Foto: Vicarious Visions

Es waren turbulente Wochen für den Spielegiganten Activision Blizzard, der unter anderem für Blockbuster wie "World of Warcraft" oder "Diablo" verantwortlich ist und jährlich einen Umsatz von etwa 7,2 Milliarden Euro macht. Eine Klage wegen sexueller Übergriffe und Herabwürdigungen von Mitarbeiterinnen führten zuletzt neben Solidaritätsbekundungen von Kollegen und Protesten der millionenfachen Spielergemeinde, zu Rücktritten an der Führungsspitze. Um dem neuen Stil bei der weltgrößten Spieleschmiede ein Gesicht zu geben, rückt die ehemalige Vizepräsidentin Jennifer Oneal auf den Chefsessel.

Klassischer Werdegang

Es ist ein klassischer Weg in der Branche, den Oneal gegangen ist. 1998 fängt die begeisterte Spielerin als Testerin an. Ihr erstes eigenes Projekt feiert sie ein Jahr später bei Lucasfilm Games, dem Studio von Regisseur George Lucas. Bei "Indiana Jones and the Infernal Machine" zeichnet Oneal als Koordinatorin verantwortlich. Nach einer Zwischenstation als Senior Producer bei Activision, wo sie mehrere große Produktionen leitet, wechselt sie 2008 in einer ähnlichen Rolle zu Vicarious Visions, bei dem sie 2016 Leiterin des ganzen Studios wird. Im Jänner 2021 wechselt sie in der Rolle der Vizepräsidentin zum Mutterkonzern ihres Studios, Blizzard. Eine Bilderbuchkarriere.

Der Weg von Oneal ist nahezu einzigartig, in einer Industrie, die wie viele andere Technologie-Branchen Probleme hat, Frauen in Führungspositionen zu heben. Noch immer sind laut Statistik vier von fünf Repräsentanten in der noch immer wachsenden Gaming-Industrie männlich. Oneal ist sich ihrer Mentorenrolle allerdings schon lange bewusst. Seit 2015 engagiert sie sich bei mehreren Initiativen für die Unterstützung junger Frauen, tritt regelmäßig auf Panels zu dem Thema auf und betont auch in Interviews immer wieder die Vorteile einer diversen Belegschaft.

Es wartet viel Arbeit

Bei ihrem Arbeitgeber wartet neben der Leitung unzähliger Projekte, nun auch die Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe gegenüber Mitarbeiterinnen. Für die Klage des Staates Kalifornien, der sich mehrere Ex-Blizzard-Mitarbeiterinnen angeschlossen haben, wird die neue Führungskraft als Entschuldigung nicht reichen. Auch, weil an der Spitze des noch stärkeren Firmenarms, Activision, weiterhin Männer sitzen, die das unrühmliche Verhalten intern offenbar sogar bewusst nicht unterbunden haben. (Alexander Amon, 4.8.2021)