Kronehit-Chef und langjähriger Mediaprint-Justitiar Ernst Swoboda bei den Medientagen 2017.

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Wien – Ernst Swoboda, der den privaten Radiosender Kronehit zum wirtschaftlichen Erfolg geführt hat, ist Mittwoch mit 62 Jahren an schwerem Leiden gestorben. Der so gefürchtete wie beachtete Medienrechtler, er war lange Justitiar der Mediaprint, übernahm den Privatsender von "Krone" und "Kurier" im Frühjahr 2004, damals durchaus eine überraschende Besetzung.

Noch im Juli kündigte Swoboda eine Beschwerde von Kronehit gegen die GIS-Gebühren an. Swoboda argumentierte die Beschwerde mit mangelnder öffentlicher Kontrolle. Er verwies auf ein über sieben Jahre laufendes Verfahren nach einer von ihm konzipierten Beschwerde von Privatsendern über aus deren Sicht nicht gesetzeskonforme Programmierung von ORF-Radios, insbesondere von Ö3.

Jüngeres Ö3

Die "Krone" versuchte schon ab 2001 mit wechselndem Management und überschaubarem Erfolg, ein überregionales Privatradioprogramm zu etablieren. Erst mit Gesetzesänderungen 2004, die eine bundesweite Lizenz ermöglichten, und Swoboda als Geschäftsführer gelang das Programm. Swoboda positionierte den Sender zusammen mit dem langjährigen Programmchef Rüdiger Landgraf als jüngere, aber breite Alternative zu Ö3.

Kronehit, nun gemeinsamer Sender der beiden Mediaprint-Blätter "Krone" und "Kurier", die dafür ihre Lizenzen zusammenlegten und viele weitere dazukauften und beantragten, schaffte mehrstellige Millionen-Ergebnisse, die Größenordnungen des vielfach größeren Mutterkonzerns Mediaprint erreichten.

ORF-Beschwerden

Jurist Swoboda sicherte den Sender auch mit Verfahren gegen private Mitbewerber vor der Medienbehörde ab. Zugleich war er, auch als Präsident des Privatsenderverbands, einer der Köpfe hinter Programmbeschwerden gegen den ORF – die immerhin zur Feststellung führten, dass das ORF-Fernsehen jedenfalls bis 2010 nicht gesetzeskonform programmiert war. Die Beschwerde gegen die Programmierung der ORF-Radios zog sich schließlich über viele Jahre und Instanzen.

Swoboda führte mit Kronehit auch mehrere Verfahren gegen die GIS – etwa gegen Ungleichbehandlung durch Gebührenpflicht alleine für Rundfunkempfang, aber nicht für Streaming.

Seine Agenden übernimmt nun Prokurist Mario Frühauf, wie es seitens des Senders in einer Aussendung heißt. "Wir verneigen uns vor der liebenswürdigen Persönlichkeit, dem unbestechlichen Charakter und seinem umfangreichen Wissen. Wir alle werden ihn vermissen", so Programmdirektorin Dani Linzer und Rüdiger Landgraf.

"Wir haben einen wichtigen Kollegen und wertvollen Menschen verloren", würdigte "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand den Verstorbenen. Und "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger bezeichnete Swoboda als den "wichtigsten Medienmanager im Privatradiobereich".

Auch der Verband der Österreichischen Privatsender zollte seinem langjährigen Vorsitzenden den höchsten Respekt. "Ernst Swoboda hat die österreichische Privatradiobranche geprägt wie kaum ein anderer", hieß es in einer Aussendung: "Sein Sachverstand, seine Erfahrung und sein Scharfsinn waren stets aufs Neue beeindruckend. [...] Er war einer, der niemals aufgab und immer neue Wege suchte, um ein Problem anzugehen, auch wenn andere längst kapituliert hatten. Er imponierte mit seinem Kampfgeist, seiner Unerschrockenheit und seinem Durchhaltevermögen."

"Innovativer Medienmacher"

Auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, mit dessen Haus Swoboda in seiner Funktion als VÖP-Funktionär zahlreiche Sträuße ausgefochten hatte, würdigte den Verstorbenen am Donnerstag als "innovativen Medienmacher, der die Weiterentwicklung des Medienstandortes Österreich ganz wesentlich mitgeprägt und sich große Verdienste um das österreichische Radio erworben hat!"

Tief betroffen zeigte sich schließlich auch Markus Breitenecker, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe: "Ernst Swoboda war der beste Radiochef der Nation und der unermüdliche Kämpfer für Privat-Medien schlechthin. Ich habe ihn bewundert." Swoboda sei intelligent, humorvoll, trocken, schnörkellos und uneitel gewesen.

Mit Betroffenheit und großer Anteilnahme reagieren auch Oliver Stribl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien), und Michael Ogris, Vorsitzender der Medienbehörde KommAustria. "Herrn Dr. Swoboda gebührt der Respekt für eine der prägendsten Persönlichkeiten des österreichischen Rundfunkmarktes, dem die Branche insgesamt und das bundesweite Privatradio Kronehit sehr viel zu verdanken haben."

Auch der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) würdigte Swoboda. Mit seinem unermüdlichen jahrzehntelangen Engagement für das österreichische Verlagswesen habe er "überaus präzise und nachhaltig" dessen Standards geprägt.

Und schließlich reihten sich auch hohe politische Repräsentanten am Donnerstag in die Reihe der Würdigungen ein, darunter Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der betonte, dass Swoboda mit seinem tagtäglichen Engagement bewiesen habe, dass ein erfolgreiches und beliebtes Privatradio in Österreich wirklich möglich sei. "Bis zuletzt setzte sich Ernst Swoboda für Qualitätsjournalismus und Medienvielfalt in Österreich ein", so Kurz. Der Grüne-Vizekanzler Werner Kogler konstatierte indes via Twitter: "Ernst Swoboda hat Österreichs Medienvielfalt geprägt und vielen Menschen unzählige Stunden Unterhaltung beschert." (fid, APA, 5.8.2021)