Junge ORF-MitarbeiterInnen fordern in einem Brief planbare und faire Arbeitsverhältnisse.

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Wien – Nur wenige Tage vor der Wahl des neuen ORF-Generals machen rund 40 junge ORF-Journalistinnen und Journalisten in einem Brief an die ORF-Führung auf ihre "prekären Vertragsverhältnisse" aufmerksam, der Brief liegt "Dossier" vor. "Viele von uns werden über Jahre hinweg mit befristeten Verträgen abgespeist", heißt es darin. "Unser Arbeitsalltag ist geprägt von (...) struktureller Benachteiligung gegenüber anderen Kolleg:innen und Perspektivenlosigkeit für unsere langfristige Lebensplanung". Die Personalsituation in den Redaktionen sei "schon jetzt zunehmend schwierig, unsere Vertragsverhältnisse verschärfen diese Situation nur noch zusätzlich".

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern etwa "klare, planbare und faire Arbeitsverhältnisse", unbefristete Fixanstellungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dies anstreben, abgesicherte Arbeitsverhältnisse und faire Honorare für Freie, Anpassung der Verträge an die Arbeitsrealität sowie eine transparente und nachvollziehbare Personalplanung.

Fallbeispiele

"Dossier" liegt auch eine Liste von anonymisierten Fallbeispielen vor, darin heißt es u.a. "Die Honorarstruktur bei Ö1 erlaubt mir nicht mehr als ein Leben am und unter dem Existenzminimum" oder "Zeitweise konnte ich nicht einmal meine Miete zahlen", "Ich arbeite seit mittlerweile fast fünf Jahren im Unternehmen und sitze auf der dritten Karenzstelle. Das Zittern, wenn der Vertrag abläuft, war jedes Mal sehr belastend und hat sich teils über Wochen gezogen".

Der Brief der ORF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde laut "Dossier" neben dem amtierenden ORF-Chef Alexander Wrabetz auch seine Herausforderer Thomas Prantner, Lisa Totzauer und Roland Weißmann zugestellt.

"Es war prinzipiell gut, dass die betroffenen Mitarbeiter in Arbeitsverhältnissen jenseits der restriktiven Aufnahmekriterien angedockt haben. Aber jetzt muss die Situation geregelt werden. Das war und ist im Laufen", sagte ORF-Chef Wrabetz zur APA. Der Großteil der Fälle werde bis zum Ende des 3. Quartals gelöst sein, kündigte Wrabetz an. Hinsichtlich Freier Radiomitarbeiter sei die Situation komplex. "Aber auch da müssen wir schauen, pragmatische Lösungen zu finden", so der ORF-Generaldirektor, der betonte, seit längerem mit Christiana Jankovics aus dem ORF-Zentralbetriebsrat in Verbindung zu stehen.

"Für den Fall, dass ich nächste Woche zum Generaldirektor gewählt werden würde, würde ich mir natürlich jeden einzelnen Fall sehr genau anschauen", teilte ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann gegenüber "Dossier"-Journalist Ashwien Sankholkar schriftlich mit. So etwas dürfe keinesfalls auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden. "Mein Prinzip ist: Wer für den ORF arbeitet, muss auch davon leben können", so Weißmann. Auch ORF-1-Channelmanagerin Lisa Totzauer und ORF-Technik-Vizedirektor Thomas Prantner kündigten gegenüber dem "Dossier" an, die Missstände beseitigen zu wollen. (red, APA, 4.8.2021)