Die Aufarbeitung der Causa Ischgl beschäftigt nach wie vor die Justiz.

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Innsbruck/Wien – Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat ihren Vorhabensbericht zur Causa Ischgl an das Justizministerium übermittelt, wo nun bis zum Herbst über das weitere Vorgehen entschieden wird, wie Sprecher Hansjörg Mayr bestätigt. Ob es zu einer Anklage gegen die fünf als Beschuldigte geführten Tiroler kommt, ist ihm zufolge noch offen. Neben Landesamtsdirektor Herbert Forster stehen der Landecker Bezirkshauptmann Markus Maaß, zwei seiner Mitarbeiter sowie Ischgls Bürgermeister Werner Kurz im Zentrum der Ermittlungen.

Zu den zentralen Fragen der Causa Ischgl zählen die Vorkommnisse am Freitag, den 13. März 2020. An diesem Nachmittag preschte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit seiner über das Fernsehen verkündeten Quarantäne für das Paznauntal und St. Anton am Arlberg vor. Tausende Urlauber verließen daraufhin fluchtartig die Region, was der Ausbreitung des Virus Vorschub geleistet haben dürfte.

Tirol sieht weder beim Land noch Bund Fehler

Das Nachrichtenmagazin Profil zitiert nun aus dem Vernehmungsprotokoll der Staatsanwaltschaft, die Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) dazu befragt hat. Demnach sei Platter von Kurz zwar über die geplante Quarantäne am 13. März informiert worden, allerdings nicht über den genauen Zeitpunkt und nicht über die Verkündung via TV. Seitens des Landes heißt es, dass die Interpretation, Platter beschuldige Kurz der Nichtinformation, "falsch und nicht zulässig" sei. Alle hätten damals "ihr Bestes gegeben", Bund und Land hätten "die Situation rasch in den Griff bekommen".

Zum Hintergrund: Am 13. März 2020 gab die Tiroler Landesregierung im Rahmen einer Pressekonferenz um 10.30 Uhr in Innsbruck bekannt, dass man ab Sonntag, den 15. März 2020, alle Liftanlagen im Land schließen werde und die Wintersaison somit zu Ende sei. Man wollte damit eine geordnete Abreise von mehr als 100.000 Gästen sicherstellen. Doch am Nachmittag desselben Tages verkündete Bundeskanzler Kurz unvermittelt im Rahmen einer TV-Ansprache, dass das Paznauntal und St. Anton am Arlberg mit sofortiger Wirkung unter Quarantäne gestellt würden. DER STANDARD berichtete damals vom Chaos, das nach dieser Ankündigung in Tirol ausgebrochen ist. Zur Verantwortung schweigen Tirol und Bund bis heute. Nachfragen werden nicht oder ausweichend beantwortet. (ars, 5.8.2021)