Vor allem im Norden von Graz richtete das Unwetter Schäden an.

Foto: APA / Erwin Sheriau

In Graz für das heftige Unwetter am Freitagabend zu zahlreichen Überflutungen und entwurzelten Bäumen. Einer davon stürzte auf ein Mehrparteienhaus im Stadtbezirk Lend. Teile des Dachs, drei Balkone und mehrere Fenster wurden beschädigt. Vor allem im Norden der Stadt standen viele Straßen und Keller unter Wasser. Das Grazer Sicherheitsmanagement rief auf, Häuser nicht zu verlassen, Keller und Spannungsquellen zu vermeiden und unnötige Autofahrten zu unterlassen.

Im Innenhof eines Mehrparteienhauses wurde gegen 18 Uhr ein Baum umgerissen und stürzte auf das Gebäude, berichtete die Landespolizeidirektion Steiermark in einer Aussendung. Es seien das Dach, die Gebäudefront, drei Balkone und mehrere Fenster beschädigt worden. Teile des Blechdaches stürzten auf die Floßlendstraße und es drohten weitere Dachteile herabzustürzen, weswegen die Straße bis 20.10 Uhr gesperrt werden musste. Verletzt wurde niemand.

Besonders der Norden der Landeshauptstadt war von dem Unwetter am frühen Abend betroffen. Die Feuerwehr musste zahlreiche weitere Einsätze insbesondere wegen umgefallener Bäume abarbeiten, hieß es. Das Unwetter setzte nach 17 Uhr ein und binnen weniger Minuten waren einige Straßen, darunter auch die Elisabethstraße und die Hans-Sachs-Gasse, unter Wasser, da die Kanalisation die Mengen an Niederschlag nicht mehr aufnehmen konnte. Neben Sturmböen waren auch Hagelkörner dabei. Messstellen verzeichneten teilweise mehr als 100 Liter pro Quadratmeter, an manchen Messstellen wurden bis zu 160 Liter gemessen.

Aufräumarbeiten und Erkundigungsflüge

Am Morgen nach den Unwettern führte die Flugpolizei über dem Stadtgebiet Erkundigungsflüge durch. Dabei waren vor allem im Norden von Graz einige kleinere Murenabgänge festzustellen. Der stellvertretende Branddirektor der Berufsfeuerwehr, Heimo Krajnz, gab bekannt, dass die Feuerwehr den ganzen Samstag im Einsatz sein werde: "Rund 300 offene Einsatzstellen gilt es zu bearbeiten. Ab den Abendstunden steigt im Stadtgebiet wieder das Potential für Gewitter mit Starkregen und Hagel laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Für heute stehen uns im Falle von Unwettern Kräfte der steirischen Feuerwehren zur Verfügung. Diese Präventivmaßnahme wurde bereits mit dem Landesfeuerwehrverband vereinbart. Wir bitten die Grazer Bevölkerung, weiterhin sehr vorsichtig zu sein!"

Eine Luftaufnahme der Grazer Flugpolizei von Unwetterschäden im Grazer Becken.
Foto: Flugpolizei Graz

Der städtische Krisenstab tagt zur Stunde, um das weitere Vorgehen gemeinsam mit der Katastrophenschutzabteilung des Landes, der Landeswarnzentrale, den Energieversorgungsunternehmen der betroffenen Gebiete und den Einsatzorganisationen zu planen. Die städtischen Rückhhaltebecken blieben funktionstüchtig, derzeit wird mit Hochdruck und schwerem Gerät daran gearbeitet, sämtliche Becken von Verklausungen und Verschlammungen zu befreien, damit sie auch bei weiteren Niederschlägen ihren Dienst tun können.

An die Anwohner wurde der Appell gerichtet, weiterhin wachsam zu bleiben, Unterführungen und Tiefgaragen zu meiden, im Straßenverkehr Vorsicht walten zu lassen und weitere Unwetterwarnungen für den Samstag zu beachten.

Auto von Mure in Großarl erfasst

Auch in anderen Bundesländern kam es in der Nacht auf Samstag zu heftigen Unwettern. Ein Auto mit fünf Insassen ist am Freitagabend in Großarl im Salzburger Pongau von einer Mure erfasst worden, die nach starken Niederschlägen abgegangen war. Wie die Landespolizeidirektion Salzburg am Samstag mitteilte, kam es auch zu Verklausungen im Bachbett des Ixenbaches, der daraufhin über die Ufer trat. Auch die Ixenbach-Brücke sei weggerissen worden.

Die Autoinsassen hätten sich selbst befreien können, wurden aber von den Rettungskräften erstversorgt und in die Feuerwehr-Zeugstelle Großarl gebracht. Für die Freiräumung der vermurten Straße seien schwere Gerätschaften erforderlich gewesen. Die Rettungskräfte brachten zudem insgesamt 46 Personen von umliegenden Almen sicher ins Tal. Die Aufräumarbeiten sollten auch am Samstag weitergehen.

Rund 25 Feuerwehreinsätze in Niederösterreich

In Niederösterreich musste die Feuerwehr wegen des Unwetters ebenfalls ausrücken. Am stärksten betroffen war laut Feuerwehr der Bezirk Neunkirchen. Keller und Wohnungen mussten ausgepumpt werden, starker Hagel sorgte außerdem für Schäden in der Landwirtschaft, an Fahrzeugen und Dächern. Insgesamt standen im Bezirk in den Nachtstunden rund 25 Feuerwehren im Einsatz.

Vom Hagel besonders betroffen waren die Gemeinden Natschbach, Loipersbach, Seebenstein und Pitten. Zwischenzeitlich kam laut Feuerwehr auch der Verkehr auf der Semmering Schnellstraße zum Stillstand, weil der Hagel zu dicht war. Die B54 wurde ebenfalls teilweise überflutet. Um den Hagel von der Fahrbahn zu schieben, kamen Schneepflüge zum Einsatz. Infolge der starken Regenfälle kam es auf der B54 bei Seebenstein und auf der A2 bei Gleißenfeld außerdem zu zwei Verkehrsunfällen. Verletzt wurde niemand.

Zahlreiche umgestürzte Bäume im Tiroler Oberland

Auch Tirol meldet Unwetterschäden. Ein Unwetter mit starken Windböen knickte am Freitagabend zahlreiche Bäume im Tiroler Oberland umgeknickt. Bei einem Campingplatz in Reutte stürzten gegen 20.10 Uhr mehrere Bäume um, teilte die Landespolizeidirektion Tirol mit. Personen seien nicht verletzt worden. In Fließ (Bezirk Landeck) blockierte ein ausgerissener Baum die L312.

In Tobadill (Bezirk Landeck) mussten 35 Feuerwehrleute mit drei Fahrzeugen ausrücken, um einen "äußerst großen Baum" zu entfernen, der in Richtung eines Wohngebietes gestürzt war. Ein weiterer Baum habe das Passieren einer Gemeindestraße in dem Ort unmöglich gemacht. Im Weiler Balzeren sei ein Hausdach teilweise abgedeckt worden, ein Baum in dortigen Garten sei umgestürzt. Personen seien nicht zu Schaden gekommen.

60 Feuerwehreinsätze in Vorarlberg

Zu rund 60 Einsätzen musste die Feuerwehr in Vorarlberg ausrücken. Vielerorts seien Bäume umgestürzt und Dächer teilweise abgedeckt worden, berichtete der ORF Vorarlberg. Betroffen war vor allem der Bezirk Bludenz. Ein 84-Jähriger rutschte zudem in Wolfurt (Bezirk Bregenz) beim Versuch, einen Baum von einer Straße zu räumen 30 Meter über steiles Waldgelände ab und wurde verletzt, informierte die Polizei.

Der mit dem Gewitter einhergehende Sturm riss zahlreiche Bäume um, dadurch wurden Straßen verlegt. Bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle gingen die Meldungen ab kurz vor 18 Uhr teils im Halbminutentakt ein, insgesamt waren es in rund eineinhalb Stunden knapp 60 Einsätze. Im Bezirk Bludenz kam es zu 25 Einsätzen, im Bezirk Bregenz waren es 18 Einsätze, in Feldkirch neun und im Bezirk Dornbirn sechs. (APA, 31.7.2021)