Verena Altenberger spielt dieses Jahr die Buhlschaft im "Jedermann" bei den Salzburger festspielen.

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Man hat’s nicht leicht als Buhlschaft. Jedes Abweichen von der Erwartungshaltung des männlichen Blicks wird hart geahndet: Der Konvoi schießt ohne Vorwarnung. Formen soll sie haben, natürlich nur jene, die der gerade Beobachtende für lobenswert hält. Lange Haare soll sie haben, verdammt nochmal.

In Häppchen zerlegt

Einen knackigen Hintern. Einen üppigen Hintern. Große Brüste. Kleine Brüste. Die Frau wird in bequeme Häppchen zerlegt wie ein Premiumrind. Bauch, Brust, Lende, was darf es sein? Ein Kleid soll sie tragen, wenn es geht, natürlich ein rotes. Hosen sind ein No-Go. Sie soll nicht zu viel Eigenleben entwickeln, soll aber gleichzeitig locken, Projektionsfläche bieten, an der sich die Phantasie austoben kann.

Per Posting, per Brief

Das setzt gewisse Passivität voraus. Wo soll man denn hinprojizieren, wenn sich die Leinwand dauernd bewegt, wie sie will! Was Verena Altenberger entgegenschlägt, weil sie es wagt, die Buhlschaft mit Glatze zu geben – nicht einmal als Statement, sondern Folge der vorangehenden Film rolle als Krebskranke –, ist abenteuerlich. Die männliche Empörung findet ihren Weg wie das Wasser nach einem Rohrbruch. Per Posting in sozialen Medien, per maschingeschriebenem Brief. Und per Theaterkritik, die den Genderwahn, flankiert von einem mangelhaften Buhlschaftsbusen, durch die Hintertür hereinbrechen sieht. Die Schauspielerin und ihre künstlerische Leistung sind vernachlässigbar. Man will Titten und Haare. (Julya Rabinowich, 1.8.2021)