Lukas Weißhaidinger (29) aus Taufkirchen an der Pram präsentierte am Sonntag im olympischen Dorf stolz seine Bronzemedaille. Am Montag reisen beide nach Hause.

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Dienstag Abflug, Mittwoch Ankunft, Freitag Qualifikation, Samstag Finale, Montag Rückflug. Für Lukas Weißhaidinger war Tokio ein Kurztrip. Ausgezahlt hat er sich allemal, der 29-jährige Diskuswerfer kommt heute mit einer historischen Bronzemedaille in Wien-Schwechat an. Österreichs insgesamt fünfte Medaille bei den Spielen in Tokio ist in der 125-jährigen Olympiageschichte die erste eines Leichtathleten. Zuvor hatten in der Leichtathletik nur Frauen reüssiert, sieben sind es an der Zahl: Gold gab's 1948 für Herma Bauma im Speerwurf, Silber 1968 für Liese Prokop im Fünfkampf sowie 2000 für Steffi Graf über 800 Meter, Bronze für Ine Schäffer 1948 im Kugelstoßen, für Eva Janko 1968 im Speerwurf, für Ilona Gusenbauer 1971 im Hochsprung und für Theresia Kiesl 1996 über 1.500 Meter.

Da hat sich Weißhaidinger nun dazugesellt mit der insgesamt fünften ÖOC-Medaille in Tokio. Mit seiner im dritten Versuch fixierten Weite von 67,07 Metern musste der Innviertler nur den Schweden Daniel Stahl (68,90) und Simon Pettersson (67,39) geschlagen geben, den Kampf um Bronze entschied er gegen den Australier Matthew Denny (67,02), den Slowenen Kristjan Ceh (66,37) und den Litauer Andrius Gudzius (64,11) für sich. "Eine Olympia-Medaille hat viel mehr Gewicht als eine EM-Medaille. Jeder weiß, was das für Entbehrungen waren, das Training, die Corona-Zeit. Es ist die schmerzvollste Medaille von allen drei", gestand Weißhaidinger ein. "Jetzt kann ich mich fallen lassen und muss nicht gleich an Paris denken."

"Plafond noch nicht erreicht"

Gregor Högler, Sportdirektor im Leichtathletikverband (ÖLV) und Weißhaidingers Trainer, denkt sehr wohl schon an Paris, also an die Sommerspiele 2024. Jedenfalls geht er im Gespräch mit dem STANDARD davon aus, "dass der Luky seinen Plafond noch nicht erreicht hat". Högler hofft, dass sich als Folge von Tokio "insgesamt Verbesserungen für den Sommersport in Österreich erzielen lassen".

Schließlich ist die Medaillenausbeute bei Sommerspielen seit 1945 nur ein einziges Mal höher gewesen, nämlich 2004 in Athen, wo am Ende sieben Medaillen (2/4/1) für Österreich herausgekommen sind. Und Tokio läuft ja auch noch bis Sonntag. Weißhaidinger kassiert übrigens die höchste Olympiaprämie, die es je im österreichischen Sommersport gegeben hat. Das verdankt sich nicht etwa dem österreichischen olympischen Comité (ÖOC), sondern dem Leichtathletikverband (ÖLV), der seit zwei Jahren mit der Helvetia Versicherung im Bunde ist, sich quasi gegen Erfolge versichern ließ. So streift Weißhaidinger allein aus diesem Posten nun 50.000 Euro ein. Da und dort wurde bereits Verwunderung darüber laut, dass sich nicht auch andere Verbände – oder gar das ÖOC – angeschlossen haben.

Schlüssel zum Erfolg?

So oder so fällt auf, dass die in Tokio erfolgreichen österreichischen Sportarten etwas gemeinsam haben. Nämlich eine drastische Veränderung oder gar Neuaufstellung an der Verbandsspitze.

Beispiel Leichtathletik: seit Ende 2016 ist die ehemalige Kugelstoßerin Sonja Spendelhofer als ÖLV-Präsidentin im Amt, nachdem Ralph Vallon eine eher unglückliche Figur abgegeben hatte. Ihr steht mit Högler, der 14-mal Meister und einmal WM-Zehnter im Speerwurf war, auch ein ehemaliger Aktiver als Sportdirektor zur Seite.

Beispiel Judo. Hier hat Martin Poiger Ende 2019 den 14 Jahre lang amtierenden Präsidenten Hans Paul Kutschera abgelöst. Kutschera hatte Österreich in eine finanziell alles andere denn abgesicherte Bewerbung für die WM 2021 manövriert. Auch Poiger setzt auf Judoka in seiner Umgebung, so sitzt etwa Sabrina Filzmoser, die in Tokio ihren letzten Kampf bestritt, seit fast zwei Jahren als Schriftführerin im Judo-Austria-Vorstand.

Beispiel Rudern. Der dreimalige Olympia-Teilnehmer Horst Nussbaumer gibt seit 2013 als Präsident den Weg vor. Er folgte auf Helmar Hasenöhrl, nachdem Österreichs Ruderer zweimal (2008, 2012) olympisch nicht vertreten waren.

Beispiel Radsport. Seit Harald Mayer an der Spitze im März 2019 Otto Flum abgelöst hat, mag sich auf den ersten Blick nicht viel verändert haben. Doch Mayer stand hinter Damentrainer Klaus Kabasser, als dieser sich für eine interne Ausscheidung starkgemacht hat. Aus dieser Qualifikation ging Anna Kiesenhofer als Siegerin hervor. Der Rest ist Geschichte. (Fritz Neumann, 2.8.2021)