Die Sorge ist groß: Ist Lambda ansteckender und umgeht den Impfschutz? Experten beruhigen.

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Es scheint, als würden Meldungen über neue Virusmutationen nicht abreißen wollen. Immer wieder legen sie uns im Kampf gegen die Pandemie Steine in den Weg. Während uns in Europa Delta in Atem hält, wurde in Peru, das von der Pandemie besonders hart getroffen ist, bereits im August 2020 der Stamm einer weiteren Virusvariante entdeckt, die dort das Infektionsgeschehen dominierte und sich auch auf Nachbarländer ausbreitete: Lambda. Wie gefährlich ist die Variante, die nun auch bei uns für Aufregung sorgt?

Noch ist die Studienlage dazu eher schwach. Da Lambda aber möglicherweise Mutationen aufweist, die dabei helfen könnten, den Immunschutz zu umgehen, gab es zuletzt Forderungen, die Variante als besorgniserregend einzustufen.

Wie gefährlich ist die Virusvariante Lambda?

Ob eine Mutation als "variant of interest" oder "variant of concern" ("besorgniserregend") eingestuft wird, entscheidet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bisher gilt Lambda als "variant of interest" – also eine Variante, die beobachtet werden sollte. Da sie aber in höherem Maße ansteckend sein und den Immunschutz umgehen könnte – wie zumindest japanische Wissenschafterinnen und Wissenschafter in einer neuen Studie vermuten –, fordert die Forschungsgruppe deren Einstufung als besorgniserregend. Die Studie ist bis jetzt allerdings nur als Preprint veröffentlicht und wurde also noch nicht von anderen Fachleuten begutachtet.

In welchen Ländern wurde die Variante bislang nachgewiesen?

Die erste Infektion mit der Variante wurde bereits im August 2020 in Peru nachgewiesen. In weiteren fast 40 Staaten traten Infektionen mit Lambda seither auf – die meisten davon in Südamerika. Aber auch in Großbritannien, Spanien und Italien waren bereits Infektionen nachweisbar. Doch sie haben sich – bis auf einige Regionen in den USA – nicht weiter ausgebreitet. In Österreich ist kein Fall bekannt; hier und vielen anderen Staaten ist weiterhin die Delta-Variante vorherrschend.

Könnte Lambda womöglich bei uns Delta ablösen?

Das ist nicht zu erwarten. Jedenfalls hat sich Lambda bisher in keinem Land durchgesetzt, wo Delta dominant ist. Die WHO verweist ebenfalls auf eine nicht allzu starke internationale Ausbreitung von Lambda, während Delta als erste Mutante tatsächlich global werden dürfte. Besonders hoch war der Anteil von Lambda bis jetzt nur in Peru, wo sie in bestimmten Regionen mehr als 70 Prozent erreichte. Die Covid-19-Expertin Maria van Kerkhove von der WHO sagte dazu aber am Mittwoch, dass die Zahlen nicht weiter hochgehen würden, "selbst in Peru nicht". In Peru sei die Variante sogar durch die Gamma-Variante (früher: die "brasilianische Mutante P.1.") verdrängt worden.

Ist Lambda aber vielleicht gefährlicher als Delta?

Auch das scheint eher nicht der Fall zu sein. Carsten Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, bezeichnete die Daten aus Japan am Mittwoch deshalb als "überinterpretiert" und hält den Begriff der "Immunresistenz", den die Forscher wählten, bezogen auf die vorliegenden Daten für "schlichtweg falsch". Diese würden lediglich zeigen, dass Lambda in Laborversuchen etwas ansteckender ist als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als Delta.

Wirkt der Impfschutz dennoch?

Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben das sogenannte Spike-Protein von Lambda untersucht. Drei Mutationen ließen sich beobachten: RSYLTPGD246-253N, 260 L452Q und F490S. Die drei Mutationen tragen möglicherweise dazu bei, dass das Virus weniger gut von Antikörpern neutralisiert werden kann, was bedeutet, dass die Impfung schlechter vor einer Infektion schützen könnte. Mit Sicherheit lässt sich das aber noch nicht sagen. Zwei weitere Mutationen, T76I und L452Q, könnten zudem dazu führen, dass Menschen sich auch leichter mit der Lambda-Variante anstecken.

Lambda könnte dem Immunschutz "etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta", meint dazu Carsten Watzl. Forscherinnen und Forscher aus den USA haben Anfang Juli ebenfalls in einem Preprint Ergebnisse vorgelegt, die darauf hindeuten, dass die derzeit zugelassenen Impfstoffe auch gegen Lambda wirken. (Julia Palmai, 5.8.2021)