Demir schoss im Test beim VfB Stuttgart ein Tor und zeigte auch mit Dribblings auf.

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Testspiel live: Salzburg vs. Barcelona, 19 Uhr

Natürlich kennt Yusuf Demir die Red-Bull-Arena in Salzburg. Der 18-Jährige ist ja nach wie vor Rapidler, allerdings hat ihn der FC Barcelona ausgeliehen. Um kolportierte 500.000 Euro. Sollte er überzeugen, wovon eher auszugehen ist, wird er nach der Saison um festgeschriebene zehn Millionen fix erworben. Für spanische Verhältnisse ist das eine läppische Summe.

Der Deal wurde am 9. Juli bekanntgegeben, Rapids Sportgeschäftsführer Zoran Barisic hatte zuvor den Vertrag mit Demir bis 2023 verlängert. Sollte das Supertalent in Barcelona wider Erwarten scheitern, käme er retour nach Hütteldorf. Was auch kein Beinbruch wäre. Zumindest für Rapid.

Topklubs in Salzburg

Der FC Barcelona gibt sich die Ehre. Er besucht am Mittwoch freilich nicht Rapid, sondern Meister Red Bull Salzburg. Das Stadion ist mit 29.520 Zuschauern ausverkauft, die Partie wird vom Haussender Servus TV in 30 Länder übertragen (Anpfiff 19 Uhr), auch nach Indien und Indonesien. Ein gutes Geschäft. Barça hat weniger als eine halbe Million Euro Antrittsgeld verlangt.

Vor ein paar Tagen war ja Spaniens Meister Atlético Madrid zu Gast (um eine ähnliche Summe), Salzburg gewann vor 21.000 Fans 1:0. Wobei der Gegner nicht mit der Einsergarnitur angetreten ist.

Laporta hofft auf Messi

Salzburg ist mittlerweile ein beliebter Prüfstein für die Allergrößten des Fußballs. Der Allerbeste, nämlich Lionel Messi, fehlt. Der 34-jährige Argentinier genießt nach dem Gewinn der Copa América mit seinem Heimatland einen verlängerten Urlaub und hat offiziell noch keinen neuen Vertrag unterschrieben.

"Wir tun alles, was möglich ist, und es geht gut voran", sagte Barcelonas Präsident Joan Laporta. Dem Vernehmen nach liegt ein neuer Fünfjahresvertrag zu leicht reduzierten Bezügen auf dem Tisch. Laporta: "Ich habe jede Nacht süße Träume von Messi, und hoffentlich werden sie weitergehen."

Starensemble

Demir wird gegen Salzburg wohl Messis Position am rechten Flügel einnehmen, was auch ein süßer Traum ist. Natürlich ist der junge Wiener (noch) eine Taschenbuchausgabe des Primgeigers. Am vergangenen Samstag hat er sein erstes Tor für Barcelona erzielt, das 2:0 gegen Stuttgart, Endstand 3:0. Nach Vorlage von Antoine Griezmann traf er aus kurzer Distanz, kein Meistwerk, aber ein Meilenstein.

Salzburg testet gegen spanische Topklubs. Nach Atletico Madrid kommt nun Barcelona nach Österreich.
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"Ich wusste, dass er den Ball dorthin spielen wird", sagte Demir. Er sei "dankbar" für die Chance, die der Klub ihm gebe. "Das Gefühl, hier zu spielen, ist unglaublich. Ein Traum, der wahr wird. Ich hoffe, dass ich weiter in der ersten Mannschaft dabei bin." Es muss doch eine radikale Umstellung sein, noch vor ein paar Monaten kamen Pässe – bei allem Respekt – von Christoph Knasmüllner oder Maximilian Ullmann. Nun sind die handelnden Personen Memphis Depay, Sergio Busquets oder Griezmann.

Demir ist nach wie vor für die zweite Mannschaft vorgesehen, die in der dritten spanischen Liga beschäftigt ist. Laut Medienberichten hat sich die Rapid-Leihgabe aber in Windeseile ins Herz von Trainer Ronald Koeman gespielt und teamintern etwa La-Masia-Absolvent Alex Collado den Rang abgelaufen. Collado soll verliehen werden.

Rapid: Kein Marketingverein

Bei Rapid debütierte Demir als 16-Jähriger, in zwei Saisonen kam er auf eher mickrige 31 Pflichtspieleinsätze (sechs Tore), nur siebenmal stand er in der Startformation. Trainer Didi Kühbauer musste sich den Vorwurf gefallen lassen, das Supertalent zu selten eingesetzt zu haben. Er stritt das beharrlich ab, betrachtete ihn als Joker, der in der Lage ist, einem Spiel eine Wende zu geben. Natürlich eine positive Wende.

Ob der Marktwert mit mehr Einsätzen höher gewesen wäre, sei dahingestellt. Barisic sagt: "Wir sind kein Marketingverein." Der Deal sei für alle Beteiligten zufriedenstellend. "Yusuf wollte unbedingt zu Barcelona, es war sein Traum. Und ich hatte keine Stapel von Angeboten auf meinem Tisch. Ich glaube an den Burschen und wünsche ihm, dass er sich dort durchsetzt."

Es ist lange her

Barcelona ist zuletzt 1993 in Österreich tätig gewesen, die Wiener Austria wurde in der Champions League im Happel-Stadion 2:1 geschlagen. Das Ferslertor von Andreas Ogris war trotzdem wunderbar.

Die Mannschaft ist bereits am Dienstag in Salzburg eingetroffen, sie reiste aus dem Trainingslager in Donaueschingen an. Unmittelbar nach der Partie folgt der Heimflug nach Barcelona. Marc-Andre ter Stegen, Gerard Pique, Jordi Alba, Busquets, Griezmann oder Kun Aguero sind dabei, Koeman wird wohl alle Kapazunder bringen.

Salzburger Vorfreude

Matthias Jaissle, Salzburgs Trainer, lechzt nach der nächsten großen Herausforderung. Das Match steht unter dem Motto "Zurück zur Emotion", man will den Fans Freude bereiten. Wegen Corona waren sie lange ausgesperrt.

"Für Barcelona geht in eineinhalb Wochen die Meisterschaft los, was bedeutet, dass sie in der Vorbereitung sehr weit sind. Dadurch bietet sich für unsere junge Mannschaft in diesem Spiel wieder eine gute Möglichkeit, von den Besten zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Klar ist dabei auch, dass es ein anderes Spiel als jenes gegen Atlético wird. Barcelona legt großen Wert auf Ballbesitz." Yusuf Demir kann das bestätigen. (Christian Hackl, 4.8.2021)