Gebraten, nicht gegrillt: Würste lockten in Thüringen mit Erfolg zur Impfung.

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Wenn Expertinnen nicht mehr gehört werden, Testpflicht bei der Einreise verordnet werden muss und die eigene Gesundheit trotzdem nicht Anreiz genug ist, um zur Impfung zu gehen – was kann man dann noch tun? "Bratwurst!" ist die Antwort, die in der thüringischen Gemeinde Sonneberg den Verantwortlichen eingefallen ist. Sie versuchten es am Wochenende mit einer Sonderaktion: Wer sich gegen Corona immunisieren ließ, bekam danach die örtliche Spezialität umsonst. Mit Erfolg: Rund 500 Menschen ließen sich impfen, normal sind es im gleichen Zeitraum nur 150. Die nahegelegene Gemeinde Hildburghausen will sich die Aktion nun abschauen, um ihre bisher geringe Impfrate von nur 40 Prozent aufzubessern.

Die beiden ostdeutschen Städte beschreiten damit einen anderen Weg, als ihn die Regierungen von Frankreich und Italien gehen. Dort wurden ja strenge Zutrittskontrollen via grünen Pass – ohne kostenlose Tests – und eine Impfpflicht für bestimmten Berufsgruppen zum Gesetz gemacht. Das stößt auf zunehmend rabiate Reaktionen. Mehr als 200.000 Menschen versammelten sich am Wochenende in rund 180 französischen Städten, um gegen die Regeln zu demonstrieren – unter ihnen viele Protestveteranen, die schon im Winter 2018 durch ihre großangelegten Gelbwesten-Kundgebungen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron ins Wanken gebracht hatten. Vereinzelt kam es dabei auch diesmal zu Ausschreitungen. Allerdings sind die Mengen immer noch viel kleiner als vor drei Jahren. Bei der größten Demo, in Paris, wurden 18.000 Menschen gezählt. In Italien riefen die Demonstrierenden zu einem Steuerstreik auf. In beiden Staaten hat die Aktion abseits der Proteste aber Erfolg: Die Impfzahlen steigen seit Einführung der Gesetze wieder.

In Israel ist man bereits einen Schritt weiter. Dort werden seit Ende der Vorwoche schon die dritten Impfdosen verteilt. Hintergrund sind Studienergebnisse, die bei Personen über 60 Jahren von einem nach sechs Monaten abnehmenden Schutz des Biontech/Pfizer-Vakzins vor Infektionen – nicht aber vor schweren Verläufen – ausgehen. Präsident Jitzchak Herzog ließ sich am Samstag immunisieren – schon zuvor hatte dies Ex-Premier Benjamin Netanjahu getan. (Manuel Escher, 1.8.2021)