker werfen Musk schon länger vor, die Kurse von Kryptowährungen mit kurzen Tweets – darunter teils einfach nur Memes – in bestimmte Richtungen zu lenken. Das galt zuletzt nicht nur für den Bitcoin, sondern auch für die Spaßwährung Dogecoin. Doch Musk und Tesla sind nicht die einzigen Akteure, deren Verhalten Einfluss auf den Kurs hat.

So hatte Amazon zuletzt via Stellenanzeige einen Experten für digitale Währungen und Blockchain-Technologien gesucht, was entsprechende Gerüchte nährte und die Kurse in die Höhe trieb. Amazon selbst dementierte kurz darauf Gerüchte, dass man Bitcoin bis Ende des Jahres als Zahlungsmittel akzeptieren wolle, und auch in der am Donnerstag vorgelegten Quartalsbilanz werden Wörter wie "Bitcoin" oder "Cryptocurrencies" kein einziges Mal erwähnt.

... bis Mastercard und Robinhood

Real ist hingegen die Tatsache, dass Mastercard Kryptowährungen noch in diesem Jahr in das eigene Netzwerk integrieren wird – weil diese ein immer wichtigerer Teil der Payment-Welt werden, wie das Unternehmen schreibt. Man wolle aber nur einzelne Kryptowährungen unterstützen, nicht alle.

Handlungsbedarf dürfte man bei Mastercard aber wohl auch sehen, weil diverse neue Herausforderer auf den Markt kommen und zunehmend wachsen. So ermöglicht auch die Trading-App Robinhood den Handel mit Kryptowährungen und ging am Donnerstag mit einer Marktkapitalisierung von 32 Milliarden Dollar an die Börse, fiel aber am ersten Tag gleich unter den Ausgabepreis. Die aus Wien stammende Krypto-Handelsplattform Bitpanda wiederum erreichte Mitte März eine Bewertung von einer Milliarde Dollar und durfte sich somit als erstes heimischen Start-up als "Einhorn" bezeichnen – als solche bezeichnet man nicht an der Börse notierte Unternehmen, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind.

Kryptowährungen sind keine Währungen

Bitcoin ist freilich nicht die einzige Kryptowährung auf der Welt – es gibt zahlreiche weitere, die mit anderen technischen und rechtlichen Konstrukten arbeiten. Und zumindest in der Theorie könnten die sogenannten Stablecoins Mücksteins Kritik an den schwankenden Kursen entgegenwirken – denn wie der Name schon sagt, sollen diese Coins einen stabilen Wert aufweisen.

Die bekannteste Stablecoin heißt Tether und ist immer genau einen Dollar wert. Daher wird sie auf Kryptohandelsplattformen gerne genutzt, um dort andere Kryptowährungen zu kaufen. Allerdings häufte sich in der Vergangenheit zunehmend die Kritik gegenüber Tether, wie es in einer Analyse des Start-up-Mediums "Trending Topics" heißt: So ist fragwürdig, ob Tether überhaupt mit einer entsprechenden Menge an Dollar gedeckt ist, das undurchsichtige Firmengeflecht lässt Vorwürfe der Steuerhinterziehung aufkommen. Somit bringen sich Alternativen in Position, um Tether potenziell zu ersetzen.

Und dieser Ersatz muss nicht zwingend aus der Kryptoszene kommen, sondern kann auch auf staatlicher Ebene entstehen. Dies hätte unter anderem den Vorteil, dass man sie besser regulieren und kontrollieren könnte. Ebenso könnte eine einheitliche internationale Regulierung die Gefahren von Betrug eindämmen.

"Aus diesem Grund arbeitet die Europäische Union derzeit an einer Verordnung über Märkte für Kryptowerte (Regulation on Markets in Crypto-assets – MiCA), die zumindest einen Teil des Marktes erfassen soll", schreibt Mückstein in der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage: "Die Verordnung soll den Betrieb, die Organisation und die Leitung von Emittenten von vermögenswertbezogenen Token sowie E-Geld-Token und Dienstleister im Bereich der Kryptowerte regeln. Dabei soll es auch Verbraucherschutzvorschriften für die Ausgabe, den Handel, den Austausch und die Verwahrung von Kryptowerten geben." (Stefan Mey, 30.7.2021)