Arbeitsminister Kocher präsentierte die aktuellen Zahlen am Montag. Abgesehen vom langsamen Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit sind sie durchaus erfreulich.

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Wien – So dramatisch es mit der Wirtschaft in den Corona-Monaten bergab ging, so rasch geht es jetzt bergauf. Das macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. "Überraschend schnell" schreite die Erholung voran, konstatierte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bei der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen am Montag.

Noch zum Jahresbeginn habe man mit deutlich mehr Arbeitslosen im Sommer gerechnet. Also alles eitel Wonne? Wohl noch nicht: Ende Juli waren immer noch rund 344.000 Menschen ohne Job. Das sind vor allem dank des Wiederanspringens des Tourismus rund 16.000 weniger als vor einem Monat. 282.685 Personen waren beim AMS arbeitslos gemeldet, die Anzahl der Schulungsteilnehmer ging um rund 10.000 auf 61.254 zurück. Damit nähert sich die Lage am Arbeitsmarkt schon wieder dem Vorkrisenniveau: Laut Kocher sind derzeit noch 10.900 mehr Menschen arbeitslos gemeldet als vor der Krise.

Richtung Vorkrisenniveau

Die Arbeitslosenquote beträgt 6,7 Prozent und liegt damit nur noch knapp über der Marke von Juli 2019 mit 6,5 Prozent. In den Bundesländern Kärnten und Niederösterreich wurde überhaupt schon wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Wenig überraschend ist der Rückgang in Gastronomie und Hotellerie besonders deutlich. Waren im Juli 2020 in diesem Sektor 51.000 Menschen ohne Job, sind es derzeit nur noch 27.000. Wobei dies auch nach wie vor jene Branche ist, in der Mitarbeiter besonders gesucht sind.

Die Gründe dafür sind mehrschichtig, wie AMS-Chef Johannes Kopf einmal mehr im ORF-Radio erläuterte. Die einschlägigen Unternehmen hätten ihren Betrieb heuer ziemlich gleichzeitig hochgefahren. Zur ohnehin hohen Fluktuation in der Branche kommt, dass sich nicht nur Saisonkräfte aus dem Ausland mittlerweile auch anderweitig umgesehen hätten. Rund 35.000 sind seit 2019 aus der Branche abgewandert, einige Tausend haben sich selbstständig gemacht, wie DER STANDARD berichtete.

Mitarbeiter gesucht

Fachkräfte gesucht, heißt es aber ohnehin nicht nur in der Tourismusbranche. Das liegt auch an der steigenden Nachfrage, denn die Betriebe stellen wieder ein. Die Anzahl der offenen Stellen liegt mit rund 113.000 auf Rekordniveau – Ende Mai waren es noch um 12.000 weniger. Inklusive Lehrstellen sind es jetzt sogar 120.000.

AMS-Chef Johannes Kopf spricht im ORF von einem regelrechten "Wirtschaftsboom", der auch schon wieder zu einer Knappheit bei Arbeitskräften führe. So stünden auf der Mangelberufsliste "zuallererst eine ganze Reihe von Bauberufen", war doch die Baubranche von der Krise kaum betroffen. Bei Dachdeckern etwa gibt es laut Kopf österreichweit nur 60 Arbeitslose aber 240 offene Stellen. Ähnlich sei die Knappheit bei Maurern oder etwa auch bei Elektroinstallateuren. "Da und dort" zeichne sich auch schon wieder ein Mangel in der Industrie ab, was Kopf als "erfreulich" klassifiziert, deute es doch auf einen längerfristigen Aufschwung hin.

Langzeitarbeitslosigkeit bleibt hoch

Nur langsam kommt die Erholung am Arbeitsmarkt bei den Langzeitarbeitslosen an. Die Langzeitarbeitslosigkeit sei noch deutlich höher als vor der Corona-Krise, sagt Arbeitsminister Kocher. Seit dem Höhepunkt Ende April sei sie aber immerhin um rund 18.000 auf 130.000 zurückgegangen.

AMS-Chef Kopf verweist auf die Förderungen, die der Staat in diesem Bereich lockermache, und nimmt auch die Wirtschaft in die Pflicht. Er appelliert an die Unternehmen, auch Älteren eine Chance zu geben. Gerade jetzt, wo die Klagen über Fachkräftemangel wieder steigen, müssten sich "die Betriebe wieder mehr bemühen". (Regina Bruckner, 2.8.2021)