Mit dem Tourismus geht es wieder aufwärts, aber es gibt noch Probleme.

Foto: Imago / Sepa

Vom Hausmeister bis zum Küchenchef: Laut dem Gastronomie-Branchenobmann in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, hat ein Drittel der Betriebe ein "veritables Problem, genügend und qualifiziertes Personal zu finden". Das liege auch daran, dass Mitarbeiter während des Lockdowns in andere Branchen gewechselt oder aus dem EU-Ausland (noch) nicht zurückgekehrt sind.

Personal fehlt laut Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie vor allem in Küche und Service. Allein zwischen Mai und und Juni ist die Zahl der offenen Stellen in der Branche um 4.000 gestiegen. "Aktuell haben wir ein Delta von 21.000 Beschäftigten, die im Juli und August fehlen", sagte Kraus-Winkler am Donnerstag.

Verlängerung der Steuersenkung

Seit 1. Juli 2020 gilt ein verringerter Mehrwertsteuersatz von fünf statt zehn Prozent für Beherbergung sowie die Abgabe von Speisen und Getränken in Gastronomie und Hotellerie. Diese Maßnahme ist bis 31. Dezember 2021 befristet. Pulker fordert nun eine Verlängerung um ein weiteres Jahr. Er ist überzeugt, dass eine solche Verlängerung auch EU-rechtlich halten kann. "Das wird die EU und auch der österreichische Staat überleben. Das Geld steckt sich niemand in die eigene Tasche, stattdessen wird es reinvestiert." Auch in Deutschland wurde die Mehrwertsteuer im Juli 2020 gesenkt, um der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Die Senkung galt für sechs Monate und endete am 31. Dezember 2020.

Optimistische Stimmung

Trotz aller Widrigkeiten der vergangenen eineinhalb Jahre geben 47 Prozent der Gastronomen und Hotelbetreiber in einer Telefonumfrage des Market-Instituts an, mit der laufenden Sommersaison zufrieden zu sein, 19 Prozent sind sogar sehr zufrieden. Die Mehrheit der 500 Befragten rechnet mit einer Auslastung von 44 Prozent.

Generell sei diese Zufriedenheit aber differenziert zu betrachten. "Im Osten und Süden sind die Befragten zufriedener als im Westen", sagt Susanne Kraus-Winkler. Auch in den Städten sei die Stimmung wesentlich gedämpfter als auf dem Land. Das liegt laut Kraus-Winkler daran, dass ein Drittel der Stadthotels mit einer Auslastung von nur zehn bis 15 Prozent rechnet.

Ein ähnliches Stadt-Land-Gefälle zeigt sich in der Gastronomie. Auf dem Land sei sowohl der Optimismus als auch der Umsatz "schaumgebremst", sagt Pulker. Vor erheblichen Problemen stünden einerseits "Landwirtshäuser", aber auch Restaurants in Städten, die auf Gruppenreisen spezialisiert sind. "Diese Betriebe sind teilweise sogar geschlossen", so Pulker. Allein der gehobenen Gastronomie gehe es gut.

Grüner Pass gibt Hoffnung

Eine weitere Veränderung im Buchungsverhalten sei die verstärkte Bedeutung der Stornierungsoption. Buchungen erfolgen immer kurzfristiger, was die Planung schwieriger mache. Großes Vertrauen setzen die Betriebe in die Impfung und den grünen Pass. 54 Prozent geben an, dass dadurch wieder mehr ausländische Gäste nach Österreich kommen werden. Das führt auch zu einer guten Stimmung: 82 Prozent blicken positiv in die Zukunft. (Julia Beirer, 5.8.2021)