Eine einfache Bewältigungsstrategie steht nun im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Raum. Ab einem bestimmten Durchimpfungsgrad in der Gesellschaft können wir alle wieder mehr oder weniger zur neuen alten Normalität zurückkehren. Aber geht es nicht eher um ein globales und individuelles Umdenken unserer Gewohnheiten und Verhaltensmuster oder reicht einfach der Impfstoff und alles ist wie vor der Krise? Ist der medizinische Eingriff - so sinnvoll er auch scheinen mag - trotzdem nur die Bekämpfung des Symptomes eines viel schlimmeren Virus unserer Gemeinschaft, der lange vor Corona existiert hat und der trotz aller Toleranz und Weltoffenheitsbekundungen Ignoranz, Gleichgültigkeit und Egoismus lautet?

Was aber noch viel schlimmer ist, ist die Frage, ob Corona und die nun empfohlene Impfung nachhaltige Schäden und Spannungen im sozialen Gefüge hinterlässt. Real ist, dass die Impfbereitschaft nach einer anfänglichen Euphorie nun bei einem harten Kern, der sich nicht wie im Spot der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) tanzend nach der Vakzination durch die Stadt wandeln sieht, sondern welcher eher mittel- bis langfristige Begleiterscheinungen der Vakzine befürchtet, ins Stocken geraten ist. Wie gehen wir als Gesamtheit mit dieser Situation um?

Österreichische Gesundheitskasse

Sein oder nicht sein

Schon in William Sheakespeares Werk "Hamlet" wurde die Problematik, wenn etwas schwer auf einem lastet und das was einem bevorsteht oder einen bedrückt als existenziell empfunden wird, behandelt. Vor ebenjener Kalamität stehen momentan nicht wenige, die sich noch nicht für oder gegen eine Impfung entschieden haben. Hierbei sind eindimensionale Kampagnen zur Erreichung von Akzeptanz bei den Skeptikern nicht sonderlich förderlich.

Dem Außenstehenden fehlt oft eine nötige Differenziertheit gerade von den Fachleuten und Verantwortungsträgern, die mit einer sehr unipolaren Strategie vorgehen und welche von wenig Fingerspitzengefühl zeugt. Zu der schwierigen individuellen Abwägung pro und kontra kommt ein wesentlich gravierenderes Problem zur angespannten Gesamtlage hinzu. Individuen, die vor der Pandemie trotz möglicher unterschiedlicher Weltbilder und Anschauungen kultiviert miteinander umgehen konnten, stehen sich jetzt in zwei Lagern gegenüber und Persönlichkeiten, die vor der Krise noch angesehen waren, stehen nun im Abseits.

Hinterlässt Corona nachhaltige Schäden und Spannungen in der Gesellschaft?
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Von der Mitte der Gesellschaft an den Rand

Der Autor von Kochbüchern mit veganen Gerichten Attila Hildmann, die Sänger Xavier Naidoo sowie Michael Wendler sind in einem Eck der Ächtung gelandet, das man niemandem wünscht. Sogar die sonst mehrheitsfähige deutsche Popsängerin Nena stößt trotz 99 Luftballons an die Grenzen der Akzeptanz. Ein Prozess der mehr als deprimierend ist. Den erwähnten die Schuld alleine zu geben, ist zu einfach, denn es stellt sich die berühmte Fragestellung, inwiefern der Mensch die Rahmenbedingen bestimmt oder diese ebenjenen beherrschen, wo wir wieder bei den zentralen Aufgaben der Zukunft wie dem Klimawandel, der sozialen Gerechtigkeit und dem Umgang mit Nebenwirkungen der Globalisierung wären. Wir alle sind Teil des Problems und der Lösung. Oder wie es der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick in einem seiner Werke behandelt: “Wenn die Lösung das Problem ist?“. Warum finden Probleme, auf deren Lösung sich Menschen mit ihrer ganzen Kraft konzentrieren, dennoch keine?

Niels Hegmans

Pädagogik in der Politik

Ein guter Lehrer macht Angebote. Im Leben und in der Bildung kann man nichts erzwingen und schon gar nicht über Menschen oder im Besonderen Kinder “drüberfahren“. Ein Meister wird seinen Schüler nie zu einer Entscheidung drängen, sondern diesem bei dem Weg der Selbst- und Entscheidungsfindung mit Verständnis zur Seite stehen. Eine chinesische Weisheit sei in diesem Zusammenhang zur freien Assoziation und zur Reflektion abschließend angeführt: "Nicht wissen, aber Wissen vortäuschen, ist eine Untugend. Wissen, aber sich dem Unwissenden gegenüber ebenbürtig verhalten, ist Weisheit.". (Daniel Witzeling, 4.8.2021)

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