Im Bauwesen ist die Zahl der Unternehmensneugründungen gerade hoch.

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Allmählich lichtet sich der Corona-bedingte Nebel in der heimischen Wirtschaft ein bisschen. Offenbar hat die Krise bei vielen Menschen einen Drang zur Selbstständigkeit entfacht. Besonders Einzelpersonen wollten offenbar die nach wie vor anhaltende Ausnahmesituation nützen, um aus ihrem Hamsterrad auszubrechen.

Die Statistik zeigt einen deutlichen Nachholeffekt: Fast 20.000 Neugründungen gab es im ersten Halbjahr 2021. Das sind 23,6 Prozent mehr Neugründungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 wurde um 15,1 Prozent mehr gegründet, wie aktuelle Daten der Wirtschaftskammer Österreich zeigen (WKO).

Sparte Handel dominierte

Am dominantesten unter den Firmenneugründungen war die Sparte Handel, gefolgt von Information und Consulting. Besonders jene Bereiche legten zu, die durch die Digitalisierung in der Corona-Zeit einen Schub erhalten haben, wie etwa die IT-Branche oder der Versandhandel. Auch im boomenden Bauwesen ist die Zahl der Neugründungen hoch, hier wurden die Vorkrisenwerte von 2019 deutlich übertroffen.

Die WKO hat Firmengründungen in Österreich von 1993 bis 2020 ausgewertet. Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Das Einzelunternehmertum erfreut sich hierzulande großer Beliebtheit. Vergangenes Jahr etwa waren fast 85 Prozent der neugegründeten Firmen Einzelunternehmen. Davon sind lediglich knappe fünf Prozent eingetragene Unternehmen. Was heißt das?

Einzelunternehmer im Trend

Einzelunternehmer müssen sich erst bei Erreichen der Rechnungslegungspflicht in das Firmenbuch eintragen lassen. Die Grenze der Rechnungslegungspflicht liegt grundsätzlich bei 700.000 Euro Jahresumsatz. Wer den Wert nicht erreicht, kann sich freiwillig in das Firmenbuch eintragen lassen, es besteht jedoch keine Bilanzierungspflicht.

Hinter den Einzelunternehmen folgt die GmbH mit knapp zwölf Prozent. Der Trend zum Einzelunternehmen hat sich in den vergangenen 28 Jahren noch deutlich verstärkt. Insgesamt wurden seit 1993 rund 842.000 Unternehmen in Österreich gegründet, knapp ein Viertel davon in Wien.

Hobby monetarisieren

Corona brachte Zeit – die einige gewinnbringend nutzen möchten. "Viele Österreicherinnen und Österreicher haben die Pandemie genutzt, um sich aus ihrem Hobby einen monetären Vorteil zu schaffen. Das zeigt der Anstieg an Neugründungen im Bereich des Kunsthandwerks", sagte Elisabeth Zehetner-Piewald, Geschäftsführerin des Gründerservices in der WKO. Im IT-Bereich und Versand- bzw. Onlinehandel seien viele neue Geschäftsmodelle etabliert worden.

Die konjunkturelle Lage trägt auch das ihrige zu der Entwicklung bei. "Der Restart der österreichischen Wirtschaft wirkt sich auch positiv auf die gegründeten Unternehmen aus", heißt es in der WKO. 15,7 Prozent der Gründer berichten bereits von einer hohen und weitere 34,5 Prozent zumindest von einer geringen Nachfragesteigerung. (Andreas Danzer, 2.8.2021)