Rund 30 Personen absolvieren derzeit die Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft. Lehrstellen seien in ganz Österreich verfügbar.
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Mit den Sommermonaten wachsen auch die Müllberge. Denn wer durstig ist, greift schnell zu Getränken in Plastikflaschen oder Aludosen. Damit eine Getränkeflasche oder Aludose wiederverwertet werden kann, ist Mülltrennung ein wichtiger Schritt. Die weiteren Schritte übernehmen dann die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe.

Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, wurde der bestehende Lehrberuf des Entsorgungs- und Recyclingtechnikers überarbeitet, seit Mai gibt es nun den aktualisierten Lehrberuf als Entsorgungs- und Recyclingfachkraft. Die Ausbildung dauert vier Jahre. "Der Job ist sehr anspruchsvoll und vielfältig", sagt Daisy Kroker, Geschäftsführerin des Verbands der Österreichischen Entsorgungsbetriebe (VOEB). Das bestätigen auch Lucas und Stefan, beide haben ihre Lehre bei Brantner Green Solutions in Niederösterreich bereits abgeschlossen. "Vom Sortieren, Lkw- und Baggerfahren, über die Durchführung chemischer und physikalischer Analysen bis hin zu Werkstatt- und Bürotätigkeiten war alles dabei."

Abfallbeauftragter

Zentrale Neuerung bei der Lehrberufsausbildung und gleichzeitig eine Aufwertung des Berufsbildes ist der Ausbildungsbereich zum Abfallbeauftragten in Unternehmen. Dazu gehören das Wissen über rechtliche Rahmenbedingungen, Beratung bei abfallwirtschaftlichen Fragen, das Erstellen von Abfallwirtschaftskonzepten oder die Überwachung der Einhaltung der abfallrechtlichen Vorschriften.

Dass die Branche zukunftssicher ist, bestätigt eine aktuelle, repräsentative Umfrage von Marketagent.com im Auftrag des VOEB. 1.500 Personen wurden dafür befragt. Demnach ist mehr als 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher bewusst, dass die Abfall- und Ressourcenwirtschaft das wichtigste Bindeglied einer ökologischen Kreislaufwirtschaft ist. Aus Klimaschutzsicht erfreulich ist auch das gestiegene Bewusstsein, dass Abfälle eine wichtige Ressource sind. 2018 wurde die Befragung – ebenfalls repräsentativ mit 1.500 Personen – das erste Mal durchgeführt. Damals stuften nur rund die Hälfte der österreichischen Bevölkerung Abfälle als wichtigen Teil einer ökologischen Kreislaufwirtschaft ein. Dieser Wert hat sich in den letzten drei Jahren auf zwei Drittel erhöht.

Nachholbedarf bei Jungen

Eine ähnliche Tendenz zeigt sich, wenn es um die Betrachtung von Abfällen als wertvolle Ressource geht: Dieser Aussage stimmen fast 70 Prozent der Österreicher zu, 2018 waren es nur 56 Prozent. Sieben von zehn Österreichern sind sich darüber im Klaren, dass Abfälle wichtige Rohstoffe, sogenannte Sekundärrohstoffe, liefern. Ganz generell hat die Bedeutung der Entsorgungs- und Recyclingbetriebe laut der Umfrage deutlich zugenommen. Mit der Arbeit der Abfallwirtschaft sind 73 Prozent der Österreicher zufrieden, insbesondere die Vorarlberger (85 Prozent) und Steirer (78 Prozent).

Auffällig ist, dass älteren Menschen die Bedeutung der Abfallwirtschaft für den Umweltschutz stärker bewusst ist als jüngeren. Rund die Hälfte (55 Prozent) der 14- bis 18-Jährigen gaben an, dass Abfälle wichtige und knapper werdende Rohstoffe enthalten, während dies bei den 60- bis 69-Jährigen über 77 Prozent sind. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Frage ab, ob Abfälle wertvolle und wichtige Ressourcen sind: Auch hier gibt es eine fast 20-prozentige Differenz zwischen der jüngsten (57 Prozent) und ältesten (76 Prozent) Generation. "Die Studie verdeutlicht, dass wir vor allem bei jungen Menschen noch Aufholbedarf haben und besser vermitteln müssen, dass Abfall eine kostbare Ressource ist. Das Einkaufs- und Trennverhalten ist eng mit dem Funktionieren von kreislaufwirtschaftlichen Prozessen verbunden. Je besser jeder Einzelne darüber Bescheid weiß, desto leichter gelingen das Recycling und die Herstellung von Sekundärrohstoffen", sagt Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB.

Sichere Branche

Dieser Generationengap schlägt sich auch bei den Lehrlingszahlen nieder. Denn obwohl dieser Lehrberuf viel Abwechslung bietet und die Branche als krisenresistent und zukunftssicher gilt – von den 250 Mitgliedsbetrieben im Verband werden rund zwei Drittel des in Österreich anfallenden Abfalls entsorgt und vier Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet –, entscheiden sich nur wenige für diesen Lehrberuf.

Rund 30 Personen absolvieren derzeit die Lehre zur Entsorgungs- und Recyclingfachkraft (bzw. Entsorgungs- und Recyclingtechniker). Lehrstellen in Entsorgungsbetrieben seien, so der VOEB, in ganz Österreich verfügbar. Und auch die Bezahlung ist durchaus attraktiv. Laut Berufslexikon des AMS bekommen Lehrlinge (Gemeindebedienstete) bei der Stadt Wien im ersten Lehrjahr 1049 Euro brutto im Monat, im vierten Lehrjahr sind es 1.735 Euro. In der Privatwirtschaft wird ähnlich entlohnt, wie ein Beispiel aus dem Industriebereich zeigt. 993 Euro brutto gibt es im ersten Lehrjahr, im vierten 1.738 Euro. (Gudrun Ostermann, 2.8.2021)