All die Spekulationen über kommende Pixel-Smartphones finden nun ein überraschendes Ende – und zwar durch Google selbst: Obwohl der offizielle Launch erst in einigen Wochen erfolgen soll, nennt der Android-Hersteller nun bereits die ersten Details zu seiner nächsten Smartphone-Generation – samt offiziellen Bildern. Doch auch wenn sich Pixel 6 und Pixel 6 Pro rein äußerlich stark von früheren Pixel-Geräten unterscheiden, so ist das wahre Highlight doch im Inneren versteckt.

Tensor

Unter dem Namen "Tensor" hat Google einen eigenen "System on a Chip" (SoC) entwickelt, der bei Pixel 6 und Pixel 6 Pro sein Debüt geben und damit statt der bisher genutzten Qualcomm-Chips zum Einsatz kommen soll. Bei Details zu dessen Leistungsfähigkeit gibt man sich derzeit in vielen Bereichen noch vage, gegenüber "The Verge" ist lediglich die Rede davon, dass CPU- und Grafikleistung vergleichbar zu anderen Top-Prozessoren sein sollen. Mit einer entscheidenden Ausnahme: Der Fokus der Entwicklung lag nämlich auf den KI-Fähigkeiten des Chips, hier sei man mit konventionellen Chips an eine Wand gelaufen, heißt es in der offiziellen Ankündigung. Also habe man sich dazu entschlossen, einen eigenen SoC zu entwickeln, um wesentlich anspruchsvollere Maschinenlernaufgaben als bisher abwickeln zu können.

Pixel 6 und 6 Pro in all den geplanten Farbvarianten. Das Pro-Modell ist jenes mit größerem Abstand vom Kameramodul zum oberen Rand des Geräts.
Grafik: Google

Als Beispiele verweist man dabei vor allem auf zwei Gebiete: Spracheingabe und Kamera. So soll etwa die Spracherkennung direkt am Gerät nun nicht nur noch einmal flotter, sondern auch zuverlässiger laufen. Vor allem aber sollen damit Live-Übersetzung zwischen mehreren Sprachen möglich werden – und zwar wie gesagt ganz ohne Internetanbindung.

Großes Update für die Kamera

Für viele wohl noch spannender dürfte der Kamera-Bereich werden. Nachdem Google hier seit Jahren mehr oder weniger unverändert die gleiche Hardware verwendet hat, gibt es dieses Jahr nicht nur neue – und deutlich stärkere – Bildsensoren, sondern eben auch neue Möglichkeiten dank des Tensor-Chips. So sollen die neuen Pixel-Smartphones erstmals auch HDR auf Videos anwenden können, wie man es bisher schon bei Fotos macht. Dies verspricht potenziell einen deutlichen Sprung bei der Videoqualität von Smartphones.

Doch auch sonst soll der eigene Chips für allerlei fortgeschrittene Kameratricks genutzt werden. Ein Schwachpunkt aktueller Smartphone-Kameras bleiben bisher sich rasch bewegende Motive. Wer etwa öfters Kinder oder Haustiere fotografiert, dürfte sich oftmals mit unscharfen Bildern konfrontiert sehen. Dem arbeitet das Pixel 6 mit einem interessanten Ansatz entgegen: Neben der Serie an Bildern, die von der Hauptkamera aufgenommen und für das fertige Bild kombiniert werden, kommen nun auch noch parallel getätigte Aufnahmen von der Ultraweitwinkelkamera hinzu. Wie groß der daraus resultierende Unterschied in der Praxis ist, muss sich freilich erst zeigen, wenn auch Dritte die Kamera wirklich unabhängig testen konnten.

Grafik: Google

Zugabe

Apropos Kameras: Google bestätigt auch, was bereits vor einigen Wochen durchgesickert ist: Während das Pixel 6 neben der Hauptkamera "nur" eine Ultraweitwinkelkamera aufweisen soll, gibt es beim Pro-Modell zusätzlich noch eine Telefotokamera. Deren optische Vergrößerung liegt laut dem Hersteller bei Faktor 4, es dürfte sich also um ein Modell im Periskopaufbau handeln. Deutliche Verbesserungen soll es aber auch beim Hauptsensor geben, dieser soll 150 Prozent mehr Licht als der zuvor genutzte Chips einfangen können, er dürfte also erheblich größer sein und sich so auch am Abend besser schlagen.

Neben der Leistungsfähigkeit wirbt Google für seinen Chip aber noch mit einem anderen Punkt: der Sicherheit. So wird es mit Titan M2 eine neue Version von Googles eigenem Chip für Hochsicherheitsaufgaben geben. Zudem ist von einem neuen "Sicherheitskern" in "Tensor" die Rede. Damit könnte es sich um eine Hardware gewordene Ausformung des "Private Compute Core" in Android 12 handeln, der für die Absicherung von aus einer Privacy-Perspektive besonders sensiblen Aufgaben – also der Verarbeitung privater Daten für Maschinenlernaufgaben – gedacht ist. Oder aber Google meint damit dann doch nur die Aufnahme des Titan M2 direkt auf den Tensor-SoC – der Blogeintrag ist in dieser Hinsicht etwas unklar formuliert.

Bildschirm

Ein weiteres Detail aus dem "Verge"-Bericht: Laut Googles Hardwarechef Rick Osterloh soll es zusätzlich einen besonders stromsparenden Kern geben, der für "Always on"-Aufgaben zuständig ist – also etwa das Ambient-Display. Dieser soll gerade im Standby-Modus weiter beim Stromsparen helfen. Ebenfalls nur bei "The Verge" bestätigt Google, dass das Pixel 6 einen 6,4 Zoll großen FHD+-Bildschirm mit einer 90-Hz-Bildwiederholfrequenz bieten soll, während es beim Pixel 6 Pro ein 6,7-Zoll-QHD+-Display mit 120 Hz gibt. Der Bildschirm des Pixel 6 soll komplett flach sein, während jener des Pro-Modells eine sehr leichte seitliche Abrundung aufweisen soll.

Made by Google

Material-You-Design

Mit der Ankündigung wird aber auch das Design des Pixel 6 und Pixel 6 Pro bestätigt – und es entspricht tatsächlich weitgehend jenen Render-Grafiken, die bereits vor einigen Wochen von Leakern veröffentlicht wurden. Dazu gehört vor allem jener breite Balken an der Rückseite, in dem die neuen Kameras untergebracht sind. Wirklich neu sind insofern nur die Details zu Materialien und Farben: So wird das Pixel 6 Pro eine glatte Aluminium-Rückseite aufweisen, während der Look des Pixel 6 matt sein soll. Sämtliche kommenden Farbvarianten können bereits im offiziellen Google-Store-Eintrag angesehen werden. Dass der Look gewisse Ähnlichkeiten zum "Material You"-Design von Android 12 aufweist, ist dabei auch kein Zufall, wie Google betont.

Offen lässt Google eine der mit der meisten Spannung erwarteten Fragen: So hieß es in einem früheren Leak, dass das Pixel 6 gleich fünf Jahre lang neue Android-Versionen erhalten soll – was einer erheblichen Ausweitung des Update-Versprechens entsprechen würde. Bis zu einer offiziellen Bestätigung muss man sich in dieser Hinsicht also wohl noch ein bisschen gedulden.

Das Pixel 6
Foto: Google
Pixel 6 Pro – mit anderen Farben und einer Kamera mehr.
Foto: Google

Offene Fragen

Ähnlich sieht es bei Fragen zu Preis und Verfügbarkeit aus. Insofern ist einmal mehr unklar, ob es die neue Hardwaregeneration zur Abwechslung auch einmal offiziell in Österreich geben wird. Deutschland kann hingegen als Fixstarter angenommen werden, dort findet sich wie gesagt schon eine Preview-Seite für die neuen Smartphones im Google Store. All diese Fragen sollten dann beim offiziellen Launch geklärt werden, der für Ende September / Anfang Oktober erwartet wird. Eines macht Osterloh aber schon jetzt klar: Dieses Jahr soll deutlich mehr Geld in die Bewerbung der Pixel-Geräte fließen, man wolle Markanteile gewinnen – ob von Samsung oder Apple, sei dabei egal. Das Pixel 6 sei nun wirklich das Google-Phone – und so werde man es auch vorantreiben. (Andreas Proschofsky, 2.8.2021)