Das Moos Schistidium foraminis-martini wurde in der Nähe des Martinslochs (links der Bildmitte) in der Tschingelhörner-Gipfelkette entdeckt.

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Biologen haben in der Schweiz ist eine Pflanzenart entdeckt, die zuvor nur von einem einzigen Fundort in den Tiroler Bergen bekannt war: Das "Martinsloch-Spalthütchen" (Schistidium foraminis-martini) ist eine Moosart, die nur in sehr großer Höhe wächst und deshalb vom Klimawandel bedroht ist.

Die Spezies war vor etwa 25 Jahren vom österreichischen Botaniker Heribert Köckinger nahe des Gipfels der 3.085 Meter hohen Vorderen Kendlspitze in den Hohen Tauern entdeckt worden. Das zu den Laubmoosen zählende Moos aus der im europäischen Hochgebirge weitverbreiteten Gattung Schistidium glich keiner bis dahin in der taxonomischen Literatur beschriebenen Art.

Fund am Martinsloch

Das damalige Rätsel konnte nun gelöst werden, nachdem Thomas Kiebacher vom Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich Moos mit denselben Merkmalen am Schweizer Martinsloch fand, einem Durchbruch in der Tschingelhörner-Kette im Kanton Glarus. Köckinger und Kiebacher haben es zusammen mit dem Norweger Hans F. Blom phylogenetisch analysiert. Sie haben es Schistidium foraminis-martini getauft und als bisher unbekannte Spezies in der Fachzeitschrift "Bryophyte. Diversity and Evolution" beschrieben.

Das Martinsloch-Spalthütchen weist eine warme braune Färbung auf, hat eiförmige, konkave und mutierte Blätter mit abgerundeten Spitzen, Spaltöffnungen sowie ellipsoide Kapseln, die an der Mündung eingeschnürt sind. Polster aus dem zierlichen Pflänzchen finden sich auf schrägen bis vertikalen Felsflächen, die sporadisch befeuchtet werden, beispielsweise durch Schmelzwasser.

Bedrohte Moose

Laut der Roten Liste des Schweizer Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft gelten 416 der über 1.000 bekannten Schweizer Moosarten als gefährdet. Das mit dem Martinsloch-Spalthütchen am nächsten verwandte Schistidium agassizii wurde beispielsweise seit 1966 nicht mehr gesichtet. (red, APA, 2.8.2021)